Kapitel 2

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Der erste Schultag begann zur Abwechslung mal ohne Probleme. Meine besten Freunde und ich hatten sofort eine Doppelstunde Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Wir waren etwas früher dran und waren so ziemlich die einzigen, die vor dem Klassenraum warteten. In der Ecke stand eine Gestalt, die versuchte sich im Schatten zu verstecken. Ich beobachtete sie kurz aus dem Augenwinkel, bis sie sich schließlich doch zu erkennen gab. Zu meiner Enttäuschung war es Pansy, die eingebildet die Nase rümpfte, sich aber doch zu uns stellte.
Da war es. Das erste Problem des Tages. Um ehrlich zu sein holte es mich schneller ein als erwartet.

«Dass ich mit euch in einem Kurs bin, ist doch wohl eine Frechheit!», sie wand sich nun direkt an Hermine: «Und du, Schlammblut, dass du überhaupt an dieser Schule bist ist eine Schande. Du-»

«Halt deinen Mund, Pansy!», Ron wurde ziemlich wütend.

«Von dir lass ich mir gar nichts sagen!»

«Erkläre mir eins Pansy. Wenn du dich nicht mit uns unterhalten willst, wieso bist du dann auf uns zugekommen? Niemand hat dich gezwungen aus deiner dunklen Ecke hervorzukommen, in der du übrigens besser aufgehoben warst.», ich konnte sie einfach nicht ausstehen.

Mein Freunde sahen mich ungläubig an. Anscheinend hatten sie mir das nicht zugetraut.

Im nächsten Moment kam auch schon Draco in den Gang gelaufen. Er unterhielt sich mit Blaise.

Er sah so gut aus. Seine Haare standen leicht in alle Richtungen ab. Er war so in das Gespräch mit Blaise vertieft, dass er gar nicht merkte, dass ich ihn beobachte. Sein Kumpel musste wohl etwas lustiges gesagt haben, denn er fing an zu lachen. Wie ich es liebte, wenn er lachte. Und dann trafen seine Augen meine. In mir kribbelte es wie verrückt und ich musste mich beherrschen, dass ich mich nicht auf ihn stürzte, ihn umarmte und vor allen Schülern küsste, die gerade alle nach und nach den Gang betraten.

Harry nahm mich an der Hand und führte mich in den Klassensaal. «Komm, Schwesterchen. Professor Snape ist da.»

Harry war für diese und auch für die nächsten Stunden mein Sitznachbar. Er musste Hermine versprechen, dass er mich nicht unnötig vom Unterricht ablenkte. Der Unterricht gefiel mir sehr, auch wenn ich mich kaum konzentrieren konnte. Das war absolut kein guter Start in das neue Schuljahr. Aber ich war froh, dass ich meine Freunde hatte.
Harry wich mir den Rest des Tages nicht von der Seite und versuchte mich ununterbrochen zu beschützen. Er übernahm die Rolle des großen Bruders (auch wenn ich älter war als er, aber das interessierte ihn recht wenig) und ließ mich nicht aus den Augen. Er ist für mich da und das in meiner schwersten Zeit. Mit meinem Vater konnte ich zurzeit nicht sprechen. Er war enttäuscht von mir und hatte viel zu tun. Ich frage mich, ob es wirklich so klug war, was wir letztes Jahr getan hatten.

Ich weiß, dass es nötig gewesen war, aber wir hatten so vieles aufs Spiel gesetzt und manche von uns haben dies auch verloren. Jeder, der sagt, dass man Opfer bringen muss, um etwas Gutes erreichen zu können, hat vollkommen Recht.

Beim Abendessen unterhielten sich meine Freunde und hatten es zum Glück aufgegeben mich in die Gespräche zu integrieren. Ich dringend das Bedürfnis alleine zu sein. Ich war unendlich froh, dass ich in Hermine, Ron und Harry Freunde gefunden hatte. Sie waren meine besten Freunde. Sie waren stark, klug und überaus gut im Zaubern. Der eine mehr, der andere weniger. Doch in diesem Moment brauchte ich einfach Zeit für mich.
Auch ich hatte viele positive Fähigkeiten, aber mein größter Schwachpunkt schaffte es, all meine Kräfte auszuschalten. Ich zweifle stark an mir selbst. Ich stelle mir immer die Frage, ob ich etwas wirklich schafften konnte, oder ob ich zu schwach (sowohl körperlich als auch mental) war. Und durch die Ereignisse des letzten Jahres, bekam ich langsam die Befürchtung depressiv zu werden. Aber ich musste das wieder in den Griff bekommen.

Ich ging an die frische Luft und genoss die Stille der Nacht. Der Innenhof war leer und der Wind blies durch die Büsche, die hier gepflanzt worden waren. Ich fühlte mich geborgen, obwohl es recht kühl war und hier draußen eine größere Gefahr bestand angegriffen zu werden als in den Mauern des Schlosses. Hier konnte ich meine Gedanken ordnen, vielleicht würde es mir helfen die ganzen Geschehnisse zu verarbeiten. Ich setzte mich auf eine steinerne Bank und schloss meine Augen.

Amélia 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt