Augenblick

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Manche Augen sind so blau wie die Lieblingsjeans, mit der man schon so viel erlebt hat, dass sie irgendwie ideellen Wert entwickelt hat. Man fühlt sich mit ihnen verbunden auf eine unerklärlich vertraute Art und Weise.

Manche Augen sind so blau wie der Himmel vor einem Gewitter mit einem grauen Schleier, der in dürrer Zeit Regen verheißt. Manche Augen sind so blau wie der Himmel nach einem Gewitter mit einem strahlenden Schein, der das Ende der wolkenverhangenen Tage ankündigt. Und man hofft inständig, dass das zwischen ihnen nicht bloß heiße Luft ist.

Manche Augen sind so blau wie die tiefste Nacht. Man erwartet in seinem Leben nur einen einzigen Planeten, aber entdeckt dann in diesen Augen Galaxien und ist sich gewiss, dass sich in dem dazugehörigen Kopf ein ganzes Universum verbirgt.

Manche Augen sind so blau wie sonnendurchflutetes Wasser, wenn man unter den Wogen gen Himmel blickt. Und während man in ihnen ertrinkt, erkennt man plötzlich das leuchtende Türkisblau der Karibik in den letzten Stunden des Tages, surreal wie ein Gemälde, und das lebendige Azurblau der atlantischen Wellen, die einen weit weg tragen, frei und unbezwingbar.

Manche Augen sind so blau wie die Art von Horizont, bei der die Grenze zwischen Meer und Himmel verwischt. Und während man sich in ihnen verliert, erkennt man plötzlich das stürmische Stahlblau der aufgewühlten Nordsee im Herbst, rau und süchtig machend, und das unendliche Tiefblau des Pazifiks am Rand der Welt, so weit fort.

Wenn man in diese Augen sieht, weiß man, man ist bloß ein Regentropfen in ihren Ozeanen. Und während man sich verliert, hat man etwas gefunden, denn Blau ist nun keine kalte Farbe mehr.

Meine Augen allerdings, meine Augen sind so blau wie der Horizont am Abend, die blaue Stunde, wenn man bei Sonnenuntergang in die andere Richtung sieht. Das Problem dabei ist nur, niemand sieht bei einem Sonnenuntergang in die andere Richtung.


In the blink of an eye (english version)

Some eyes are as blue as your favorite pair of jeans, which you've been through so much with/ with which you have already experienced so much that it has somehow developed ideational value. You feel connected to them in an inexplicably familiar way.

Some eyes are as blue as the sky before a thunderstorm, with a gray veil/haze that augurs rain in arid times. Some eyes are as blue as the sky after a thunderstorm with a radiant gleam/glint/shimmer heralding the end of the cloud-overcasted days. And you fervently hope that this between them is not just hot air.

Some eyes are as blue as the deepest night. You expect only one planet in your life, but then discover galaxies in those eyes, and you are certain that an entire universe is hidden in the corresponding/belonging head.

Some eyes are as blue as sun-suffused water when you look towards the sky beneath the surge/swell/heave. And while you drown in them, you suddenly discern the luminous turquoise of the Caribbean in the last hours of the day, surreal like a painting, and the vivid azure of the Atlantic waves that carry you far away, free and invincible/indomitable.

Some eyes are as blue as the kind of horizon that blurs the line between sea and sky. And while you lose yourself in them, you suddenly recognize the stormy steel blue of the choppy/churning/tempestuous/boisterous North Sea in autumn, raw and addictive, and the infinite deep blue of the Pacific at the edge of the world, so far away/gone.

When you look into those eyes, you know you're just a raindrop in their oceans. And while you're getting lost, you've found something, for blue is no longer a cold color now.

My eyes though, my eyes are as blue as the horizon in the evening, the blue hour, when you look the other way at sunset. Yet the mere problem is, nobody looks the other way when the sun is setting.

Mind of AprilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt