Sanft weckt mich schon früh am Morgen der Lichtwecker mit einer wundervollen Ballade, welche zu meinem Gefallen von meiner liebsten Metal-Band gesungen wird.
Ich schließe das Kabel ab und mein neuronales Vitalsystem zeigt überaus positive Werte, jedoch scheint es als hätte ich in der Nacht nicht nur gut geträumt. Einer der Nachteile meines Körpers ist, dass die Emotionsunterdrückung im Schlaf nicht so gut arbeiten kann wie während meiner Wachphasen.
Nachdem ich mich im Badezimmer etwas zurecht gemacht, die Gelenke neu justiert und die Metallenen Körperflächen poliert habe, verlasse ich das Zimmer wie gestern im Anzug und mit meinem Schwert am Rücken.
Ein paar hundert Meter vom Hotel entfernt, sehe ich eine Menschenmenge um jemanden herum stehen. Sie alle wirken verunsichert, also beschließe ich, mir das ganze genauer an zu sehen und bereite mich auf einen Konflikt vor. Fast bei der Menge angekommen, höre ich plötzlich eine Stimme, die mich trotz Emotionsregulierung beinahe erstarren lässt.
Diese tiefe klare Stimme mit südamerikanischen Akzent.. Dieses unverkennbare, herablassende Lachen.. Und plötzlich sehe ich ihn:
„Kommen Sie schon Ladies und Gentlemen, Sie haben ganz sicher noch nie jemanden mit Namen "Blade" getroffen? Zu bedauerlich, aber leider kann ich auch nicht verantworten, dass irgendjemand hier davon erzählen wird."
Als er sein Schwert zieht, fangen die Leute panisch an zu fliehen. Mit einem Ruck ziehe ich mein Schwert und stürme blitzschnell auf ihn zu, sodass ich seinen Angriff auf ein hilfloses Paar gerade noch verhindern kann.
„Du bist doch scheinbar wegen mir hier, warum also versuchst du, unschuldigen Menschen zu schaden?!" Frage ich ihn verachtend, woraufhin er bloß müde grinst. „Sieh an, sieh an.. Wie gerufen kommt er in letzter Sekunde angeschnellt, das grenzt ja fast an Zauberei!" antwortet er spöttisch und lacht. „So sieht man sich also wieder Jack, oder willst du doch lieber wieder "Blade" genannt werden wie damals?"
Mit einem großen Satz springt er etwa zwei Meter von mir Weg, rote Blitze ziehen über seine blutrote Klinge.
„Was willst du von mir, Vincent? Oder soll ich dich lieber "Blood Wolf" nennen?" Frage ich angespannt, lasse mir jedoch ein kleines spöttisches Lächeln nicht nehmen.
„Über vergangene Zeiten reden, was glaubst du?" antwortet er lachend „Erinnerst du dich an die Botschaft in Seattle? Auf dem Turm oben?"
Plötzlich trifft es mich wie ein Schlag, die in den Stein geritzte Botschaft.. Das konnte nur ein hochentwickeltes Schwert wie seins schaffen.
„Also warst du derjenige, der eine diplomatische Katastrophe von internationalen Ausmaßen anzetteln wollte?" Frage ich und renne mit dem Schwert im Anschlag los.Schnell und präzise pariert er meinen Hieb und verpasst mir einen schweren Tritt. „Da hat wohl jemand gut aufgepasst! Aber ich hab es nicht -oder nicht nur- aus purer Laune heraus getan. Zu meinem Unglück warst du jedoch schnell genug." Sagt er grimmig und fährt fort „Sie werden andere Wege finden, diese Welt aus ihren Bahnen zu reißen, um Krieg und Anarchie zu verbreiten." Grinst er mich schadenfroh an.
Etwas geschwächt stehe ich auf und erhebe das Schwert, mit einem kräftigen Hieb und einer schnellen Trittkombo gelingt es mir zumindest, seinen linken Arm kampfunfähig zu machen und seinen Rumpf zu beschädigen. „Krieg und Anarchie? Wer sollte es schaffen wollen, die Welt ins Chaos zu stürzen?" frage ich wütend.
Vincent steht auf und atmet schwer, sieht mich manisch grinsend an und lacht. „Du unwissender Narr.. diese Welt ist noch ebenso verkommen und verdorben wie vor hunderten von Jahren. Kriegstreiber und Machtgierige Gruppen erheben sich, infiltrieren Regierungen und Unternehmen, um die uneingeschränkte Herrschaft über die Welt zu erlangen. Gerade du solltest das wissen, warst du doch schließlich schon so jung in diverse Gefechte verwickelt.. Und übrigens, insbesondere folgenden Namen solltest du dir merken: Ultragear Arming Corporation.Nachdem er das sagte, holte er mit seinem Schwert aus und traf damit meinen Brustkorb, meinen Kiefer und verletzte mein linkes Auge, sodass ich zu Boden fiel. Mein Vitalsystem schlug Alarm, während ich Wolf sah, wie er sich umdrehte. „Wir werden uns wieder sehen, Jack. Bis dahin solltest du an deinem Körper arbeiten lassen, wenn du so schnell kaputt gehst, macht ein Kampf mit dir doch keinen Spaß.. Bis bald, Blitzklinge." Nach diesen Worten sprintete er mit extrem hohem Tempo davon und verschwand in der Ferne.
Kaum in der Lage zum Aufstehen schleppte ich mich in Richtung einer Bank. Ein paar Passanten eilten mir zur Hilfe, viele klatschten und bedankten sich für mein Eingreifen, denn wahrscheinlich hätte Wolf ein schreckliches Blutbad angerichtet.
Nach einem Augenverband und etwas Nanopaste, welche die schlimmsten Schäden schnell repariert hatte, dankte ich den Helfenden und verließ die Umgebung über die umliegenden Häuser, um nicht verfolgt zu werden.In einer kleinen Gasse betrat ich wieder den Boden und machte mich auf den Weg zum Treffpunkt mit dem Doc, schließlich haben wir viel wichtiges zu besprechen.
Auch wenn er sicherlich Verständnis für eine Verspätung hätte, möchte ich ihn nicht warten lassen. Deutsche sind doch auch für ihre Pünktlichkeit bekannt, nicht wahr?Etwa nach 40 Minuten erreiche ich ein etwas abgelegenes, kleines Labor. Vor den Toren steht auch schon der gute Doc, so formell wie immer.
Ein großer bebrillter Mann von über 50, dunkelblond mit grauen Ansätzen und kreisrundem Haarausfall, schmalem Gesicht und stets in Lackschuhen, Anzughosen und einem Hemd mit Krawatte gekleidet.
„Guten Tag Jack, es freut mich sehr dich wieder zu sehen mein Freund!" sagt er lächelnd und gibt mir einen freundschaftlichen Händedruck. „Du siehst ein wenig lädiert aus, und was ist mit deinem Auge passiert? Hattest du etwa einen Kampf?" fragt er mit seinem unverkennbaren deutschen Akzent und begutachtet meine Schäden und Verletzungen, sowie die Fetzen meines Hemdes, welche trotz Jackett gut zu sehen sind.„Eine lange Geschichte, Doc. Ich schätze wir haben viel zu besprechen, aber das sollten wir besser drinnen tun." Antworte ich ihm freundlich mit einem ernsten Gesichtsausdruck und gehe mit ihm in sein Labor.
Im Inneren angekommen, wage ich kaum in Worte zu fassen, was ich sehe. „Doc, das ist einfach..“
„Wunderbar? Perfekt? Topmodern?“ beendet er meinen Satz stolz lächelnd. Kein Wunder, denn dieses Labor scheint eines der topmodernsten Kybernetik- und Cyborg-Laboren weltweit zu sein.
„Jack, mein Freund.. Sicher fragst du dich, warum ich gerade diesen Ort für ein Treffen vorgeschlagen habe. Also möchte ich es dir erklären.Seit nunmehr etwa zehn Jahren bist du ein Cyborg und dein Körper ist ohne Frage ein technisches Meisterwerk, allerdings habe ich bereits seit geraumer Zeit an einem Projekt gearbeitet.
Die Forschungen sind abgeschlossen und nur zu gerne möchte ich dir die Ehre zukommen lassen, ein Cyborg zu werden, der sowohl weltweit einmalig ist, als auch über modernste Systeme und Fähigkeiten verfügt. Also, was sagst du?“ fragt er mich lächelnd.
„Sie kennen mich, Doc. Ich bewundere Ihre Arbeit und ohne ihre Innovationen hätte ich so manchen Kampf sicher nicht lebend überstanden. Da ich in Zukunft einige große Herausforderungen auf uns und CyboCare zukommen sehe, willige ich gerne ein, verpassen Sie mir ein Upgrade.“ erwidere ich entschlossen lächelnd.
„Wunderbar! Lass uns sofort beginnen Jack!“ antwortet er freudig und führt mich in den Raum, den er so liebevoll den "Operationssaal" nennt.
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Codename: Blade
Science FictionAnno 2480 - Die Welt ist ein von Technik und Kybernetik dominierter Planet, auf dem Mensch und Maschine kaum mehr zu unterscheiden oder gar eins geworden sind. Trotz der vorangeschrittenen Evolution und der technischen Revolution im Jahre 2355, wel...