Kapitel 2

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Ich betrete die Schule durch das Hauptportal und wie immer erwartet mich bereits gespenstisches Schweigen. Hier an der Schule wird nur sehr selten geredet oder gelacht. Laut den Geschichtsbüchern war das früher anders, aber seit das System da ist, dürfen wir uns nicht einmal mehr Freunde suchen. Das System entscheidet, wer am besten zu uns passt und uns am meisten von Nutzen ist. Das gibt dem Wort Freund meiner Meinung nach eine ganz andere Bedeutung.

Endlich bin ich an meinem Schließfach amgekommen. Ich tippe meinen Erkennungscode in das Tastenfeld, das in der Mitte der Schließfachtür angebracht ist. Mit einem leisen Summen öffnet sich die Tür und ich hole mir mein Notice Board, also das Tablet auf dem ich mir Notizen mache und meine Fortschritte eintrage, heraus. Wir haben die Notice Boards bei unserer Einschulung vom System geschenkt bekommen. Da alles, was ins Notice Board eingetragen wird, direkt ans System weitergeleitet wird haben sie noch mehr Möglichkeiten uns zu kontrollieren. Nachdem auch ich meinen Datenchip in meibe Schultasche gepackt habe, schließe ich die weiße Tür des Schließfachs wieder und mache mich auf den Weg zum Unterrichtsraum. Dieser ist natürlich, wie alles andere im kompletten System in Weiß und Grautönen gehalten. Das dient zur Schonung unserer Augen. Das klingt natürlich einleuchtend, doch wer in seinem ganzen Leben noch nie andere Farben als grau, weiß und schwarz gesehen hat, auf den wirken diese Farben sehr erdrückend.

Plötzlich werde ich durch ein Räuspern hinzer mir aus meinen Gedanken gerissen. Ohne es zu merken blockiere ich den Eingang zu unserem Unterrichtsraum.  Ein paar Schüler schauen mich vorwurfsvoll an und ich bemerke, wie ich erröte. Mit schnellen Schritten husche ich zu meinem Tisch. Wie alles andere ist er auch komplett weiß und er steht etwas abseits von den Anderen. Ich lasse mich seufzend auf den ebenfalls weißen Stuhl fallen und krame den Datenchip aus meiner Tasche hinaus. Nach einer gefühlten Ewigkeit finde ich ihn endlich und kann ihn in den Schlitz, der an der vorderen Tischkante anbracht ist, stecken. Sofort ertönt das mir breits bekannte Summen, als der in den Tisch eingebaute Registrierungscomputer meinen Chip kontrolliert. Dann erscheint, wie an den Schließfächern ein Tastenfeld und auch hier muss ich meinen Erkennungscode eingeben. Das Tastenfeld verschwindet wieder und vor mir taucht der bekannte holographische Bildschirm auf. Frühr gab es sogenannte 'Lehrer' um die Kindr zu unterrichten, heute übernehmen das die Computer. So kann jeder in seinem eigenen Tempo lernen. Ich lerne ziemlich schnell, deshalb ist heute der Tag meiner Abschlussprüfung. Mit vor Aufregung zitternden Händen tippe ich auf das Symbol, das für die Abschlussprüfung steht. Das Menü öffnet sich und ich tippe auf den "Abschlussprüfung starten" Button. Der Bildschirm wird kurz schwarz, aber dann tauchen schon die ersten Fragen auf. Mein Notice Board darf ich nicht werden, aber ich habe mich sehr gut vorbereitet, deswegen sind sowohl die Fragen, als auch das zuordnen der Organe ein Kinderspiel. Jeder im System lernt nur das, was er später für seinen Beruf braucht. Ich werde einmal Assistenzärztin sein, deshalb muss ich Organe zuordnen und Fragen zum Ernstfall beantworten können. Das mache ich noch eine gute halbe Stunde mühelos weiter, doch plötzlich gehen die Lichter in dem sonst lichtdurchfluteten Raum aus. Alles wird dunkel um mkch hetum und auch das Hologramm des Computers verschwindet. Ich spüre, wie langsam aber sicher Panik in mir aufsteigt. Es fühlt sich so an, als würde jemand versuchen mich zu erwürgen. Den Geräuschen nach, die ich um mich herum wahrnehme, geht es meinen Mitschülern nicht anders. Ich nehme all meinen Mut zusammen und stehe auf, um mich nach draußen in den Flur zu tasten. Doch plötzlich bleibe ich abrupt stehen. Ich sehe ein leichtes Flackern in meinem Augenwinkel.  Das Flackern ist genau da, wo ich auch meinen Tisch vermute. Langsam und vorsichtig kehre ich zu meinem Platz zurück, doch das Flackern scheint aufgehört zu haben. 'Bin ich jetzt schon so verrückt, dass ich mir Dinge einbilde?', frage ich mich verwundert. Doch dann erscheint das Flackern wieder, aber diesmal deutlicher und heller. 'Wenigstens leide ich nicht unter Wahnvorstellungen', denke ich erleichtert. Das ist ja schon mal ein Anfang. Doch das Flackern vor mir wird immer stärker, bis das Hologramm des Computers wieder klar und deutlich vor mir aufleuchtet. Auf einmal ertönt aus dem Hologramm ein Lied. Es hat eine schöne Melodie, doch der Text ist grauenvoll: Es handelt von dem Krieg, der die frühere Welt zerstört und das System ermöglicht hat. Ich muss nicht mal alle Worte verstehen um das Lied zu erkennen. Wir haben es als kleine Kinder vorgesungen bekommen um uns zu zeigen, was ein Krieg gegen das System anrichten würde. Und dieses Lied drückt es auf eine sehr grauenvolle Weise aus. Es kommen oft die Worte Vernichtung, Blutbad und Mord darin vor. Meine Aufmerksamkeit richtet sich wieder auf den Bildschirm des Hologramms, als der erneut schwarz wird. Und dann sehe ich etwas, das mir das Blut in den Adern gefrieren lässt: Vom Rand des Bildschirms läuft Blut hinunter und  bildet langsam aber sicher ein Wort. "Josefine". Das Blut läuft weiter über den Bildschirm und bildet das nächste. "Hall". "Josefine Hall" steht jetzt auf dem Bildschirm. "Ein Name. Aber von wem?", murmele ich leise vor mich hin. Auf einmal geht das helle Licht des Unterrichtraums wieder an und das Blut verschwindet augenblicklich wieder.  Dann kommt eine komplett in grau gekleidete Frau in den Raum und erklärt, dass die Abschlussprüfung aufgrund des Stromausfalls auf morgen verschoben wird. Und ehrlich gesagt ist mir das gar nicht so unrecht. Ich ziehe schnell den Datenchip aus dem Schlitz und befördere ihn in meine Tasche. Dann schnappe ich mir die Tasche und mache mich schleunigst auf den Heimweg. Doch während ich die Straße entoang zu unserem Haus gehe wird mir klar, dass ich niemandem von dem blutigen Namen erzählen sollte. Es würde mir ja doch keiner glauben. Und damit behalte ich leider recht.

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A/N:

Erstmal ein großes Dankeschön an alle, die das hier lesen. Es sind zwar recht wenige, aber das wird schon noch ;).

Mein 2. Kapitel ist nicht lang und auch nicht sooooo spannend, aber ich hoffe ihr bleibt dabei und lest weiter. Das spannende kommt schon noch, keine Sorge :) Habt einfach noch ein bisschen Geduld.

Eure Flying_Fantasy :*****

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