Together - Das erste Jahr | Harry Potter FF

Zuwachs

"Das heißt, es gibt Slytherin, Gryffindor, Hufflepuff und Ravenclaw?" fragte Lynn, der gerade das Häuser-System von Hogwarts erklärt wurde.

"Exakt." sagte Anastasia. "Meine  Eltern waren beide Hufflepuffs, aber ich glaube ich würde vielleicht auch gerne zu Gryffindor gehören."

Desmond schnaubte belustigt. "Wie  du meinst. Ich werde ein Slytherin sein."

Das konnte Anastasia nur die Augen verdrehen lassen. Ihr Vater hatte ihr schon oft von der Hochnäsigkeit und Dreistigkeit derer erzählt, die aus diesem Haus stammen. Und jetzt musste sie ausgerechnet mit solch einem Jungen in einem Abteil sitzen, auf den gefühlt alle Slytherin-Vorurteile zutrafen.

Gerade begann sie einen Satz, der das Ziel hatte, Desmond ein wenig (oder auch mehr als nur ein wenig) zu verärgern, als ein blonder Lockenkopf in der Abteiltür erschien.

Das Mädchen, das ebenfalls Erstklässlerin zu sein schien und die bereits erwähnten blonden, riesigen Locken zusätzlich einer kleinen, jedoch nicht zu übersehbaren Zahnlücke hatte, lächelte höflich.

"Darf ich mich dahin setzen?" Sie zeigte auf den Platz neben Anastasia. "Bitte?"

"Na klar." beantwortete Lynn ihre Frage.

"Oh, danke! Ich kenn mich hier nämlich überhaupt nicht aus." Sie lächelte einmal verzweifelt und räumte anschließend ihre vielen kleinen Köfferchen in den Gepäckhalter. "Ich heiße Louise."

"Desmond."

"Anastasia."

"Lynn."

Nach dieser durch und durch knappen Vorstellung allerseits setzte sich Louise hin und ein weiteres Schweigen trat ein. Anastasia hätte natürlich das vorherige Gespräch wieder aufgreifen können, aber vielleicht würde es keinen allzu guten Eindruck machen, wenn sie und Desmond sofort in eine Art Streit der Häuser ausbrechen würden.

Die allgemeine Stille im Abteil hielt noch eine Weile an und sie überlegte schon, 'Tom Sawyer' weiterzulesen, als Stimmen aus dem Gang des Waggons ertönten.

"Setz dich doch wieder zu uns!" rief eine hohe Mädchenstimme, nachdem man eine Abteiltür hatte aufkrachen hören.

"Damit mir nochmal gesagt wird, dass ich 'putzige Plüschbäckchen' habe? - Nein, Danke!"

Ein aufgebrachter Junge erschien vor dem Abteil und setzte sich nur mit einem "Ich  darf doch?" auf den Platz neben Louise. Eines musste Anastasia ihm lassen: er hatte wirklich Plüschbäckchen.

Nachdem der Junge bemerkt hatte, dass alle Blicke von Lynn, Anastasia, Desmond und Louise auf ihm lagen, äußerte  er sich dann doch.

"Seid ihr auch Erstklässler?"

Alle nickten mit einem bestätigenden Murmeln. Der Junge, welcher übrigens eine Art schwarze Topfschnittfrisur und eine viereckige Brille hatte, schien von der Bereitschaft zum Gespräch der vier nicht allzu begeistert. Er hob eine Augenbraue ungläubig, als nach einer kurzen Zeit immer noch keiner gesprochen hatte und seufzte, bevor er weiter probierte, eine Konversation zu starten:

"Ich heiße Chad."

Anastasia riss sich in diesem Moment aus ihrem Schweigen, welches auf das plötzliche Erscheinen von Chad gefolgt war: "Ich  bin Anastasia."

Die anderen stellten sich ebenfalls reihum kurz mit Namen vor.

"Ihr könnt ja doch reden!" Chad lächelte breit. Er hatte, wie Anastasia auffiel, ein asiatisch wirkendes Aussehen.

"Und?" Es schien so, als wollte er die Hoffnung an ein angeregtes Gespräch nicht aufgeben. "Was  seid ihr so?"

Louise und Lynn schauten ihn fragend an, während Desmond gleich stolz mit "Reinblut" antwortete.

"Ich auch." sagte Anastasia, jedoch nicht dermaßen betont.

"Was soll das sein?" fragte Louise in die Runde, und sie sah aus wie jemand, der nur Bahnhof verstand. Lynn zuckte mit den Schultern, um zu symbolisieren, dass sie auch nicht die geringste Ahnung davon hatte, was ein Reinblut war.

Anastasia dachte sich, dass die beiden muggelstämmig sein mussten, als sie in ihre verwirrten Gesichter blickte. Gerade wollte sie erklären, was es mit Reinblütern auf sich hatte, als Desmond bereits das Wort ergriff:

"Naja. Wenn deine beiden Eltern Magier sind, dann bist du Reinblut. Wenn deine Mom oder dein Dad n' Muggel ist, bist du Halbblut. Und wenn beide Muggel sind, dann bist du eben ein -" Desmond stockte ganz so, als müsste er sich bemühen, einen beleidigenden Begriff zu umgehen.

"-dann  bist du muggelstämmig."

"Jap!" Chad redete mit einer gewissen Euphorie in der Stimme. Vermutlich, weil er es geschafft hatte, ein Gespräch zu starten. "Ich  bin Halb- und Halb."

Lynn und Louise begannen langsam, das ganze nachzuvollziehen.

"Also wenn ich das so verstanden habe, dass Muggel einfach nur normale Leute sind, dann bin ich muggelstämmig." sagte Louise und fügte ein unsicheres "Glaub' ich." hinzu.

Lynn nickte: "Ich  denk' mal ich bin's dann auch."

"Ähm, sorry?"

Ein recht großer Junge stand in der Abteiltür. Der Farbton seiner Haare schien irgendwo zwischen Strohblond und Mausgrau umher zu wirren, während sein Gesicht eindeutig seine Kindheit bestätigte. Und nachdem er anstelle einer Antwort nur die verschiedensten Blicke von denen, die bereits im Abteil saßen, bekam, zeigte er mit dem Finger überdeutlich auf den Platz neben Desmond.

"Setz dich ruhig, viel voller kann's ja nicht mehr werden."Da hatte Anastasia Recht. Das kleine Abteil war bereits -nachdem sich der undefinierbar grau-blonde Junge auch noch niedergelassen hatte- vollkommen besetzt und sie verlor langsam die Hoffnung daran, noch in Ruhe weiter lesen zu können.

"Und wer bist du?" 

"Phil Moore." antwortete der Junge mit einem matten Lächeln.

In genau dem selben Moment rissen Chad und Desmond die Augen weit auf und ein lautes "Nein!?" entfuhr ihnen.

Phil neigte den Kopf. "Ähm, doch."

Erstens schien 'Ähm' ein Begriff zu sein, den Phil nicht allzu selten benutzte und zweitens hatte er bezüglich seines Namens tatsächlich nicht gelogen. Er wusste jedoch auch nicht ganz, warum die beiden Jungen dermaßen erstaunt aussahen.

"Das heißt..." Chad machte eine gewaltige Atempause, als müsste er selbst noch einmal verarbeiten, was er gerade sagen wollte. "...du bist der Sohn von Carter Moore."

"Ja."

Die drei Mädchen schauten sich nur gegenseitig verwirrt an. Sie wussten nicht mal ein ansatzweise, worum es gerade ging. Und Phil ebenso nicht.

"Was ist denn mit meinem Dad?"