KAPITEL 15

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In ihrem ordentlichen Büro angekommen, wurde mir befohlen mich hin zusetzen, was ich auch befolgt. Weiteren Ärger könnte ich jetzt schlecht gebrauchen, sei es von ihr oder von meiner Mutter. Was wäre dann schlimmer? Also wenn ich von ihr Ärger bekommen würde, hieß es, gleichzeitig auch von der schule ärger zu bekommen. Das wäre wirklich schlimm, aber wenn ich von meiner Mutter ärger bekommen würde, würde Alex versuchen sie zu beruhigen und mich verteidigen, was sie noch mehr zum schreien bringen würde. Und dann würden die beide Streit haben, und mit solchen Schuldgefühlen wollte ich nicht umgehen. Aber - ach scheiß darauf, ich werde so oder so von beiden Seiten ärger bekommen, deswegen soll sie sich beeilen. Aber um meine Mutter zu beruhigen, bräuchte man ein tolles Geschenk und Alex. Echt! sie verzeiht Alex immer, weil sie ihn ja sooo liebt, und natürlich weiß er das, und es ist ja auch manchmal sehr gut vom nutzen. Ich glaube, das niemand die vor mir je lieben würde, da sie ja so streng ist, oder doch? Was wenn sie auch eine ganz andere Seite hatte? Naaja, auf jeden Fall würde es bei meiner Mutter klappen, und- ein strenges Räuspern störte mich. Ganz tief in Gedanken versunken hatte ich noch nicht bemerkt, dass sie mich Erwartungsvoll anschaute. Fragend zuckte ich mit keinen Schultern, da ich echt null Ahnung hatte, was sie schon wieder von mir erwartete. Odeer, so eine kleine Ahnung hatte ich schon. Sollte ich mich entschuldigen? Aber wofür denn, dafür, dass ich nicht zur ihr gekommen bin, oder dass ich die schule verlassen wollte und sie mich erwischt hatte? oder es könnte aber auch sein, dass ich viel zu kaut schrie. Es würde eh nix nützen, sie würde mir schon eine Strafe geben, egal ob ich mich entschuldigen würde.

"SAM!!"

Ich zuckte auf. Muss die so schreien? Ein genervtes seufzen entwich wir, was ich such wieder bereute. Ich hatte sie schon zu arg genervt, da muss ich ihr noch auch nicht andeuten, dass ich genervt von ihr bin. Und das in so kurzer Zeit. Mit keinen langen Fingern trommelte ich leise auf die Schreibtisch-platte.

"Ehm, ja?"

fragte ich sie leise. Nur die Ruhe bewahren Sam, vielleicht kommst du auch mit einer leichten Strafe vorbei. Wie ich mich versuchte, selbst zu täuschen. Hach. Was wohl Luce machte? War er schon gegangen, oder wartete er auf mich? Es könnte auch sein, dass er vor der Türe wartete. Aber, ach Nee. Woher soll er den Weg zum Sekretariat, wissen? Aber wie hatte er sie Schule gefunden? Oder: Warum war er überhaupt hier? und wie hat er mich wieder erkannt? denn es waren schon viele Jahre vergangen, wo wir uns das letzte mal gesehen haben. Viel hab ich mich grad auch nicht geändert, nur ein bisschen gewachsen. Die größte Frage die mich aber quälte war, wo war er verdammt die langen Jahre und was hatte er gemacht?! Fragen über Fragen, und ich würde sie nur heute Abend geantwortet bekommen. Mittlerweile kaute ich schon auf meinen Fingernägeln, und vergaß für einen kurzen Moment, wo ich mich befand.

"Ein bisschen Konzentration wäre angesagt."

damit durchbrach sie meine Gedanken, nomal wieder, und ich hörte auf, meine Finger zu kauen.

Verlegen räusperte ich, und nahm eine grade Stellung ein, da mein Rücken die ganze Zeit leicht gekrummt war, was ich jetzt dank den Schmerzen merkte. Meine Hände lagen brav auf meinem Schoß.

"Verzeihung. könnten sie mir jetzt die Strafe sagen, ich will nach Hause."

"Du hast noch Schule?"

Stimmt."Ich hab starke Bauchschmerzen."

"Vorhin war es was anderes?

Eine Perfekt gezupfte Augenbraue ging hoch, und fragend blickte sie. Muss sie all meine Pläne durchqueren. Diesmal versuchte ich ein bisschen Glaubenswürdiger zu klingen.

"Beides. Und ich musste zum Arzt, den Termin vergaß ich und somit erinnerte mein Freund mich, dass ich heute noch einen Arzttermin hatte."

Glücklicherweise musste ich feststellen, dass ich verdammt gut lügen drauf hatte, zwar wusste ich nicht vorher ich es konnte, aber ich machte weiter.

"Vorhin sah es aber nicht so aus, als ob du Schmerzen hättest? Uns angehören tat es schon längst nicht?"

"War ein sehr guter Freund den ich länger nicht getroffen, sie wissen doch: Ein guter Freund, tut den Schmerzen gut?"

Als ich dies Aussprach, musste ich wieder sofort an Luce denken. Mal ehrlich, wo befand er sich? Ach, und den Spruch hatte ich schnell erfunden, damit es Glaubwürdiger klang, was auch klappte, da ihren Stirn sich in Falten legte.

Nach kurzer Zeit, seufzte sie und lehnte sich nach hinten. Die Arme vor der Brust verschränkt. In dieser Position beobachtete sie mich. Wahrscheinlich möchte sie herausfinden, ob ich lüge oder nicht.

Deswegen verzerrrte ich keine Mimik, und versuchte so normal wie möglich aus zusehen. Besser gesagt: Ich versuchte, so gut wie möglich nicht aus zusehen, als ob ich lüge.

"Hmm. Eine Entschuldigung vom Arzt, die Unterschrift deiner momentanen Erziehungsberechtigern und morgen Nachsitzen. 2 Stunden."

Mir drohte, die Kinnlade auf zu klappen, aber ich hielt mich stark zurück. Soviel verlangt?? Das ist echt übertrieben! Mit einem gefälschten Lächeln und einem Nicken stand ich auf und verlies den Raum.

"Blöde Zicke. So eine Zigeunerin. Die kann mich mal!!" gab ich zischend im Flüster Ton von mir.

"Scheint nicht gut gelaufen zu sein"

gab Luce draußen lachend von sich. Er stand an einer alten, fast abgerissener Mauer. Ich schüttelte einfach meinen Kopf, und ging voran. Er würde mir eh folgen.

Um es mal klar zu stellen, weil - glaub ich mal - manche verwirrt sind, Luce ist mein bester Freund, mein Bruder. Zwar nicht mein echter, aber ich sah ihn so. Zusammen mit Pia waren mir beide sehr wichtig. Sie zu verlieren, schien unerträglich zu sein.

Jedenfalls, er war mein Bruder soweit ich denken konnte. Bis zum jenen Tag. Spurlos verschwand er, weder bei mir, noch bei Pia hatte er sich gemeldet. Jahrelang hatte ich versucht seine Spur auf zu nehmen, ihn zu finden. Aber es ging nicht. Wie vom Erdboden verschluckt war er. Keine Spur, keine Nachricht, nichts. Einfach nur nichts. In der Zeit hatte er keine Eltern und lebte im Heim, weil beide starben, als sie ihren Hochzeitstag feiern wollten. Er tat mi echt Leid, doch er schaffte es stark zu bleiben. Ich war ganz schön wütend auf ihn. Und das mit Recht! Aber ich glaube, wenn ich den Grund hören würde, würde ich ihn schnell verzeihen. Ich konnte nicht lang genug sauer bleiben.

Auf dem Weg alberten wir sehr, so dass und jeder schief ankuckte, was mir egal war. Diese Zeit mit ihm hatte ich am meisten vermisst. Neben ihm konnte man ruhig das Kind in sich auslassen, ohne dass es einem peinlich ist, weil man sich so daneben benimmt. Von weitem sah ich auch schon unser Haus, und freute mich innerlich sehr, endlich mal heraus zu finden, warum er verschwunden war.

Hoffe es hat euch gefallen:)

WolfswandlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt