Rule Breakers

Prolog

Das Geräusch von Schüssen hallt durch die Nacht. Gleich darauf erfolgt ein markerschütternder Schrei. Ängstlich kneife ich meine Augen zusammen und presse mir die Hände auf die Ohren. 'Sie haben einen gefunden', denke ich. Schon wieder ist ein Law erschossen worden. In letzter Zeit werden sie immer wagemutiger und kehren in die Städte zurück. Doch nur wenige von ihnen überleben. Sobald sie die Carams, unsere Polizei, entdecken, sind die Laws tot. Jeder ist dazu verpflichtet sie gefangen zu nehmen und den Carams zu übergeben. Das ist eines der wichtigsten Grundgesetzte hier in Area, neben dem Gesetz, dass jeder der einen Law versteckt zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt wird. Doch ich habe den Verdacht, dass sie einfach umgebracht werden,  damit sie das System nicht gefährden können. "Schütze das System und das System schützt dich", so lautet nun mal unser Leitspruch. Plötzlich werde ich durch den Klang von Schritten aus meinen Gedanken gerissen. Schnell entzünde ich die Petroleum Lampe, die neben meinem Bett steht und seufze erleichtert auf, als ich meine kleine Schwester erkenne. "Mary, meine Süße, was ist denn los?", frage ich sie sanft. "Ich habe Angst", flüstert Mary. "Das brauchst du doch nicht. Die Carams passen doch auf uns auf", erwidere ich. "Sicher?" "Ganz sicher". Ich ziehe sie in meine Arme und streiche ihr beruhigend durch ihr langes braunes Haar. Dann hebe ich sie hoch und lege sie zu mir ins Bett. Erleichtert schmiegt sie sich an mich. "Alles wird gut", flüstere ich, während ich sie in den Arm nehme. "Alles wird gut".

Doch ich weiß, dass überhaupt nichts gut wird. Nicht, solange das System existiert und uns jeden Schritt und jeden Gedanken vorschreibt. Das geht schon viel zu lange so. Ich seufze. Wenn das die Carams hören würden, wäre ich schon längst im Staatsgefängnis wegen Hochverrat. Aber ich denke ich bin nicht die Einzige, die so denkt. Die Menschen wünschen sich Freiheit. Und ich bin mir sicher, eines Tages werden sie diese auch bekommen.