SECHS

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Den ganzen restlichen Tag verbringen die beiden nebeneinander im Bau. Sie reden nicht viel miteinander. Zwei Zellen weiter ist das Mädchen eingesperrt, doch von ihr hört man auch keinen Laut. Die ganze Zeit über kämpft Alice mit Dehydrierung und mit den Schmerzen, die nicht weniger werden. Sie will Thomas nicht auch noch damit belasten deswegen versucht sie sich nichts davon anmerken zu lassen. Alice weiß das er die ganze Zeit über an das Mädchen denkt, woher sie seinen Namen kennt oder warum sie Alice und ihn angefallen hat. Erst am Abend als alle anderen Lichter schlafen gehen regt sich etwas bei ihm. ,,Was glaubst du wer sie ist?" fragt Thomas. Er lehnt mit dem Kopf an der Steinmauer und schaut auf die knisternde Fackel, die an jeweils einer Zelle angebracht ist. Alice hat sich bereits an den Schmerz gewöhnt und schaut auf ihre Fingernägel. ,,Ich weiß nicht. Vielleicht ward ihr früher mal befreundet und dann ist etwas schreckliches passiert." Er nickt. ,,Ich habe dir doch von meinen Träumen erzählt oder?" Alice setzt sich etwas auf. ,,Wo du diese Frauenstimme gehört hast?" gibt sie mit einem Ächzen von sich, weil die Steinmauer an der sie sich anlehnt ihren Rücken kaputt macht. ,,Ich glaube das war sie", sagt Thomas und hebt einen Stein vom Boden auf. ,,Sie ist mir bekannt. Ich weiß nicht woher und wieso aber ich hab das Gefühl, dass wir früher mehr als Freunde waren". Thomas wirft den Stein aus der Zelle heraus. ,,Das klingt albern oder?" Er dreht seinen Kopf zu ihr. ,,Nein, ganz und gar nicht. Es ist gut wenn du dich erinnerst.. vielleicht kann sie sich, wenn sie bald aufwacht, auch an Dinge erinnern die vorher passiert sind." ,,Dafür das sie dich blutig gebissen hat sprichst du aber ziemlich normal von ihr." Sie zuckt mit den Schultern. ,,Es bringt doch nichts sich darüber aufzuregen. Jeder ist verwirrt, verstört und verängstigt wenn er die Box hochgekommen ist. Ist ja keine Spazierfahrt", sagt Alice und schaut gedankenlos umher. ,,Aber direkt Menschen blutig anfallen? Ich weiß nicht." Thomas schaut sie an. ,,Irgendwie.. macht sie mir so eine scheiß Angst und jedoch fühlt sich ihre Anwesenheit total vertraut an." Alice will etwas erwidern aber merkt den nächsten Dehydrierungs-Anfall und sinkt deswegen zurück an die Mauer. ,,Alles okay?" Thomas lehnt sich in seiner Zelle etwas vor damit Alice ihn durch die Gitter sehen kann. Sie nickt nur. Nach kurzer Stille, ergreift er wieder das Wort: ,,Ich finde das du keine Verräterin bist." ,,Wie kommst du jetzt darauf?" ,,Weil das Mädchen dich so genannt hat und ich finde sie hatte Unrecht!" Alice schmunzelt leicht. ,,Danke Thomas." Daraufhin ist es wieder still zwischen den beiden. Es bleibt auch still denn er schläft nach einiger Zeit ein. Nun starrt Alice allein hinaus in die stille Nacht während ihre Schmerzen von Sekunde zu Sekunde stärker werden.

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,,Alice, hör mir zu. Ich erwarte absolute Disziplin. Kein Jammern, kein Weinen, kein Aufgeben. Wenn du die Prüfung schaffen willst musst du Zehntausend Prozent geben, hast du mich verstanden? Deine Vorfahren waren erfolgreiche Nephilim und waren stets unter Erfolg und Loyalität bekannt und du wirst unseren Ruf nicht in den Dreck ziehen! Das Gesetz ist hart...".

,, ...doch es ist das Gesetz!"

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Eine gute halbe Stunde nachdem die Lichter in ihre Betten gegangen sind lässt es einen jedoch wieder aufstehen. Der Läufer denkt nicht einmal ans Schlafen. Er denkt über Newt nach und es gefällt ihm ganz und gar nicht, dass er von ihm enttäuscht ist. Noch kein einziger Tag ist vergangen an dem er mit dem Blondschopf eine wirkliche Auseinandersetzung hatte. Um sich von den Schuldgefühlen gegenüber Newt abzulenken, beginnt er eine weitere halbe Stunde in seiner Hütte über die heutigen Ereignisse nachzudenken. Er will herausfinden was es mit dem wahnsinnigen Mädchen auf sich hat. Doch auch das kann ihn nicht von seinen Schuldgefühlen ablenken. Zumal er zu keiner logischen Erklärung kommt warum sich derzeit so Vieles auf der Lichtung verändert. Zum ersten Mal nach drei Jahren, weiß er nicht was er machen soll. Es gab immer genug zu tun, nie hat er an was anderes als das Labyrinth gedacht. Und jetzt wo die Ausgangssperre errichtet worden ist, ist alles so leer in ihm. Seine einzige Beschäftigung hat sich von jetzt auf gleich in Luft aufgelöst. Minho entscheidet sich seltsamerweise für einen Spaziergang über die Lichtung, da er nicht schlafen kann und keine Ahnung hat, was er sonst machen soll. Während er langsam über die schlafende Lichtung läuft, denkt er über die anderen Läufer nach, die aufgrund der Ausgangssperre und der Ereignisse mit den Griewern gekündigt haben. Er fühlt sich nicht von ihnen verraten sondern ist eher froh sie los zu sein. Wenn es auch nur mal etwas gefährlicher wird, ziehen sie sofort den Schwanz ein. Er schüttelt mit dem Kopf vor sich hin und stapft durch den Wald. Minho hat diese Jungs zwar ausgebildet und ihnen gesagt was sie zu tun haben aber sonst waren sie für ihn nicht wichtig gewesen. Das Zwischenmenschliche hat er bis jetzt noch nie wirklich gebraucht.

Parallel [Maze Runner/Shadowhunters]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt