• E V A N •
Ungläubig stehe ich unter einem Baum und schaue nach oben. Matthew sitzt auf einem Ast, als wäre es das Normalste der Welt. "Hey Matty! Sag mal, wie zur Hölle bist du da hochgekommen?", rufe ich zu ihm hoch.
Er zuckt mit den Achseln. "Bin geklettert."
Ich habe kein gutes Gefühl. Matt zieht sich wieder zurück, da stimmt doch irgendwas nicht.
Seufzend gehe ich auf den Baumstamm zu und überlege, wie ich zu ihm gelangen könnte. Es wirkt nämlich nicht so, als wolle er auf den sicheren Boden kommen. Wie jetzt können wir uns aber auch nicht gerade optimal unterhalten.
Ich schlucke meine Höhenangst herunter und ziehe mich mit aller Kraft nach oben. Was sich als nicht sehr einfach herausstellt, wenn die eigenen Hände zittern.
Matt scheint in Gedanken versunken zu sein, als ich nun auch auf dem Ast sitze und langsam zu ihm herüberrutsche. Darauf bedacht, nicht herunterzufallen. Während ich mit einem aufkommenden Schwindelgefühl zu kämpfen habe, versuche ich, für meinen Freund da zu sein.
"Was machst du denn hier oben?"
"Nachdenken."
"Und das hättest du nicht an einem Ort machen können, wo man sicher auf zwei Beinen stehen kann?", knurre ich mit einem Blick nach unten, was ich sogleich bereue.
"Du hättest ja nicht raufkommen müssen", brummt er, schaut aber noch immer geradeaus. Ich glaube, er hat nicht einmal einen festen Punkt, sondern starrt einfach nur in die Leere. "Sag mal, hat sich Chris bei dir gemeldet?", fragt er mich dann auf einmal.
Verwundert lege ich die Stirn in Falten.
Bedeutet das etwa, dass er vorgestern nicht bei ihm war, so wie ich es erst vermutet habe? Was hat das zu bedeuten? Sonst ist Chris immer zu erreichen, aber ich bin davon ausgegangen, dass er einen schönen Abend mit seinem Freund genießen wollte und deshalb sein Handy beiseite gelegt hat. Jetzt scheint Matt aber selbst nicht zu wissen, was mit Christopher ist.
Als ich den Kopf schüttle, verzieht er enttäuscht das Gesicht. "Matty, wenn er sich schon nicht bei dir meldet, warum sollte er es dann bei mir versuchen? Du bist doch derjenige, der mit ihm ins Bett geht."
Auf meine letztere Bemerkung steigt ihm die Röte in die Wangen, was mich grinsen lässt. "D-das … Das hat doch damit nichts zu tun!"
"Süß, wie rot du gleich wirst", ziehe ich ihn auf, werde aber schnell ernst. "Hattet ihr denn Streit?"
"Nein, das ist es doch eben! Ich will doch einfach nur wissen, ob es ihm gut geht. Aber er geht ja nicht mal ans Handy. Auf meine Nachrichten antwortet er nicht und wenn ich ihn anrufen will, springt gleich seine Mailbox an. Es macht mich ganz wahnsinnig, nicht zu wissen, was mit ihm ist."
Merkwürdig. Er hat also genauso Probleme wie ich, ihn zu erreichen. Da liegt doch irgendwas in der Luft.
"Sollen wir nach der Schule mal bei ihm vorbeischauen?", schlage ich vor, doch mein bester Freund schüttelt den Kopf.
"Ich laufe Chris bestimmt nicht hinterher ..."
"Das ergibt ja gar keinen Sinn, Matt. Du machst dir Sorgen, willst aber nicht zu ihm."
"Ja, meine Logik musst du auch nicht verstehen! Es reicht, wenn ich klar durchsehen kann", gibt Matt grimmig von sich und wendet sich von mir ab. Ich sehe ihm dabei zu, wie er sein Handy aus der Jackentasche krammt und es entsperrt. Er wirkt nicht begeistert. "Es ist nur meine Mutter."
"Was schreibt sie?", erkundige ich mich, woraufhin er mir die Nachricht zeigt.
Mutter [09:38 Uhr]: Ich bin für ein paar Tage bei einer Freundin. Geh deinem Vater nicht auf die Nerven, am besten redest du erst gar nicht mit ihm. Er braucht Ruhe - wegen des Stresses auf der Arbeit. Mach ja keine Dummheiten!
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Someone like You [boyxboy] | ✔
Romance*beendet* "So jemanden wie dich trifft man nur einmal im Leben...Und ich bin froh, dass wir uns schon jetzt getroffen haben." Evan ist ein guter Zuhörer, hilft seinen Freunden in jeder Krise. Aber selbst hat er nicht viel erlebt und ist zurückhalten...