Kapitel 14

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• E V A N •

Mein Herz klopft mir bis zum Hals, als ich mir das blaue Hemd zuknöpfe.

Nachher treffe ich mich mit Wes und ehrlich gesagt bin ich noch nie aufgeregt gewesen, wie jetzt gerade. Ich weiß nicht, was ich von dem Treffen erwarten soll. Aber wenn er mich auf den Kuss ansprechen wird, muss ich ihm Antwort leisten. Und dabei kann ich doch selbst nicht sagen, wie ich damit umzugehen habe.

Als von unten ein lautes Türknallen ertönt, zucke ich erschrocken zusammen. Nur einen Moment später höre ich die einzige Frau in meinem Leben schreien: "Du bist echt der bescheuertste Mann auf diesem Planeten!"

Seufzend fahre ich mir durch die Haare, versuche, dort irgendwie eine gewisse Ordnung zu halten, scheitere aber kläglich.

Im Wohnzimmer streiten meine Eltern weiter.

Ich verlasse mein Zimmer und gehe die Treppen nach unten. Im Wohnzimmer sitzt Dad auf der Couch und nippt an seiner Bierflasche. Von meiner Mutter ist nichts zu sehen.

"Was hat sie denn jetzt schon wieder?", frage ich ihn.

Er zuckt belustigt mit den Achseln. "Deine Mom hat ihre allwöchentlichen fünf Minuten. Lass sie einfach, sie wird sich schon beruhigen."

Bevor ich etwas darauf erwidern kann, wird die Tür zur Abstellkammer aufgerissen. "Ich soll mich beruhigen? Ich?"

Was hat sie in der Abstellkammer getan?

"Wenn du Eselfresse mir nicht ständig Gründe für meine Ausraster geben würdest, müsste ich mich nicht so aufregen!"

Eselfresse? Wow, das ist originell ...

Ich schaue zwischen meinen Eltern hin und her, die sich ein Blickduell liefern. Dad muss sich dabei ein ziemliches Lachen verkneifen.

"Ähm, dürfte ich kurz erfahren, um was es geht?", versuche ich, Klarheit zu bekommen, bereue es aber sofort, als Mom das Sofa umläuft und auf mich zukommt.

Mit verschränkten Armen bleibt sie neben mir stehen und starrt ihren Mann zu Tode an. "Dein Vater betrügt mich und hat es auch noch zugegeben!"

Mom hat ihm schon oft unterstellt, ihr fremdzugehen, aber dass er es zugegeben haben soll, ist tatsächlich neu.

Er verdreht nur die Augen. "Ich bin für die nächsten Tage auf Geschäftsreise."

"Ahja und … damit betrügst du sie?"

Sie schnaubt neben mir. "Frag ihn doch mal, wer ihn begleitet." Ihr Gesicht ist vor Wut schon rot angelaufen. Dieses Mal scheint es ernst zu sein.

"Schätzchen, ich kann doch nicht aussuchen ..."

"Nein, diese Ausreden will ich gar nicht hören!", fällt sie ihm ins Wort. "Dir gefällt es doch, wenn irgendwelche jungen Flittchen dich anhimmeln."

"Tina ..."

"Lass mich in Ruhe! Du bist ein Mistkerl, Michael Malone", zischt sie und rauscht dann an mir vorbei.

Wir sehen ihr hinterher, hören ihre aggressiven Schritte auf der Treppe hallen.

"Das muss man nicht verstehen, oder?", frage ich, als mein Vater aufsteht, obwohl ich die Antwort schon kenne.

"Ich kenne sie nicht anders. Sie war schon immer aufbrausend und temperamentvoll. Aber was soll ich sagen? Dieses Feuer… ist echt sexy ...", schwärmt mein Vater, was mir einen Schauer über den Rücken laufen lässt.

"Heb dir das bitte für das Schlafzimmer auf", unterbreche ich ihn. "Das will ich wirklich nicht hören."

Er klopft mir lachend auf die Schulter und hält mir seine Bierflasche entgegen, die ich verwundert nehme. "Was hast du vor?", frage ich ihn, als er an mir vorbeigeht in den Flur und sich seine Jacke überzieht.

Someone like You [boyxboy] | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt