Forbidden- Geheime Liebe

Kapitel 9

Hoffnungsvoll sehe ich zu ihm herüber. Vielleicht sieht er ja auch mich an und ich könnte ihm zulächeln oder ihn sogar fragen, wie er die Ausstellung findet. Aber Joe scheint sich nicht im Geringsten für mich zu interessieren, er ignoriert mich total.

Im Gegensatz zu seinen Freunden, die mich bemerkt haben und plötzlich zu lachen beginnen. „Hey, Joe, da ist die Freundin von Clarissa", ruft George aus.

„Ja! Das ist die, die dich die ganze Zeit immer so angafft", lacht Zak und sticht Joe neckend in den Oberarm, „sie tut es schon wieder."

Erschrocken schiebe ich mir die Haare vors Gesicht und begutachte übertrieben intensiv ein Bild von Platon, das genau vor meiner Nase hängt. Ich kann gar nicht klar den Text unter dem Bild lesen, da sich meine Augen mit Tränen füllen.

„Man, die ist so komisch. Guck sie dir doch mal an, lieber würde ich eine Vogelscheuche daten als sie. Was hat sie da überhaupt an?"

Meine Unterlippe beginnt zu beben, als ich diese Wörter aus Zaks Mund höre. Ich trage meinen Lieblingspullover, einen hellgrauen Strickpullover mit einem rosafarbenen Herz auf Brusthöhe. Aber das Zak ihn so schrecklich findet, kann ich nicht glauben.

Ich fühle mich plötzlich einfach nur hässlich und wertlos. Meine Hände ballen sich zu Fäusten, meine Nägel graben sich in meine Haut. Ich will nicht vor ihnen in Tränen ausbrechen. Ich werde ihnen nicht zeigen, dass ich schwach bin.

„Ihr solltet jetzt besser gehen", donnert eine tiefe Stimme durch den Saal, die selbst mich zusammenzucken lässt. Die Jungen hingegen lachen unsicher, scheinen sich nicht wirklich von der Stimme einschüchtern zu lassen.

„Jetzt! Verschwindet sofort!"

Joe wirft mir noch einen letzten, undefinierbaren Blick zu, dann verlässt er tatsächlich mit seinen Freunden den Saal. Perplex starre ich den dreien hinterher, als ich ein weiteres Mal Schritte höre. Schnell wische ich mir meine Tränen weg und atme tief ein. Hoffentlich sieht man nicht, dass ich geweint habe.

„Isabella Brooks? Ist alles in Ordnung mit dir?", fragt mich dieselbe Stimme, diesmal nur leiser. Überrascht drehe ich mich herum. Woher kennt der Unbekannte meinen Namen? Wachsam sehe ich mich um.

„Du brauchst keine Angst vor mir zu haben."

Ich fahre herum und sehe hinter einen Mann mittleren Alters hinter einem Ausstellungsstück hervortreten. Überrascht blinzele ich. Ich kenne diesen Mann nicht, woher kennt er dann mich?

„Ich habe dich mit diesen Jungen gesehen, sie sollten dich nicht interessieren und du solltest nicht auf sie hören. Findest du nicht?"

„Wer bist du?", hauche ich verwirrt.

„Mein Name ist Will Abernathy. Der Rest ist für den Anfang egal."

Irritiert blicke ich an Will herunter, mustere ihn von oben bis unten. Er trägt schwarze, elegante Schule und einen langen grauen Mantel. Auf dem Kopf trägt er einen Hut, den er sich tief ins Gesicht gezogen hat. Er könnte aus einem Detektivfilm entsprungen sein.

„Woher kennst du meinen Namen?", frage ich erneuert.

„Das geht dich nichts an", donnert seine Stimme ein weiteres Mal durch den Saal, worauf ich erschrocken zurückzucke.

„Ich sollte gehen. Meine Freunde suchen mich sicher schon", erwidere ich und will mich schon zum Gehen wenden. Doch mit einer überraschend hohen Geschwindigkeit kommt Will auf mich zu und stellt sich mir in den Weg.

„Nein. Es gibt gerade Wichtigeres als deine Freundinnen. Zum Beispiel die rote Linie, der du ganz offensichtlich gefolgt bist."

Meine Augen weiten sich. Kann er etwa die rote Linie sehen? Wieso können nur wir beide die Linie sehen, und sonst niemand?

„Die Linie führt dich irgendwo hin. Komm, folge ihr und ich begleite dich." Ein wenig skeptisch sehe ich zu Will.

„Woher weiß ich, dass ich dir vertrauen kann?"

„Das weißt du nicht. Aber ich glaube dir, dass du die rote Linie siehst. Sonst glaubt dir keiner." Auch wenn es komisch klingen mag, vertraue ich dem dahergelaufenen Will. Ich habe natürlich viele Fragen, aber ich denke, ich werde sie noch rechtzeitig beantwortet bekommen.