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14.02.2013

Liebes Tagebuch,
ich sitze gerade im Unterricht und schreibe heimlich meine Gedanken auf, da diese mich gerade extrem zerfleischen.
Allein die ersten 10 Minuten vom Physikunterricht reichten mir, um mir eigenhändig eine Pistole an den Kopf zu halten und abzudrücken.
Ich habe die letzte Nacht recht gut geschlafen und fühle mich heute um einiges besser, jedoch ist heute Valentinstag und ich konnte die Liebe schon beim Betreten des Schulgebäudes riechen.
Überall verliebte Paare und selbst meine Klasse ließ dabei nicht locker.
Und wie immer stehe ich-

Bevor ich meine Gedanken im Büchlein vervollständigen konnte, ertönte ein wohlgemerkter, besonderer Ton.
Jemand klopfte an die Tür mit einem besonderem Stil dafür.
Daran erkannte die Klasse sofort den Direktor, weshalb alle, die bis eben noch über ihre Liebesbeziehungen sprachen, augenblicklich verstummten.

"Herein!", rief Mr. Jang mit seiner ausdrucksvollen, männlichen Stimme und die Blicke der Klasse wandten sich Richtung Tür, wo auch schon der Direktor mit einem blonden Jungen an der Seite erschien.
"Guten Morgen, Mr. Jang. Dürfte ich für einen Moment das Wort ergreifen?", fragte unser Direktor, Mr. Cheong, vornehm und hob dabei als Akzent seine pechschwarzen Augenbrauen, wodurch sich Falten an seiner Stirn bildeten.

"Aber natürlich", lächelte Mr. Jang und lief zu seinem Lehrerpult, wo er sich einen Stuhl ranzog und auf diesem Platz nahm.

"Du darfst", flüsterte der Direktor, drückte dabei den Blonden etwas vor, der sofort unsicher durch die Klasse blickte, dabei blieben seine leuchtenden, rehbraunen Augen auch an mir kleben, was mir unerwartet ein kleines Lächeln auf die Lippen zauberte, während ich meine Ellenbogen vorsichtig auf meinem Tagebuch abstützte, sodass dies bloß keiner entdecken konnte.

"H-hallo", ertönte seine Stimme, zugegeben heller, als ich erwartet hätte. Nervös lächelte er und schaute mit roségefärbten Wangen zu Boden.

"Wie süß", flüsterte Minyu hinter mir zu ihrer besten Freundin, was man wahrscheinlich bis vorne hören konnte.

Aber recht hatte sie auf alle Fälle.
Das kleine Reh vorne wollte man einfach nur durchknuddeln, so unschuldig wirkte er in diesen Sekunden, wo er unsere vollständige Aufmerksamkeit erhielt und verspüren konnte.

"I-ich bin Lu... Lu Han und komme ursprünglich aus Peking in China"

Erst jetzt konnte man seinen chinesischen Akzent raushören, der ihn noch viel süßer machte als zuvor.

Dennoch zweifelte ich nicht an, dass er die koreanische Sprache beherrschte, was mich noch viel neugieriger machte und ich sogleich meine Hand erhob.

"Sehun!", forderte mich Mr. Jang zum sprechen auf.

"Wie lange lebst du schon in Korea und wie hast du die Sprache gelernt?"

Unsere Blicke trafen sich wieder für diesen Augenblick und er versuchte nach den richtigen Worten zu suchen.

"I-ich.. lebe seit 2 Jahren und habe mit 8 angefangen, eigenständig koreanisch lernen", reimte er sich die Worte zusammen und gab wieder ein schüchterndes Lächeln von sich.

Diese kleinen Fehler fielen mir gar nicht auf, erst als die Klasse anfing zu tuscheln, wegen seiner unpersönlichen und merkwürdigen Art zu Sprechen.

Von mir bekam er jedoch schon größten Respekt, da er diese Sprache so gut beherrschte, ohne Hilfe von anderen...

"Setz' dich erstmal zu Jonghun, Luhan", grinste der Direktor und führte ihn wie ein kleines Kind an den Platz, bevor er sich verabschiedete und wieder verschwand.

Danach wies unser Lehrer uns noch auf vieles hin, dass wir uns doch nicht über Luhan lustig machen sollen, da dies bei unserer Klasse schnell zu Stande kam.

Ich jedoch zückte bereits wieder mein Tagebuch und hörte deshalb nur halb zu, während ich einen Eintrag über den Neuen verfasste.

Ich wollte unbedingt in der Pause mit ihm reden und über China ausfragen.
Denn schon als kleines Kind begeisterte mich dieses Land viel mehr, als dieses langweilige Korea...

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Thanatophobie || HunhanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt