Kapitel 12

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Entsetzt sehe ich Owen an. Was ist da bloß passiert? Sein Gesicht wird langsam weiß und ich kann erkennen, wie sich seine Gesichtszüge verhärten. "Bleib hier und warte, bis ich zurück komme!", sagt er zu mir, ohne mich anzusehen. Seine Hände sind zu Fäusten geballt und dann rennt er los. Owen läuft quer über den Platz, in die Richtung, aus der die Schreie kamen. Einerseits verspüre ich das Bedürfnis, ihm zu folgen und zu erfahren, was passiert ist aber andererseits will ich mich auch nicht Owens Anweisung zu widersetzen.

Doch dann siegt meine Neugier und ich laufe Owen so schnell ich kann nach. Ich überquere den Platz und folge ihm in den Wald, der das ganze Lager umgibt. Im Wald angekomme , bleibe ich erstmal stehen. Ich lehne mich gegen einen Baum und ringe nach Atem. Ich lehne meinen Kopf gegen den Baumstamm und seufze. Für meinen Geschmack war das heute zu viel Training.  Wieso nur bin ich eine Soldatin? Ich bin noch nichtmal besonders sportlich oder besonders stark.  Das muss einfach ein Irrtum sein. Ich beschließe später Valentina zu suchen und sie zu fragen, ob es überhaupt so etwas wie Irrtümer im Lager gibt.

Doch plötzlich werde ich aus meinen Gedanken gerissen: Nicht weit von mir entfernt höre ich ein merkwürdiges Röcheln. Ich stoße mich von dem Baumstamm ab und sehe mich um. War das ein Tier? Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sich etwas in einem nahegelegen Busch bewegt. Vorsichtig gehe ich auf den Busch zu. Schon wieder erklingt das Röcheln.  Ängstlich schrecke ich zurück und sehe mich nach etwas um, mit dem ich mich verteidigen kann. Das einzige, was ich finden kann ist ein großer, spitzer Stein. Ich nehme ihn in die Hand und bewege mich dann langsam auf den Busch zu. Plötzlich spüre ich etwas weiches unter meinen Füßen. Entsetzt stelle ich fest, dass ich auf eine menschliche Hand getreten bin, die sich zu allem Unglück auch noch bewegt. Der Rest des Körpers scheint unter dem Busch zu liegen. Glücklicherweise kann ich gerade noch die Hand mit dem Stein erheben, als auch schon der Mensch, der unter dem  Busch lag, sich schreiend auf mich stürzt und mich zu Boden wirft. Ich schreie panisch auf und versuche, mich aus seinem festen Griff zu entwinden, doch er fixiert meine Arme und Beine durch sein Gewicht am Boden. Dann packt er mein von ihm abgewandtes Gesicht und dreht es grob zu sich. "Sieh an, sieh an, wer sich bei den Laws versteckt. Josephine Hall", sagt er gehässig. Hasserfüllt sehe ich den Mann an. Er widert mich an, mit seinen zottigen Haaren und den hervorstehenden Augen. Außerdem hat er starken Mundgeruch. Als ich mich wieder von ihm abwenden will, packt er mich noch stärker. "Dachtest du wirklich, du könntest dich ewig verstecken? Das System sieht alles und weiß alles. Nichts und  niemand bleibt verborgen oder  unerkannt. Die Wahrheit kommt schlussendlich doch immer ans Licht. Das System ist perfekt und ich werde nicht zulassen, dass ein kleines Mädchen versucht es zu zerstören." Er zieht mich grob auf die Beine und drückt mich gegen einen Baumstamm.  Sein Griff um meine Kehle wird immer stärker und ich ringe keuchend nach Luft. Ich strampele und schlage um mich. "Sieh es einfach ein, Josephine: Du bist einfach zu schwach!", sagt er mit einem gehässigen Grinsen und drückt noch fester zu. Schwarze Punkte erscheinen in meinem Blickfeld und langsam aber sich verschwimmt alles um mich herum.  Ich spüre wie sich meine Finger, die verkrampft den Stein halten, sich lockern. Der Stein! Ich hatte ihn bis gerade komplett vergessen! Mit letzter Kraft packe ich den Stein fester, erhebe den Arm und schlage den Stein so fest ich kann gegen den Kopf des Mannes. Er stöhnt auf und sein Griff lockert sich. Ich stoße ihn von mir weg und der Mann sackt auf dem Boden zusammen. Keuchend streiche ich über meine Kehle. Sie brennt und schmerzt sehr stark. Als ich mich wieder dem Mann zuwende, stelle ich fest, dass sich um seinen eine rote Pfütze sehr schnell ausbreitet. Fassungslos starre ich ihn an, doch dann erkenne ich mit einem Schlag, was ich getan habe: Ich habe ihn getötet. Ich taumele zurück, bis ich wieder gegen den Baumstamm stoße und sacke dann zusammen. Ich fühle mich innerlich taub,  ich bin eibfach nur entsetzt darüber, was ich getan habe.

Plötzlich höre ich Schritte näher kommen,  und jemand rüttelt mich an der Schulter. "Clarice, ist alles in Ordnung?" Als ich aufsehe, blicke ich in Owens sorgenvolles Gesicht. "Was ist passiert?" "Er... er hat versucht mich zu töten", antworte ich stammelnd. Owen nimmt mich am Arm und hilft mir aufzustehen. Mein Blick fällt wieder auf den Mann. "Wer war das?", frage ich leise. "Er war ein Mann aus dem System, vermutlich ein Caram. Er kam mit einem anderen Caram hierher, doch der andere ist in eine der Minen getreten und wurde durch die Explosion getötet", erklärt Owen. "Das war also der Knall von vorhin." Owen nickt. Dann legt er einen Arm um mich, sodass ich mich auf ihn stützen kann und gemeinsam laufen wir in Richtung des Lagers zurück. Owen bringt mich in das Krankenquartier und sofort beginnt eine Frau in einem weißen Kittel, mich zu untersuchen. Sie schaut sich meine lädierte Kehle genau an und sagt dann mit einem Augenzwinkern:"Das sieht ja ganz schön schlimm aus. Aber du hast Glück, du wirst es überleben." Ich nicke gedankenverloren und reibe mir über meine Kehle. "Hast du eine Idee,  was die beiden Männer hier wollten?", fragt Owen mich,  während er sich neben mich setzt. "Ich glaube sie haben jemanden gesucht", antworte ich zögernd. "Und weißt du auch wen?" "Ich glaube der Name war Josephine Hall." Bereits während ich dies sage, wird mir bewusst, dass ich meinen Mund hätte halten sollen. Jetzt, da sie wissen, dass diese Person hier ist, werden sie herausfinden, dass ich es bin. Ich bin ihr Feind. Und sie werden alles daran setzen, mich zu töten.

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Hey Leute!

Ich weiß ich hab ewig nicht mehr geschrieben und es tut mir wahnsinnig leid. Die letzten Paar Monate waren echt stressig, aber jetzt ist es wieder besser.

Ich hoffe ihr lest das Kapitel trotzdem und hinterlasst einen  Vote oder Kommi für mich :) Würde mich total freuen ;*

Und hier kommt die nächste Frage:

Was würdet IHR jetzt an Clarices Stelle tun?

Freue mich auf eure Antworten.

Bis bald,

eure Flying_Fantasy :) <3

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