Nach drei Wochen intensiver Therapie kam ich so langsam zur Ruhe. So groß meine Fortschritte in körperliche Hinsicht auch waren, so hing meine Psychologische auf der Strecke. Ich gab mir viel Mühe, da ich nicht vor hatte, länger in dieser Klinik zu verweilen als es nötig war. Trotz meiner Bemühungen, kam mir nichts sinnvolles in den Sinn, das mir ein wenig mehr Klarheit verschaffen konnte.
Den Ärzten und Krankenschwestern hatte ich mitgeteilt, dass ich keinen Besuch dulde, da ich diese Leute eh nicht kannte und um ehrlich zu sein, fühlte ich mich nicht ganz wohl dabei, wenn sie so taten, als würde ich sie kennen und nichts wäre. Man würde Fremde Menschen auf der Straße schließlich auch nicht Mama oder Papa nennen. Geschweige denn als Schatz bezeichnen. Oliver fand diese Idee nicht ganz berauschend. Er war der Meinung, dass ich viel schneller zu mir finden könnte, wenn ich die Menschen um mich hätte, mit denen ich vor meinem Unfall und vor dem Verlust meiner Erinnerungen, Zeit verbracht hatte. Sie würden mich an meine Vergangenheit heranführen. Aber wer versichert mir, dass sie mir auch die Wahrheit über mich und meine Vergangenheit heranführten?
Er hatte mich einmal mit Schatz angesprochen. Es war mir unangenehm. Ich hatte nicht das Gefühl, als hätte ich ihm zuvor so nah gestanden. Mein Herz fühlte sich in keinster Weise zu ihm hingezogen. Kann der Körper auch seine Gefühle zu einem Menschen vergessen? Vielleicht ja, aber man würde sich doch hinsichtlich dieser Sache ein klein wenig verbunden fühlen. Es war mir nicht geheuer.
Er hatte mich zwar aufgeklärt über die Situation. Erzählte mir das er mein Verlobter sei. Irgendwie konnte ich ihm das nicht so ganz abkaufen. Irgendetwas stimmte nicht. Sie verbargen etwas vor mir.
Ich habe Oliver ziemlich schnell darum gebeten, mich nicht mehr ‚Schatz' oder ‚liebste' zu nennen, da es mir recht unangenehm war.
Ein kleiner Teil in mir riet mir mich dringend von ihm fernzuhalten und ein noch größerer Teil schrie mich an, ich sollte schleunigst hier verschwinden. Ohne dass jemand etwas mitbekam. Das hätte ich zu dem Zeitpunkt jedoch nicht wissen können, welche Konsequenzen mein bleiben mit sich ziehe würde.
Ich wachte mitten in der Nacht auf. Ein leises jedoch deutlich hörbares schleifen war entweder in meinem Zimmer oder unmittelbar davor, wahrzunehmen. Ich konnte es genau hören. Das konnte ich mir nicht einbilden. Ich hatte zwar meine Erinnerung verloren aber nicht mein Wahrnehmungsvermögen.
Da die Geräusche immer näher kamen, konnte ich ungefähr einschätzen, wo in etwa sie herkamen.
Sie klangen eher abgedämpft, daher war ich der Auffassung, dass sie aus dem Flur kamen.
‚Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht!', schoss es mir durch den Kopf.
Es war nicht das erste mal, dass ich ähnliche Geräusche nachts hörte. Meistens waren sie so leise, dass ich sie lediglich im Unterbewusstsein wahrnahm und daher weiter schlief. Einige Male war derjenige, der mir mit seinen schleifenden und schweren Schritten Angst einjagte, bis an mein Bett getreten. Jedesmal hatte ich gehofft, dass es sich um andere schlafwandelnde Patienten der Klinik handelte. Auch heute blieb die Person vor meiner Zimmertür stehen und tat nichts. Ängstlich hielt ich die Luft an, um die kleinsten Bewegungen und Geräusche nicht zu übertönen. Ich wand meinen Rücken der Tür zu, schloss die Augen und fing an zu beten.
Ich hoffte inbrünstig, dass ich es mir einbildete, aber es passierte doch nicht zum ersten Mal. Mit dem Rücken zur Tür lag ich da und hoffte bloß, dass die Tür nicht geöffnet wurde.
Meine Gebete wurden jedoch leider nicht erhört und das leise Öffnen der Tür ließ meinen Körper erzittern. Die schleifenden Schritte der Person waren nun in meinem Zimmer zu hören und ich konnte einen Schatten an der Wand gegenüber der Tür erkennen. Ich verfolgte die kleinsten Bewegungen, die ich aufgrund des Schattens mitbekommen konnte. Der dunkle Schatten wirkte viel größer und markanter, viel angsteinflößender als ein Mensch jemals hätte sein können. Er erstreckte sich vom Boden bis an die Decke und gab mir das Gefühl mich zu umzingeln. Als würde er über meinen Körper steigen um mich zu verschlingen. Die groben und markanten Züge ließen mich nur eins daraus schließen. Es konnte sich nur um eine eine männliche Person handeln.
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Make Me Remember
Romance„Du liebst mich hast du gesagt...", fange ich an doch sein Griff wird fester um meine Schultern. Er scheint überrascht darüber zu sein, als hätte er nicht erwartet, dass ich es mitkriege. Aber wenn er sich fast jede Nacht in mein Zimmer schleicht un...