Kapitel 6

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Die Sonne brannte auf meiner Haut, während die Blumen und Bäume die Strahlen gierig in sich aufnahmen, um noch prachtvoller zu wachsen, zu blühen, um die Welt in eine schöneren Ort zu verwandeln, mit ihren Farben, ihren Düften und dem Frieden, den sie in einem erweckten, wenn man sie bloß betrachtete. Sie ließen mich vergessen, wie grau die Welt sein konnte, wenn Menschen ihre Fußstapfen auf den kalten Steinwegen hinterließen. Mit all ihrer Gedankenlosigkeit und ihrer Gewissenlosigkeit tauchten sie alles und jeden in ein dunkles grau, um jegliche Hoffnung in der Menschlichkeit zu zerstören.

Ich genoss das leichte brennen auf meiner Haut und freute mich darüber, dass es erneut so weit war, dass die Welt erstrahlte, um gegen all die Hoffnungslosigkeit anzugehen.
Der kühle rasen unter meinen Füßen ließ meine Härchen aufrecht auferstehen. Ein angenehmer Kontrast zu der Hitze die vom Himmel hinabstieg und sich um meine Haut schmiegte wie eine Schutzhülle.

Ich lag auf dem rasen und döste vor mich hin als laute Stimmen mich aus meinen Gedanken rissen. Unauffällig richtete ich meinen Blick in die Richtung, aus der ich die Stimmen vernahm und erkannte Jugendliche, die sich mit höchster Wahrscheinlichkeit in meinem Alter befanden. Während die Jungs den Mädchen hinterherliefen, rannten diese lachend und kichernd vor ihnen weg bevor sie sich alle auf dem rasen, nicht weit von mir entfernt, nieder ließen.

Unauffällig fing ich an sie zu beobachten. Die zwei Mädchen waren zwar optisch sehr unterschiedlich, doch waren sie beide bildhübsch, was ungewollten Neid in mir aufsteigen ließ. Während der einen fließende dunkle locken geschmeidig über die Schultern hingen, hatte die andere glänzende blonde, fast goldene, glatte Haare die ihr bis zur Brust gingen. Sie strahlten um die Wette und machten der prachtvoll scheinenden Sonne Konkurrenz.
Ich verglich mich mit ihnen, nur um festzustellen, dass ich nicht mal ansatzweise an ihnen ran kam. Mit ihren Modelmaßen konnte ich nicht mithalten. Groß war ich auch nicht wirklich. Aber es war okay. Ich war nie besonders auf mein Äußeres fixiert, war eher die schlichte, zurückhaltende, ruhige. Diese Eigenschaften versuchte meine Mutter aus mir heraus zu treiben, indem sie immer wieder versuchte mir teure Marken und Designer Kleidungsstücke und Accessoires schmackhaft zu machen. Jedesmal verdrehte ich die Augen, wenn ihre Stylistin mit einer Kleiderstange, voller sündhaft teurer Klamotten, die an ihr hingen, in unserem großen Wohnzimmer stand und meiner Mutter die Vorzüge vor Augen führte.

„Hallo Schatz, sieh doch was Danielle wieder für tolle Sachen hier hat. Das neuste vom neusten.", gab sie begeistert von sich. „Einige Teile sind offiziell noch gar nicht auf dem Markt erhältlich!", freute sie sich und zwinkerte mir zu.
„Mama du weißt doch, dass ich nichts brauche. Ich habe genug zum anziehen. Gib das Geld doch nicht ständig für Sachen aus, die ich eh niemals anziehen werde.", entgegnete ich genervt und wollte in meinem Zimmer verschwinden, um mein Referat für den Biologie Unterricht zu Ende zu machen, das in zwei Tagen abgegeben werden musste. Doch ihre Stimme hielt mich erneut auf und hinderte mich an meinem Vorhaben. „Aber du kannst doch nicht ständig deine alten Sachen tragen. Es würde doch nicht schaden mal was Neues auszuprobieren. Schau dir die Teile doch mal nur an. Sie sind so reizend. Es ist bestimmt etwas dabei, dass dir gefällt.", versuchte sie erneut mich zu überzeugen.
„Mama ich sage es zum letzten mal! Ich will nicht und ich will auch nicht weiter diskutieren, habe wichtigeres zu tun als mich mit unwichtigen Kleinigkeiten aufzuhalten, die mich nicht interessieren. Danke Danielle, dass du MAL wieder hier warst und MAL wieder gehen musst ohne etwas los geworden zu sein, aber BITTE versteht endlich, dass mich dieser Schwachsinn nicht mal im geringsten, wirklich gar nicht interessiert! Pack sie einfach wieder ein, geh und versuch dein Glück wo anders! Tschüss und noch einen wunderschönen Tag wünsche ich.", schloss ich diese Auseinandersetzung endgültig ab und setzte meinen Weg fort. In meinem Zimmer angekommen schloss ich die Tür lauter als gewollt und lehnte mich erschöpft gehen sie. „Sie wird es niemals kapieren!", murmelte ich vor mich hin und ließ meinen Blick durch mein Zimmer schweifen. Es war schlicht und einfach eingerichtet. Nicht überladen mit Dingen, die nicht notwendig waren, wie der Rest unseres Zuhauses. Es hatte mich sehr wie Überzeugung und sehr viele Nerven gekostet meiner Mutter einzutrichtern, dass das einfache, kleine Bett aus hellem Holz vollkommen ausreichen würde. Es war für mich reine Platz Verschwendung ein Bett für zwei Personen hier rein zustellen wenn ich doch bloß alleine in ihr schlief. Mein Schreibtisch war ebenfalls aus dem selben Holz und recht einfach. Ein Schreibtisch eben. Die weißen Wände waren kahl. Keine Bilder, kein Zeug, dass ich mir eh nicht anschauen würde. Man verliert sie irgendwann aus den Augen und dann hängen sie einfach nur noch da.
Bei den Gardinen und beim Teppich allerdings, hatte meine Mutter nicht mehr mit sich reden lassen. Das war vor etwa drei Jahren und seit drei Jahren zierten diese grässlich grellen prunkvollen Gardinen mein Zimmer. „Gold ist eine luxuriöse Farbe. Sie steht für Eleganz. Die musst du einfach haben Schatz! Sie passen so gut zu uns."
Zu ihr vielleicht. Aber nicht zu mir. Ich passte eh nie zu dem was sie wollte und verkörperte. Ich legte keinen Wert auf teure Dinge. Es erfüllte mich nicht.

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