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Jin PoV

Hoch motiviert und stolz auf meine Überredungskünste verließ ich das Haus.

Er stand bereits am verabredeten Punkt, eine Zigarette zwischen den Lippen. Mit gerunzelter Stirn lief ich zügig auf ihn zu. Als er mich sah, drückte er sie hastig aus und warf sie weg. Ich schaute ihn streng an. Er seufzte. „Ich weiß, dass es ungesund ist, aber es ist das Einzige was mir aus meinem alten Leben noch geblieben ist." Ich bekam Mitleid mit ihm. „Was vermisst du denn aus deinem alten Leben?", versuchte ich es mal mit fachmännischer Miene. Er sah mich düster an. „Du klingst wie mein Psychologe." Ich zuckte die Schultern. „Wäre doof wenn nicht, schließlich studiere ich den Kram." Er murmelte irgendwas zu seinen Füßen.

„Was hast du gesagt?", fragte ich. Er holte tief Luft. „Ich sagte: Ich vermisse meine Freunde."

„Und warum?" „Wirklich jetzt?"

Ich nickte heftig. Er verdrehte die Augen, redete jedoch weiter. „Sie machen jeden Blödsinn mit, sie sind so fürsorglich wie meine Eltern es nie waren und mit ihnen wird es nie langweilig, immer fällt ihnen etwas neues ein." Dann schwieg er wieder. Nun war ich ernsthaft neugierig geworden. Welche Menschen hatten diesen introvertierten und düsteren Jungen dazu gebracht, aus sich herauszukommen und sein Leben zu genießen? „Wollen wir in ein Café gehen?", fragte ich. Er nickte stumm und so machten wir uns auf den Weg. Nach ein paar Minuten hatten wir einen netten kleinen Laden gefunden. Wir bestellten jeder einen Kaffe und setzten uns damit an einen Tisch ganz hinten am Fenster. „Also, Namjoon", fing ich an und stützte mein Kinn auf meine verschränkten Hände. „Fangen wir mit einer leichten Frage an. Was steckt hinter deinem Haarschopf?"

„Mein Gehirn", sagte er grummelig. Ich grinste. „Und warum ausgerechnet diese Farbe?" „Gabs nur in rosa." „Wir reden von deinen Haaren, richtig?", fragte ich. Ein kleines niedliches Lächeln erschien auf seinem Gesicht, wodurch seine Grübchen sichtbar wurden. „Es war eine Wette. Jimin meinte, ich würde es nicht schaffen, eine Woche lang nichts zu zerstören. Leider hatte er recht."

Ich lachte. „Da muss ich mich wohl in Acht nehmen." Namjoon schmunzelte.

„So, dann mal zu den ernsten Dingen", sagte ich. „Was habt ihr angestellt, dass du in ein Heim gesteckt wurdest?"

Seine Augen verdunkelten sich. „Ich glaube nicht, dass dich das was angeht." Er stand ruckartig auf und rauschte aus dem Laden. Ich sah ihm verzweifelt hinterher. So wurde das doch nie was. Wie soll ich irgendwas mit ihm anstellen wenn er immer sofort abblockt? Ich stand auf, legte das Geld für die Getränke auf den Tisch und verließ das Café.

Namjoon PoV

Ich beantwortete seine Frage nicht, sondern stand rasch auf und verließ den Laden.

Ich wollte es ihm nicht erzählen, wollte vor ihm nicht unvernünftig wirken. Ich holte meine Zigarettenschachtel aus der Jackentasche und zündete mir eine an.

Der Rauch, der in wilden Formen meinen Mund verließ, beruhigte mich auf abstruse Art und Weise.

Ich wusste, dass ich Ärger bekommen würde, wenn ich nicht zu einer bestimmten Uhrzeit wieder im Heim war, doch das war mir egal. Ich wanderte durch die Straßen und genoss die Freiheit, die ich schon so lange nicht mehr gehabt hatte.

Taehyung PoV

Ich lag auf der harten Matratze und starrte an die graue Decke. Neben mir an der Wand saß Jungkook und durchbohrte die Luft mit seinen Blicken. Ich riskierte einen schnellen Blick zu ihm. „Ne Idee was wir machen können?" Er hielt wortlos etwas hoch, das er in der Hand hielt. Es war ein kleiner Ball. Dann drehte er sich zu mir. Ich setzte mich auf, er warf mir den Ball zu und ich warf ihn zurück. So ging es eine Weile hin und her. Ein wenig kindisch, ich weiß, aber das war der einzige Zeitvertreib auf den wir momentan Lust hatten. Wir hätten rausgehen können, doch es waren uns zu viele fremde Menschen auf dem Gelände.

Nach einer Weile warf Jungkook den Ball nicht mehr zurück, sondern ließ ihn in seinen Händen hin und her gleiten. Ich beobachtete jede Bewegung seiner Finger, fasziniert von seiner Geschicklichkeit und dachte daran, wie er mich an diesem grauen Ort aufmunterte. Auch wenn wir im Gefängnis waren, war der kleine Sonnenschein immer an meiner Seite. „Wir haben verkackt", meinte Jungkook. „Jop", sagte ich.

Er sah mir plötzlich direkt in die Augen. „Ich weiß was wir machen können." Er stand auf und kam mir sehr nahe. Er strich mit seinen Fingern an meinem Kinn entlang und hob es leicht an. Ich spürte seinen kühlen Atem auf meiner Haut und schloss die Augen. Ich sollte ihn stoppen. Das hier würde unsere Freundschaft zerstören. Doch ich wollte nicht. Dann spürte ich einen federleichten Druck auf meinen Lippen. Er küsste mich. Und ich wehrte mich nicht. Was habe ich schon zu verlieren, dachte ich und fing an, meine Lippen vorsichtig gegen seine zu bewegen.

You Don't  Owe Me Anything |Yoonmin|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt