6 - Für Immer

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Mrs Hudson hatte sich überraschender Weise schnell wieder beruhigt. Oder sie hyperventilierte gerade in ihrem Zimmer.

John wollte eigentlich nicht die Polizei hinzuziehen. Es war schon das sinnvollste, aber es gab nur eine Frage die ihm im Kopf herum kreiste:

Wieso wollte dieses Monster alias Mr. Holmes ihn beschützen?

Und die würde er nicht beantwortet kriegen, wenn die Polizei hier herum streifte.

Trotzdem hatten sie sich darauf geeinigt die Behörde einzuschalten, auch weil dann niemand sie des Mords verdächtigen würde. Man stelle sich vor man findet eine rote Blut Pfütze eine Pistole und einen nicht vorhandene Greg - der zufällig der Chef Polizei war - in einer alten mystischen Burg mit einem neuen Besitzer aus der Familie des ungelösten Mords von Gregs Vorfahren!

Johns Kopf war ein einziges Chaos.

Natürlich konnte er da nicht schlafen. Dennoch versuchte er wenigstens mit geschlossenen Augen nachzudenken. Er lag in seinem provisorischen Bett, die Arme hintern Kopf verschränkt, alle Fenster und Türen fest verschlossen ... doch da war ein Windstoß. Hellwach schlug John die Augen auf. Die Fenster waren geöffnet und nicht nur das. Der junge Mann erschrak, als er die dunkle Gestalt auf seinem Fensterbrett bemerkte.

Eine tiefe, warme Stimme erfüllte das kleine Turmzimmer.

"Es tut mir Leid."

John brauchte nicht genauer hinzusehen, um zu erkennen wer es war. Was ihn jedoch zu zweifeln gab, war, dass er keineswegs Panik schob. Er richtete sich auf, doch der Mann auf dem Fensterbrett rührte sich nicht. Also stand John auf, kramte ein Feuerzeug raus und zündete eine der Kerzen an die in einer Kiste neben ihm lagen. Langsam ging er auf die dunkle Gestalt zu, mit der schwach leuchtenden Kerze in der Hand.

Ein paar Schritte vor Mr. Holmes blieb er stehen. Dieser rührte sich immer noch nicht, er atmete nur hörbar angestrengt. Die Ruhe in John war unnatürlich - müsste er nicht eigentlich Angst vor diesem Mann haben? War er überhaupt ein Mensch?

Vorsichtig hob er die Kerze zu Holmes' Gesicht. Gerade als John die Blutspuren erkannte, richteten sich blau-grüne Kristalle auf ihn. Die Augen strahlten noch kräftiger als sonst, was der rötliche Schimmer darin nur untermalte.

Einige Minuten sahen sie sich nur an. Dann öffnete Holmes seinen Mund, doch außer einem brüchigen "John ..." kam nichts heraus. Vorsichtig näherte sich der junge Watson und strich mit der freien Hand über seine hohen Wangenknochen. Das Blut unter seinen Fingern war noch leicht feucht, also versuchte John es weg zu wischen. Bei den Gedanken es könnte Gregs Blut sein, stockte er jedoch. Holmes wand sich ab, als er Johns starre Augen bemerkte.

"Warum hast du mich nicht ... ", John suchte ein anderes Wort für 'umgebracht'," ... angegriffen?"

Wahrheitsgetreu gab der Lord eine leise Antwort. "Ich konnte nicht."

Mit allem hatte der Blondschopf gerechnet; Nur nicht damit.

Holmes rutschte von der Fensterbank, sodass er direkt vor John landete, der nun durch das Kerzenlicht den gesamten Mann ansehen konnte. Triefend rot waren das Hemd, das an der einen Schulter zerissen war, an der anderen ein Schussloch hatte. Die dunklen Locken hingen verklebt in seiner Stirn, von Schweiß und weiteren Blut, vermutete John. Dunkle Strieme zogen sich über das nun nicht mehr bleiche Gesicht. Er sah sogar lebhaft aus, nicht mehr so dürr und kreidebleich.

"Wir müssen dich waschen." stellte John sachlich fest. Auch wenn er das Gefühl hatte, dass nicht er das sagte.

Ohne Wiederstand folgte der große Mann dem Kleinen ins Badezimmer. John lotste ihn in die Wanne und machte sich selbst auf den Weg Wasser zu holen.

You better not love meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt