Der einsame Wolf

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Heiß und unerbittlich brennt die Mittagssonne auf die Erde hinab. Es kommt mir vor als wäre ich gestern erst in Seattle gewesen, um dem britischen Premierminister in Kooperation mit der Firma CyboCare Geleitschutz zu leisten, jedoch ist dies bereits eine ganze Woche her..

Seither streife ich durchs Land, alleine auf meinem Hoverbike, bei mir habe ich nur mein treues Schwert und die Bezahlung des letzten Auftrages. Ich hoffe sehr, diese Mittagshitze bald verlassen zu können, denn auf Dauer zeigt mein neurales Vitalsystem an, dass die Hitzeregulierung nach und nach aufgibt. Kein Wunder wenn man bedenkt, dass ich nun seit über zehn Jahren diesem Körper Leben und Seele verliehen habe.

Es ist ein ganz anderes Leben als Cyborg. Natürlich bietet es einige Vorteile, welche mit einem rein biologischen Körper nicht im Ansatz vergleichbar sind. Auf anderer Seite jedoch muss man einige Prozeduren zur Regelmäßigkeit des Lebens werden lassen, fast wie eine ärztliche Routineuntersuchung.

Jedoch werde ich nicht mehr von einem Arzt untersucht. Er trägt zwar einen Doktortitel, diesen jedoch in der Kybernetik. Doktor Walter Steiner -von mir meist anerkennend Doc genannt- ist ein Meister seines Faches, und auch derjenige, der mich den biologischen Beschränkungen enthoben hat.
Selbstverständlich denken viele, als Mensch in einem maschinellen Körper würde man seiner Menschlichkeit entsagen oder dass man gute Möglichkeiten hätte, sich beispielsweise unrechtmäßig zu bereichern. Bloß ist dem nicht so, auch ich bin immer noch ein Mensch mit Seele, Gewissen und Emotionen.

Genau genommen gibt es trotz allem was in den vergangenen Jahrhunderten passiert ist, immer noch eine Vielzahl an Vorurteilen oder Skeptikern der Kybernetik. Auch wenn ich denke, dass es jedem selbst überlassen sein sollte zum Cyborg zu werden oder nicht und man dadurch kein besserer oder schlechterer Mensch als vorher wird, gibt es leider auf beiden Seiten immer noch eine Menge Hardliner, die ihre Meinung und Überzeugung vehement durchsetzen und verbreiten wollen.

In einer vergleichsweise kleinen Ortschaft, etwa noch 100 Meilen von D.C. entfernt, finde ich zu meinem Glück ein Hotel. Da es draußen nicht auszuhalten ist, parke ich mein Hoverbike, aktiviere die ID-Sperre und betrete das Gebäude.

Der etwas verunsichert schauende Portier gibt mir nach Abwicklung der Formalitäten die ID-Card für mein Zimmer, scheinbar gehören Leute wie ich nicht zu der standardmäßigen Klientel dieses kleinen Hotels.
Ich bedanke mich bei ihm, gehe auf mein Zimmer und schalte sofort die Klimaanlage ein.
Schlaf im eigentlichen Sinne benötige ich zwar nicht, jedoch muss auch dieser technische Körper nach einer gewissen Zeit Energie regenerieren.

Zugunsten meines Geistes, denn ein wenig Ruhe kann ich definitiv gebrauchen, also lege ich mich auf das große Bett und schließe schließe die Augen, um nach Initiierung der Energieregeneration auch mental zur Ruhe zu kommen.

Nach etwa 6 Stunden wache ich plötzlich auf, mein Vitalsystem signalisiert einen erhöhten Stresslevel sowie eine erhöhte Herzfrequenz.
Kein Wunder, denn ich hatte einen Alptraum, wie es in letzter Zeit wieder vermehrt der Fall ist..
Der Vorfall mit dem Scharfschützen in Seattle macht mir nach wie vor zu schaffen, diese in den Boden des Glockenturmes geritzte Nachricht geht mir kaum aus dem Kopf.

Nach ein paar Minuten sind meine Werte endlich wieder stabil, bevor ich das Zimmer verlasse und auschecke, kontaktiere ich den Doc.

Hey Jack mein Freund, lange nichts von dir gehört, wie geht es dir?" Sagt er mit einem unverkennbaren Deutschen Akzent.
Hi Doc, soweit ist alles bestens. Ich werde morgen Washington D.C. erreichen, habe was in eigener Sache zu erledigen. Jedoch könnte ich Ihre Unterstützung brauchen, wie schnell könnten Sie dort sein?" Frage ich ihn ebenso direkt wie freundlich.

Nun ja, das ist zwar recht kurzfristig, aber.. Bis übermorgen sollte ich es schaffen." Sagt er überlegend.
„Perfekt, wir sehen uns dann übermorgen, ich werde Sie am Flughafen in Empfang nehmen." Mit diesem Satz beende ich das Gespräch, wohl wissend, dass es mit Sicherheit ein umfangreicheres Treffen werden wird.

Nach dem Gespräch verlasse ich das Zimmer mit meinem Koffer und checke aus, gebe dem Portier ein gutes Trinkgeld und fahre durch die Nacht auf meinem Hoverbike weiter in Richtung Zielort.
Wie ein einsamer Wolf, der seinen Weg geht, fahre ich durch die Nacht. Dabei stets im Kopf die Lehre der alten Samurai, nach denen ich meine Kämpfe bestreite.

Mein Schwert ist ein Werkzeug der Gerechtigkeit, welches diejenigen straft, die ihre Macht missbrauchen, um ihre unersättliche Mordlust und Gier zu stillen.

Mein Name ist Jack - und ich bin ein Cyborg-Samurai.

Codename: BladeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt