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Meine schwitzenden Hände halten das ausgefüllte Formular meines Chefs in der Hand.
Hier stehe ich also vor der neuen Werkstatt im Stadtzentrum.

Ich drücke die hölzerne Tür auf und trete in die Firma.

Eine Woche ist vergangen seit mein Chef mir die Situation dargelegt hat.
Ich bin immer noch wütend auf die konkurierende Werkstatt, doch ich brauche in einer Woche nun mal einen neuen Job.

Der Arbeitsplatz ist viel größer als mein letzter.
Vier Stellplätze für verschiedene Autos sind vorhanden.
An den Wänden, welche diese Plätze eingrenzen, stehen Regale und Werkbänke mit Werkzeug.

Ich schaue mich in Ruhe weiter um und versuche den Arbeitgeber zu erspähen.

Eine fremde Person arbeitet gerade an einem Auto ein paar Meter von mir entfernt.
Ich kann sie nicht erkennen, da sie gerade mit der Motorhaube des verrosteten VWs beschäftigt ist.

"Hallo? Entschuldigung?"

Die Person scheint mich nun bemerkt zu haben und schaut auf.

Als ich das Gesicht erkenne, verziehe ich meine Stirn zu Falten.
Diese Person kenne ich doch.

"So trifft man sich wieder!"
Dümmlich grinst er mich an - der Anführer.
Ganz ohne seine Truppe, welche ihm hinterherrennt.

Ich nicke ihm nur emotionslos zu.
Ich kann ihn noch nicht ganz einordnen, doch er stahlt eine gewissen Arroganz aus.

"Ich suche den Chef der Werkstatt. Weißt du zufällig, wo ich ihn finde."

"Ach ja, wieso suchst du ihn denn?"
Der Typ beobachtet mich abschätzig.

"Das geht dich wohl nichts an. Also?"

Er nickt mit seinem Kopf in die Richtung.

Ich antworte nicht, sondern mache mich einfach auf den Weg.

An der Metalltür angekommen, klopfe ich und warte auf ein Herein.

Ein junger Mann mitte vierzig sitzt im Raum.
Er trägt einen ziemlich teuren schwarzen Anzug mit einer roten Krawatte.
Das ist in meine Augen viel zu edel für einen Werkstattbesitzer.

"Kann ich Ihnen irgendwie helfen?"

"Ich-ich suche einen Job."
Mehr bekomme ich nicht heraus. Viel zu groß ist meine Aufregung.

"Setzen Sie sich."
Er zeigt mit einer Hand auf den Sessel vor seinem Schreibtisch.
"Wie ich sehe, haben Sie noch was mitgebracht. Darf ich mir das mal durchlesen?"

Ich nicke und überreiche ihm das Formular.

Während er es überfliegt, sehe ich mich im Raum um.

Er ist nobel gestaltet.
Weiße Designermöbel hellen ihn auf. Pflanzen auf dem Fensterbrett sorgen für eine angenehme Luft. Man fühlt sich gar nicht, wie in einer Werkstatt.

"Sie haben also schon in einer Werkstatt gearbeitet, wie ich sehe. Tut mir leid für Sie, dass diese schließen muss."
Ich sehe ihm an, dass es ihm eigentlich ziemlich egal sein muss.
"Du willst also hier anfangen?"

Er schaut vom Formular auf und sieht mir in die Augen.

"Ja, das ist richtig. Ich arbeite noch bis Ende der Woche dort. Danach brauche ich einen neuen Job."

Mein gegenüber überlegt eine kurze Zeit.

"Gut, nächsten Montag acht Uhr kannst du mit einer Probewoche beginnen. Du würdest 7 Stunden arbeiten und hast eine halbe Stunde Mittag. Über den Lohn würde ich am Montag mit Ihnen reden. Nehmen Sie das Angebot an?"

Ich muss nicht lange überlegen und sage also zu.

Wir verabschieden uns und ich verlasse auf irgendeine Weise glücklich meinen neuen Arbeitsplatz.

Bei meinem Glück treffe ich auf den Idioten von erst.
Er steht rauchend an der Wand gelehnt.

"Du bist also mein neuer Kollege. Ich bin übrigens Simon."

Ich nicke ihm nur zu und will schon losgehen, als er weiter redet.

"Wie ich gehört habe, war Mike mal bei dir."

Gernervt atme ich aus.
"Das stimmt. Nur was genau willst du jetzt von mir?"

Simon grinst gehässig und kommt auf mich zu.
Er bleibt vor mir stehen. Er tritt seine Kippe aus und sieht mir eindringlich in die Augen.

"Wir sind doch jetzt Kollegen. Und Kollegen unterstützen sich doch gegenseitig."

Mein Geduldsfaden droht zu reißen.
"Was willst du?"
Ich betone jedes Wort extra und verschränke dabei meine Arme vor meinem Körper.

"Wenn Mike noch einmal vor deiner Tür auftaucht, dann hilfst du ihm wohl besser."

Ich verziehe meine Lippen zu einem abschätzigen Grinsen.
"Sonst was?"

"Sonst bist du wohl deinen Job schneller los, als du denkst."

Ungläubig sehe ich ihn an.
"Drohst du mir etwa?"

"Drohen? Nein. Das ist doch nur ein gut gemeinter Rat."

Simon spricht mit so einer Ruhe, dass es mich verdammt aggressiv macht.

Er grinst mich noch ein letztes Mal an und dreht sich um.
"Man sieht sich."

Ich schaue ihm hinterher, ohne etwas zu antworten.

Und ich hatte gedachte, es gehe endlich mal wieder bergauf.

Aus Seiner Linken HosentascheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt