Aller Anfang - Chad

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In der Weltmetropole London, um es genau zu nehmen, in einer öffentlichen Damentoilette führten zwei Menschen von magischer Abstammung, eine Mutter und ihr Sohn, ein turbulentes Gespräch in einer Lautstärke, die verhinderte, dass Außenstehende etwas zu verstehen vermochten. Die beiden standen ein wenig gequetscht in einer Kabine vor einer Toilette und schienen jeweils auf verschiedene Weise aufgebracht.

„Auf keinen Fall werde ich mich in dieses Klo stellen!", sagte der Junge trotzig.

„Darling, das ist doch etwas ganz normales. Ich mache es doch auch Tag für Tag." gab die Mutter kopfschüttelnd zurück.

„Aber Ma'!" Er warf einen verzweifelten Blick von seiner Mutter zu der Toilette und wieder zurück.

„Mausebär! Du wolltest mich zur Arbeit begleiten. Und wenn du nicht bald darein steigst, werden wir viel zu spät kommen."

Von außen klopfte jemand an die Toilettentüre:

„Lien? Ist alles in Ordnung bei euch?" erkundigte sich eine leicht besorgte Frauenstimme.

„Sicher doch, Susan. Chadwick ist nur etwas unsicher. Es ist ja sein erstes Mal, dass er ins Ministerium kommt." versicherte Lien, die Mutter, der Frau.

„Ma!" Der Junge schien sichtlich beschämt zu sein. „Erstens: Ich bin NICHT unsicher!" Er stellte sich demonstrierend in die Toilette und betätigte die Spülung. „Zweitens: Ich hab dir doch gesagt, du sollst mich Chaaaaaa-" Chadwick verschwand in der Toilette.

„-aaaaaaad nennen..." Der Junge, der anscheinend Chad genannt werden wollte, schwieg verwirrt, nachdem er seinen zuvor unterbrochenen Satz beendet hatte. Ein „Wow!" war das einzige, was er noch von sich geben konnte, bevor ihm die Kinnlade hinunterklappte.

Chad stand vor einem Kamin am Rande einer langen und prachtvollen Halle mit einem spiegelblank polierten dunklen Holzfußboden. In die pfauenblaue Decke waren schimmernde goldene Symbole eingelassen, die sich ständig bewegten und veränderten wie auf einer riesigen himmlischen Anzeigetafel. In die mit glänzendem dunklen Holz getäfelten Seitenwände waren viele weitere, vergoldete Kamine eingebaut. Aus diesen tauchten mit einem leisen Wuuusch alle paar Sekunden eine Hexe oder ein Zauberer auf. Vor den Kaminen, die an der Wand gegenüber von Chad waren, warteten die Abreisenden in kurzen Schlangen.

Lien erschien in dem selben Kamin, vor dem sich ihr Sohn noch befand und rannte geradewegs ihn diesen hinein. „Sweetheart! Du stehst hier jedem im weg. Komm mit mir!"

Chad, der jetzt erst bemerkte, dass er durchgehend von sich vorbeischlängelnden Leuten angerempelt wurde, ließ sich von seiner Mom leicht mitziehen und zusammen gingen beide auf das Zentrum der Halle zu. In diesem stand ein Brunnen, inmitten dessen sich eine Gruppe goldener Statuen überlebensgroß erhoben. Die größte stellte einen vornehm wirkenden Zauberer dar, der den Zauberstab senkrecht in die Höhe reckte. Um ihn herum gruppierten sich eine schöne Hexe, ein Hybrid aus Pferd und Mensch, der Chad als Zentaur bekannt war, ein Kobold und ein in Lumpen gekleidetes, kleines Wesen mit großen Ohren. Die drei Letzteren sahen mit ehrfürchtiger Miene zu der Hexe und dem Zauberer empor. Glitzernde Wasserstrahlen schossen aus den Spitzen ihrer Zauberstäbe.

„Ma'! Du hast mir nie erzählt, wie toll es hier ist." sagte Chad und schaute seine Mom an. Sie blieb kurz stehen und betrachtete das eindrucksvolle Schauspiel des Brunnens. „Nachdem man ein paar Jährchen im Ministerium arbeitet, gewöhnt man sich an den Anblick. Aber komm jetzt bitte, ich will nicht zu spät sein." Lien nahm ihren Jungen wieder sanft am Arm und zog ihn durch ein Portal an der Wand  in eine kleinere Halle, wo sich hinter goldenen schmiedeeisernen Gittern mindestens zwanzig Fahrstühle befanden. Mutter und Sohn gesellten sich zu einer Gruppe, die an einem der Fahrstühle wartete. Nach wenigen Augenblicken sank unter lautem Gerassel und Geklapper vor ihnen ein Fahrstuhl herab. Das Gitter glitt beiseite und Lien und Chad stiegen mit der wartenden Menge ein.

Ein jeder Klaustrophobiker hätte hier wohl einen Anfall erlitten: Die Angestellten des Ministeriums und all die, die sich aus anderen Beweggründen in diesem Fahrstuhl befanden, standen Schulter an Schulter nebeneinander und atmeten allesamt die selbe, stickige Luft ein. So schienen Chad, wie auch seine Mutter, durchaus erleichtert zu sein , als sich der enge Raum beim Erreichen des ersten Stockwerks ein wenig leerte.

Der Fahrstuhl beinhaltete nur noch Lien, Chad und einen Mann mit den Armen voller Dokumenten, als er im Siebten Stock Halt machte. Eine Frauenstimme fing wie bei den Stockwerken zuvor zu sprechen an: „Siebter Stock, Abteilung für Magische Spiele und Sportarten, mit der Zentrale der Britischen und Irischen Quidditch-Liga, dem Offiziellen Koboldstein-Klub und dem Büro für Lächerliche Patente."

Das goldene Gitter glitt ein weiteres Mal beiseite und der Fahrstuhl leerte sich nun komplett. Als Chad den Korridor betrachtete, dessen Anblick sich ihm nun bot, musste er breit lächeln. Alles schien unordentlich und schmuddelig zu sein. Es hingen Poster von sich bewegenden Leuten auf Besen an den Wänden und es verging keine Sekunde, in der nicht aus der ein oder anderen Ecke ein Lachen ertönte. Hier arbeitete seine Mutter also.

„Ich liebe es hier" sagte er .

„Das war klar." Lien musste daran denken, dass ihr Sohn auch kein Befürworter der Ordnung war, genau wie fast jeder, der in diesem Korridor arbeitete.

Gemeinsam gingen sie in Richtung von Liens Büro, welches so ziemlich am Ende des Ganges lag, als ihr Weg von einem recht lustig gekleideten Mann abgeschnitten wurde.

„Ahoi, Lien Chang! Sie sind ein wenig spät, nicht?" Er lachte und hielt sich dabei die Hände auf den dicken Bauch. Man sollte vielleicht wissen, dass diese Frage ein verbreiteter Witz im siebten Stockwerk war, denn hier kam so gut wie jeder immer zu spät. Doch es schien nie wirklich jemanden zu kümmern, da dieser Korridor für seine entspannte und humorvolle Umgangsart bekannt war.

„Schönen guten Morgen, Mr. Bagman!" grüßte Chads Mutter zurück.

„Das muss also der junge Chadwick sein!" sagte Mr. Bagman und lächelte den Jungen an. "Man sieht dir gleich an, dass du mal ein Quidditch-Spieler wirst. Schau sich einer diese starken Beine an. So ein strammer Junge wie du wird bestimmt mal Hüter!"

Lien schaute ihren Sohn erwartungsvoll an. "Willst du denn nichts sagen, Chadwick?"

„Ähm, Vielen Dank, Mr. Bagman." sagte Chad ein wenig verunsichert.

„Ach, iwo! Und ich muss ihnen ja noch gratulieren, Mrs. Chang. Ich habe von Weasley gehört, der von Bob gehört hat, der wiederum von Mafalda gehört hat, dass die Liste der neuen Hogwarts-Schüler draußen ist. Ihr Junge ist selbstverständlich dabei!" Als er mit dem Satz geendet hatte, nickte er zum Abschied und schlenderte davon, um den nächsten Mitarbeiter der Abteilung vollzuquatschen.

Lien Chang hatte ihren Sohn glücklich in die Arme genommen und drückte ihn nun fest. „Was sonst? Was sonst hätte ich von dir erwarten sollen? Honey, du kommst nach Hogwarts!"

„Ma'!" sagte Chad, der bereits rot anlief. „Ma', bitte hör auf. Alle gucken schon..."

Ich muss hier am Ende evtl. noch sagen, dass es sich um den kleinen Bruder und die Mutter von Cho Chang handelt, bevor es zu einer Verwirrung kommt :)

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