Kapitel 10

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Nach langer Zeit wird dieser Geschichte auch mal wieder ein Kapitel hinzugefügt! Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.

Viel Spaß!

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„Folge mir", lächelt er, während er mich durch das Museum zu einem Seitenausgang führt. Irritiert sehe ich ihn an und ein wenig mulmig wird mir doch:„ Wo bringen Sie mich hin?"

Er stößt die schwere Tür auf, die nach draußen führt, antwortet mir jedoch nicht. Dann winkt er mir zu und animiert mich, ihm zu folgen. Aber ich kann doch nicht einfach mit einem wildfremden Mann mitgehen! Schon als kleines Kind hat Mum mir eingetrichtert, bloß nicht mit Fremden zu reden, beziehungsweise sogar mit ihnen mitzugehen.

Ich verstoße, sollte ich mit Will mitgehen, gegen alles, was Mum mir zu diesem Thema beigebracht hat. Aber andererseits weiß er von der roten Linie, die anscheinend sonst keiner gesehen hat. Selbst Clarissa hat mich wahrscheinlich für verrückt erklärt. Nervös kratze ich mich am Arm. Was mache ich bloß?

„Also, wenn du wissen willst, was es mit der roten Linie auf sich hat, dann komm mit mir. Ich kann dich nicht zwingen", erwidert er gelassen und stemmt die Hände in die Hüften. Ich werfe einen Blick nach hinten ins Museum, wo gerade Clarissa und einige Mitschüler um die Ecke biegen.

„Jetzt oder nie!", flüstert Will eindringlich und noch ehe ich reagieren kann, umklammert er mein Handgelenk und zieht mich mit sich. Die Tür fällt hinter uns ins Schloss.

„Und wo bringen Sie mich hin?", frage ich vorsichtig ein weiteres Mal, während wir uns schnell vom Museum entfernen. Ich spiele mit dem Gedanken, Clarissa eine SMS zu schreiben, damit sie sich keine Sorgen macht, aber den Gedanken verwerfe ich schnell wieder. Was soll ich ihr denn schreiben?

Ich kann ja schlecht sagen, dass ich mich dazu entschlossen habe, mit einem Fremden mitzugehen, der von der roten Linie weiß. Sie würde mich direkt in die Irrenanstalt schicken. Am besten behalte ich mein Handy griffbereit und wenn mir etwas komisch vorkommt, rufe ich sofort Mum an.

„Wir sind gleich da", erwidert Will, der vorausgeht, „kannst du die Linie noch sehen?" Da muss ich nicht lange suchen. Sie leuchtet direkt vor mir strahlend hell auf dem Gehweg.

„Kannst du sie auch sehen?", frage ich ihn ein weiteres Mal.

„Nein. Ich brauche sie auch nicht mehr zu sehen, ich weiß ja, wo sie mich hinführt", lacht er und eilt weiter. Stirnrunzelnd folge ich ihm. Er hatte sie also mal gesehen. Trotzdem bringt mich das nicht weiter, ich weiß immer noch nicht, wohin er mich bringt.

„Wir sind da!" Feierlich verweist er auf eine kleine Wiese, auf der ein einziger verdorrter Baum steht. Seine kahlen Äste sind verdreht und verbogen. In der Mitte des Stammes klafft ein großes Baumloch. Fragend sehe ich mich um. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, aber dies hier sicherlich nicht. Ich dachte, es würde spektakulärer werden. Die rote Linie ist verschwunden.

„Geh zum Baum." Langsam schüttele ich den Kopf. Mir wird es jetzt langsam zu unheimlich.

„Ich-nein. Ich würde es vorziehen, nach Hause zu gehen", murmele ich und will mich umdrehen, doch Will steht bereits wieder vor mir.

„Geh zum Baum!", knurrt er erneuert und diesmal spüre ich die Wut, die er zu unterdrücken versucht. Erschrocken weiche ich zurück, doch Will umklammert mein Handgelenk und zieht mich mit sich. Ich will schreien, doch meiner trockenen Kehle entweicht kein einziger Ton.

„Stell dich nicht so an!", ruft Will aus und zerrt mich weiter, „hier wird dich niemand hören, selbst wenn du nach Hilfe rufen willst."

Ängstlich schüttele ich den Kopf und will antworten, doch ich kann nicht. Ich stemme mich in die entgegengesetzte Richtung, doch er hebt mich hoch, wie als wäre ich nicht schwerer als ein Sack Federn. Ich weiß nur noch, wie ich durch das Loch in den Baum geworfen werde und ich falle. Dann wird alles schwarz.

Schweißgebadet fahre ich hoch. Zuerst weiß ich gar nicht wo ich bin, es ist dunkel um mich herum. Wo hat Will mich hingebracht? Er hat mich gekidnappt. Liege ich etwa immer noch im Baum? Aber das kann nicht sein, ich bin so tief gefallen und... An den Aufprall kann ich mich gar nicht mehr erinnern.

Auf einmal werde ich von einer dunkel gekleideten Person auf die Füße gezogen. Grob packt sie mich am Kragen, sodass meine Füße in der Luft schweben. Sofort wird mir klar, dass es sich um Will handeln muss.

„Lass mich runter!", quengele ich und strampele wild, doch ihn scheint es gar nicht zu interessieren.

„Sei ruhig. Die Königin wird dich gleich sehen und ich rate dir, keinen Mucks von dir zu geben. Königin Narcissa kann sehr schnell in Rage geraten." So wie er das in Rage betont, kann das kein gutes Zeichen sein. Und wer ist Königin Narcissa? Von so einer Königin habe ich noch nie gehört. Welches Land regiert sie?

„Lass mich gehen!", flehe ich, als Will mich wieder auf die Füße stellt.

„Niemals", knurrt er und ehe ich irgendetwas erwidern kann, führt er mich hinüber zu einer eisernen Tür. Er stößt sie auf und ich muss zuerst die Augen zusammenkneifen, da mich das Licht so sehr blendet. Wir stehen in einem kleinen Flur, der von Fackeln erhellt ist. Sie werfen unheimliche Schatten auf die Wände. Es dauert nicht lange, bis wir an eine schmale Treppe gelangen.

„Geh rauf. Und versuch bloß nicht, wegzulaufen. Das wäre ein böser Fehler!" Eingeschüchtert nicke ich und setze vorsichtig einen Fuß auf die Treppe. Sie knarrt gefährlich laut, mit geweiteten Augen blicke ich Will an.

„Geh schon!", ruft er aus und stößt mich unsanft. Ich stolpere einige laut knarrende Stufen hinauf, dann umklammere ich das goldene Geländer und gehe vorsichtig weiter. Will geht hinter mir und ich muss mich einige Male vergewissern, dass er auch wirklich noch da ist. Denn das Komische ist, dass bei ihm die Stufen nicht knarren. Ich hätte wohl doch besser meine Diät durchgezogen.

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Oh, was glaubt ihr hat Will vor?

Wo bringt er Isabella hin?

Bis zum nächsten Mal!

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 25, 2018 ⏰

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