• E V A N •
Zum wiederholten Male führe ich mein Weinglas an den Mund und nippe daran. Damit versuche ich, den Blicken von Wes' Großvater zu entkommen, der mich regelrecht damit zu erdolchen versucht. Fehlt nur noch, dass er mir seine Gabel in den Hals rammt.
Am liebsten hätte ich mir vorhin etwas Starkes bestellt, aber das wäre sicherlich nicht gut angekommen.
Unter dem Tisch hat Wes nach meiner Hand gegriffen und streicht mit dem Daumen über meinen Handrücken. Das soll mich wahrscheinlich beruhigen, leider funktioniert es nicht ganz.
"Könntest du aufhören, meinen Freund einzuschüchtern?", wirft Wes ihm plötzlich an den Kopf und drückt zur Unterstützung meine Hand.
Ihm scheint es wohl egal zu sein, dass jeder am Tisch davon mitbekommt.
"Ich weiß nicht, was du meinst ..."
"James, es wird schon langsam erbärmlich. Halt dich doch einfach bitte zurück und genieß dein Steak. Oder noch besser, ersti-"
"Wesley!" Annabelle sieht ihn warnend an, doch er verdreht nur die Augen.
Es ist immer noch erschreckend, wie schlecht sein Verhältnis zu seiner Familie ist. Ich habe Wes als einen verrückten Spaßvogel kennengelernt, der aber auch eine sensible Seite hat. Und er würde niemals jemanden verurteilen - außer es gäbe einen beachtlichen Grund dafür. Und den scheint es hier allzu gut zu geben.
Sein Großvater lenkt seine Aufmerksamkeit auf sein Telefon, das zu klingeln beginnt. Er murmelt eine Entschuldigung, bevor er sich aufrichtet und vom Tisch entfernt.
Wes' Hand um meine verkrampft sich, so fest, dass ich sie ihm zischend entziehe. Er schaut mich entschuldigend an.
"Wes, bitte. Mach es nicht komplizierter als ...", beginnt Anna, aber sie wird von ihm unterbrochen.
"Es wundert mich nicht, dass du wieder bei mir den Fehler siehst. Das ist mir auch vollkommen egal. Es ist mir allerdings nicht egal, dass er meinen Freund tyrannisiert und einschüchtert. Aber das möchtest du natürlich nicht sehen", brummt Wesley und legt sein Besteck beiseite.
Niemand am Tisch vermag es zu sprechen.
Verlegen beiße ich mir auf die Lippe und greife über den Tisch nach einer Serviette. Während ich beginne, sie zu falten, legt Wes seine Hand auf meinen Oberschenkel. Ich traue mich nicht, ihn anzusehen.
Heute Abend soll es sich nur um Annas Geburtstag drehen. Stattdessen streiten Wes und sein Großvater wegen unserer Beziehung.
Ich spüre seinen Blick auf mir, er beobachtet, wie ich die Serviette zu einem Flugzeug falte. Er hat sich sicherlich schon mal gefragt, warum ich das tue. Er hat mich bisher nie deshalb angesprochen. Ich wüsste gern, ob er es als eine verrückte Macke von mir abstempelt oder er mich nicht fragen möchte. Womöglich findet er es auch einfach nicht wichtig.
Meine Nervosität steigt, als sein Großvater zurück an den Tisch kommt. "Entschuldigt mich nochmal für einen Augenblick. Mein Gast ist gerade gekommen."
Sein Gast? Ist ihm entfallen, dass nicht er, sondern seine Tochter Geburtstag hat?
Mein verwirrter Blick trifft den von Wes, der aber nur mit den Achseln zuckt und näher an mich heranrückt.
"Hast du keine Ahnung, wer es sein könnte?", frage ich ihn leise, als wir James hinterherschauen.
"Nein, aber ich habe ein ungutes Gefühl. Das habe ich bei ihm immer." Seufzend lehnt er seine Stin gegen meine. "Wir sollten lieber daran denken, dass wir bald abhauen können. Meine Großeltern wissen sich zwar nicht zu benehmen, aber alle anderen mögen dich, Evan, okay? Ignorier sie am best-"
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Someone like You [boyxboy] | ✔
Romance*beendet* "So jemanden wie dich trifft man nur einmal im Leben...Und ich bin froh, dass wir uns schon jetzt getroffen haben." Evan ist ein guter Zuhörer, hilft seinen Freunden in jeder Krise. Aber selbst hat er nicht viel erlebt und ist zurückhalten...