Kapitel 6

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Mein Herzschlag wird immer schneller, teilweise aus Wut, aber hauptsächlich aus Angst. Sein Griff um mich verstärkt sich und der Zauberstab, den er mir an die Schläfe drückt, schmerzt. Auch Hermine und Ron scheint es nicht besser zu gehen. Aber am schlimmsten geht es Harry. Er wurde schon einmal von ihr gefoltert und sie ist bereit, härtere Methoden anzuwenden.

Eine Träne nach der anderen löst sich aus meinen Augen. Wie kann er nur so ruhig bleiben? Mein Vater hat mich seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr angesehen. Er ist enttäuscht. Enttäuscht darüber, dass wir und nicht an die Regeln gehalten haben, aber auch weil er denkt, ich hätte mich gegen das Ministerium verschworen. In der kurzen Zeit die wir hatten, habe ich versucht ihm alles zu erklären, aber er wollte mir nicht zuhören.

Immer wieder schreit sie ihn an, aber er wirkt so gelassen, verletzt, und schlecht gelaunt wie immer. Zum Glück glaubt sie ihm, als er zum wiederholten Male sagt, dass seine ganzen Vorräte aufgebraucht sind. Ich möchte nicht wissen, was sie sonst getan hätte.

Diese Frau kennt keine Grenzen. Sie möchte uns nicht beibringen, wie wir uns selbst verteidigen konnten (deshalb mussten wir das selbst in die Hand nehmen), aber sie ist dazu bereit einen unverzeihlichen Fluch anzuwenden. Und das auch noch gegen einen Schüler!

Harry wird nervös, aber versucht es sich nicht anmerken zu lassen. Ich bekomme Angst, große Angst. Ich habe nicht vor ihn nicht leiden sehen. Ich kann es einfach nicht! Die Hand um meinem Arm drückt fest zu und ich muss mir einen Schrei verkneifen.

Umbridge ist kurz davor den Cruciatus-Fluch anzuwenden und Hermine hat eine Idee..«Sag es ihr Harry!»

Umbridge nimmt ihren Zauberstab herunter und sieht Hermine fragend, aber dennoch streng an: «Was soll er mir sagen?»

Ich höre nicht mehr zu, ich bin so erleichtert, dass mein Bruder nicht mehr bedroht wird und auch, dass sich der Griff um mein Handgelenk lockert. Egal was er mir antut, oder wie schlecht er mich behandelt, ich habe keine Kraft mehr und lehne mich einfach gegen ihn. Ich spüre seinen Herzschlag an meiner Brust. Ich kann die Tränen nicht mehr zurück halten, immer mehr befreien sich aus meinen Augenwinkeln bis schließlich mit jedem seiner Herzschläge eine weitere Träne meine Wangen hinunterfließt.

Eine Schüssel die zu Boden fiel, riss mich aus meinem Schlaf. Es dauerte etwas bis sich meine Augen an das Licht gewöhnten. Zum Glück hatte ich keine Schmerzen, doch als ich mir den Schlaf aus den Augen rieb, bemerkte ich, dass meine Wangen nass waren.

«Hast du schlecht geschlafen?»

«Ich schlafe noch. Das ist bestimmt einer dieser Träume in denen man mehrmals denkt aufzuwachen, aber eigentlich befindet man sich noch in dem Traum und-»

«Nein, Lia. Du ist wach. Ich würde ja sagen, dass ich dich kneifen könnte um es dir zu beweisen, aber ich möchte ich nicht verletzen.»

Ich musste lachen. «Draco, du sagst du möchtest mir nicht weh tun, aber letztes Jahr warst du dazu bereit mich zu töten!»
Er nahm mich an der Hand und zog mich aus dem Krankenflügel. Zum Glück hatte ich gestern meine Schuluniform vergessen auszuziehen.

«Draco lass mich los.», wieder liefen mir Tränen die Wangen hinunter. Tränen aus Angst. Was hatte er nur vor?

Es musste noch sehr früh am Morgen sein, denn niemand außer uns war wach. Selbst die Gemälde waren noch im Tiefschlaf.

«Draco, lass mich los. Bitte. Du machst mir Angst! Hör auf!»

«Lia, Lia. Beruhige dich. Ich tu dir nichts. Ich möchte nur mit dir reden. Allein. Wir haben nur noch eine Stunde bis es Frühstück gibt»

«Okay. Aber lass mich los.», er tat mir den Gefallen, aber ich konnte den Schmerz in seinen Augen erkennen.

Ich verschränkte sofort die Arme vor der Brust, damit er nicht mehr die Möglichkeit hatte nach einer Meiner Hände zu greifen und mich wieder fort zu ziehen. «Gut, du wolltest reden. Über was wolltest du denn bitte schön reden?»

«Ich wollte mich bei dir entschuldigen.»

«Ach so und für was genau? Dafür dass du mich mit Pansy betrogen hast oder dafür, dass du mich töten wolltest? Oder sogar für etwas anderes, von dem ich nichts weiß?»

Er sah mich verwirrt an, bevor er weiter sprach: «Ich weiß, dass ich letztes Jahr viel falsch gemacht habe und dich vor allem verletzt habe. Aber bitte glaub mir, ich hatte nie etwas mit Pansy und würde dich vor allem nicht mit ihr betrügen. Lia, ich lie-»

«Draco. Ich glaube dir kein Wort. Außerdem wolltest du dich entschuldigen!»

«Es tut mir leid. Einfach alles. Mir tut leid was ich getan habe und auch die schlimmen Dinge, die ich momentan tue. Ich fühle mich aber auch dazu verpflichtet mich schon für das zu entschuldigen, was ich bald tun werde. Ich möchte aber, dass du weißt, dass ich es nicht tun werde weil ich es will, sondern weil ich es muss. Ich liebe dich und ich hoffe, dass du mich nicht allzu sehr hassen wirst.», er drehte sich um und lief zur großen Treppe.

Wieder hatte ich unfassbare Angst. Diesmal aber nicht, weil er mir Angst gemacht hatte, sondern weil er die Wahrheit gesagt hatte. Ich hatte furchtbare Angst, dass er etwas unüberlegtes tun würde; dass er uns oder sich in Gefahr bringen würde. Ich hatte Angst, dass ihm etwas geschehen könnte.

Amélia 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt