Kapitel 2: Und wieder beginnt das alte Lied (Part 2)

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Der unerbittlich reißende Luftstrom trug mich mit enormer Geschwindigkeit in Richtung der riesigen Lichtquelle, die sich vor mir befand. Ja, es gab wirklich keinen Zweifel: ich war tatsächlich erneut in einem dieser blöden Pokébälle gelandet und wurde nun, für welche Zwecke auch immer, von meinem... Trainer gerufen.
Gerade als ich dachte, dass der Lichtschwall mich ertränken wurde, berührten meine Pfoten sicheren Boden. Von der orangefarbenen Abendsonne fehlte jede Spur. Stattdessen blickte ich in das frühe Morgengrauen eines etwas nebeligen Tages.
Es war leicht kühl und das Gras auf seine Art angenehm feucht. Tja, ich liebe einfach den Geruch eines neuen Tages. Wie er, wie eine zarte Brise, sanft meine Lebensgeister weckt, als wolle er mich, und nur mich allein, begrüßen.

Doch an diesem Morgen wurde leider etwas ganz anderes geweckt. Mit meiner wiedergewonnenen "Freiheit", wurde ich schlagartig mit der bitteren Wahrheit konfrontiert. Kaum hatte ich nämlich den Pokéball verlassen, kehrten die mir gestrig zugefügten Schmerzen schlagartig zurück.
Angeschlagen sank ich zu Boden. Zwar waren die Schmerzen, die meinen Körper erneut vom Kopf bis zum Schwanz durchfluteten, nicht mehr ganz so heftig wie am Vortag, doch reichten sie dennoch aus, um mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzubringen.

Am Liebsten hätte ich laut aufgeschrieen. Ihr könnt euch das sicher nicht vorstellen wie es ist, wenn man von einer Sekunde zur Nächsten von einer scheinbar heilen und glückerfüllten Welt in eine furchterregende Welt von Schmerz und Pein geschleudert wird.
Doch zwang ich mich zum Schweigen. Kein Mucks sollte mehr über meine Lippen kommen und schon gar keine Schwäche zeigen, denn der Feind, da war ich mir absolut sicher, beobachtete mich.

Ich blinzelte verstohlen aus meiner kauernden Position auf dem nasskalten Boden auf. Es war, wie ich es mir bereits gedacht hatte: Zwei, in Turnschuhen eingewickelte Füße, standen mehr als deutlich zu sehen vor mir. Im Grunde war es mir egal, wem sie gehörten... Menschen waren doch alle gleich. Einer wie der andere. Was kümmerte es mich also.
So gut es mir in meiner besch...eidenen Lage überhaupt möglich war, versuchte ich ihn einfach zu ignorieren. Vielleicht würde er ja einfach verschwinden, wenn ich ihn nur gut genug beiseite schob. Insgeheim wusste ich aber, dass das wohl nicht der Fall sein würde. Und ich hatte Recht: Mein... Trainer ging plötzlich auf die Knie und zum ersten Mal, konnte ich ihn richtig vor mir sehen: Er schien etwas jünger als mein ehemaliger... Trainer zu sein. Auch war er etwas kleiner, wobei sich sein weiteres Aussehen nicht sonderlich von dem meines Ex-Trainers unterschied. Auch er war in irgendwelche Fetzen gehüllt, versteckte sein Fell unter einem komischen Deckel und hatte einen großen Beutel auf dem Rücken. Seine Haut wirkte merkwürdig blass, als hätte er noch nie in seinem Leben die Sonne richtig gesehen. Mit einem Satz: Ein typischer Mensch eben. Ich mochte ihn schon jetzt nicht... Auch wenn seine Gesichtszüge nicht den Anschein machten, als wäre er über mein Leid amüsiert - stattdessen wirkte er sogar recht besorgt, etwa über mich? - so würde ich mich dennoch nicht mit ihm abgeben. Ich kannte die Menschen mittlerweile gut genug, um es besser zu wissen: Erst lullen sie dich ein und dann nutzen sie dich schamlos aus. Jaja, die Tour kenne ich noch ganz genau.

„Du bist verletzt...",sagte er mit einer recht ruhigen und gelassenen Stimme zu mir.
„Ach ne?", knurrte ich ihm entgegen. „Hab ich gar nicht bemerkt. Aber danke, das du es mir sagst."
„Warte, ich habe da was... Das wird dir helfen. Hoffe ich zumindest...", murmelte er und zog seinen Rucksack vom Rücken.
„Kannst du dir sparen. Ich komme auch sehr gut ohne dich zurecht", entgegnete ich ihm, jedoch ohne das er reagierte.
Seht ihr? Es ist, wie ich es euch eben gesagt hatte. Jetzt wird er versuchen sich bei mir einzuschleimen, nur damit ich ihm später einen Gefallen nach dem anderen tun darf. Na da hat er sich aber geschnitten, wenn er das glaubt.
Plötzlich zuckte ich zusammen. Er hielt eine rote Flasche vor meinen Körper und besprühte meine ziependen Wunden stellenweiße mit einer angenehm kühlen Flüssigkeit. Ein Großteil meiner Schmerzen lösten sich augenblicklich in Luft auf.

„So, jetzt müsste es dir theoretisch besser gehen. Das sagt zumindest die Gebrauchsanweisung", murmelte er und begutachtete die Beschreibung seines Wundermittels.
Tatsächlich fühlte ich mich viel besser. Zwar hatte ich noch nicht meine ganze Kraft zurückerlangt, jedoch genügte es, um wieder auf die Beine zu kommen. Oder zumindest beinahe...
Mit einem Ruck fand ich mich nach einem missglückten Aufstehversuch erneut auf dem Boden wieder. Meine Beine wollten noch immer nicht so wirklich.
„Toller Arzt bist du", murrte ich ihn verdrießlich an.
Unsere Augen trafen sich für einige wenige Sekunden. Er packte die Flasche zurück in seine Tasche und stand auf.
„Ja, ist auch besser so. Schwirr einfach ab. Ich komme auch gut ohne dich zurecht", sagte ich, als ich erneut nur noch seine Turnschuhe vor mir sah.
„Es ist wohl besser, wenn ich dich zum Nächsten Pokémon-Center bringe. Ich tauge wohl nichts für einen Arzt..."
„Was du nicht sagst", höhnte ich, obwohl ich zugeben musste, dass die Schmerzen deutlich nachgelassen hatten.
Aber was war das? Pokémon-Center? Was sollte das sein? Warum konnte er nicht einfach verschwinden und mich hier zurücklassen?
„Zurück in den Pokéball. Wir sehen uns später", sagte er.
„Oh nein! War doch nicht so gemeint", rief ich ihm erschrocken zu. „Außerdem habe ich auf diese ganze Pokéball-Geschichte so was von keinen Bock..."
Doch es war bereits zu spät: Plötzlich erfasste mich der Lichtstrahl des Balles und zog mich zurück in die endlose Leere meines Gefängnisses.


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Eeeeendlich bin ich wieder on. Nach sooooo ner langen Zeit. Ich hatte ehrlich gesagt die schlimmste Phase meines Lebens. Naja. ich versuche wieder regelmäßiger hochzuladen. Hoffentlich liest das hier jemand :3

Pflicht und EhreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt