Kaum war er in seiner Wohnung angekommen, warf Louis Schuhe, Jacke und Schal beiseite und ging mit dem kleinen Pappkarton in die Küche. Gespannt öffnete er den Deckel. Sein Blick fiel auf ein Miniküchlein auf dem mit blauem Zuckerguss „Lueeeh" geschrieben stand. Dahinter hatte Harry mit demselben Guss eine kleine Sonne gemalt.
Und vielleicht schlief Louis an diesem Abend mit einem leichten Lächeln ein, nachdem er noch ein Erinnerungsfoto von dem Küchlein geschossen hatte.
Am nächsten Morgen wachte er gutgelaunt auf und genehmigte sich zum Frühstück eine Ecke Kuchen. Schon nach der ersten Gabel schloss er genüsslich die Augen. Es schmeckte himmlisch. Der Teig war saftig und luftig zugleich, süß aber nicht klebsüß und die kleinen Blaubeeren und der Zuckerguss rundeten alles perfekt ab. Während des Essens schweiften seine Gedanken ab. Harry müsste definitive öfter für ihn backen. Am besten in seiner Wohnung, dann wäre er nicht immer alleine da und es würde überall nach Backstube riechen und er konnte Harry beim Backen zusehen. Er würde einen kleinen Haken neben dem Küchenschrank anbringen und eine Schürze kaufen und wenn Harry mit dem Backen fertig war, würden sie sich auf die Couch lümmeln und Filme schauen und sich mit Keksen und Muffins füttern.
Er schüttelte den Kopf. Was malte er sich hier aus? Das klang ja, wie das typisch kitschfilmmäßige Pärchenleben. Obwohl...wenn er ehrlich zu sich selbst war, könnte er sich das mit Harry vorstellen, auch wenn sie sich kaum kannten. Es hatte ihn echt voll erwischt.
Ein paar Stunden später hatte er endlich Schluss und betrat durchgefroren den Starbucks. Heute war es etwas voller und fast alle waren Tische besetzt. Gemütlich ging er zum Verkaufstresen, wo Harry schon grinsend wartete, da er ihn durch das Schaufenster gesehen hatte.
„Hi."
„Hey, einen Zimtkakao bitte", sagte Louis und in seinen Augen blitzte der Schalk.
„Tatsächlich? Das hat hier ja noch nie jemand bestellt", erwiderte Harry gespielt verwundert.
Sie lachten ein wenig, bis sich Louis räusperte und sagte:" Der Kuchen war wirklich lecker."
„Tja, ich bin halt ein Meister meines Faches." Kichernd strich sich Harry wie eine Diva durch die Haare und drehte sich schwungvoll zu den Getränkeautomaten um.
Dieses Mal setzte sich Louis nicht an einen Tisch um zu warten. Er blieb einfach am Tresen stehen und beobachtete Harry, der leise ein Lied summte und völlig versunken zu sein schien. Schließlich drehte er sich mit dem wohl schönsten Lächeln der Welt, jedenfalls konnte sich Louis nicht erinnern je ein schöneres gesehen zu haben, zu ihm um und reichte ihm den warmen Becher. Louis gab ihm das Geld, wollte dann einen Schluck von seinem Kakao nehmen und stockte.
„Harry?"
„Ja?" Er konnte förmlich hören wie der Lockenkopf grinste.
„Warum steckt da eine kleine Weihnachtsmütze auf dem Umrührstäbchen?"
„Weil heute Nikolaus ist, mein Lieber", antwortete Harry. Überrascht sah Louis auf.
„Oh, das hab ich ganz vergessen."
„Wie kann man denn bitte den Nikolaustag vergessen? Da stellt man die Stiefel raus und es gibt Mandarinen und Nüsschen und Schokolade", freute sich Harry.
Schlagartig übermannte den Kleineren wieder diese behagliche Wärme, die er schon zuvor gespürt hatte. Plötzlich hatte er eine Idee.
„Wie lange geht deine Schicht heute?", fragte er schnell.
Harry, völlig aus seinen Nikolausträumereien gerissen antwortete nur etwas verdattert: „Um 6 p.m., wieso?"
„Nicht so wichtig, bis morgen." Mit einem Winken und einem verwirrten Harry hinter dem Tresen hastete Louis aus dem Café und machte sich auf den Weg.
Es war kurz nach 6 p.m., Harry machte gerade die Backstube sauber und wollte dann zuschließen, als er die Türklingel läuten hörte. Kurz darauf klingelte sie erneut, als wäre jemand schnell in den Laden und wieder hinaus gegangen. Mit gerunzelter Stirn ging er nach vorne und sah etwas auf der Theke stehen. Bei genauerem Hinsehen erkannte er einen kleinen Nikolausstiefel. Obenauf lag ein kleiner Zettel. Vorsichtig nahm er ihn.
Frohen Nikolaus. P.S.: Ich hoffe, es ist alles dabei.
Ein Lächeln hatte sich auf Harrys Gesicht geschlichen und es wurde nur noch breiter, als er neugierig den Inhalt des Stiefels inspizierte. Nach und nach zog er zwei Mandarinen, eine handvoll Nüsse und einen Schokoweihnachtsmann hervor. Es musste einfach von Louis sein. Ein wildes Kribbeln machte sich in seiner Magengegend breit. Er packte alles wieder in den Stiefel und drückte diesen dann grinsend an seine Brust, ehe er wieder in der Backsrtube verschwand.
Draußen vor dem Schaufenster stand Louis, der die ganze Zeit gespannt hereingespäht hatte, natürlich so, dass man ihn nicht bemerkte. Er war sich wirklich lächerlich dabei vorgekommen durch Läden zu hasten und alles beisammen zu suchen, nur um jemandem einen kleinen Nikolausstiefel zurecht zu machen. Er war nie jemand, der wirklich kitschig oder romantisch veranlagt war. Als er aber Harrys breites Lächeln und das glückliche funkeln in dessen Augen gesehen hatte, wurde ihm ein weiteres Mal klar, dass ihn das gar nicht störte, solange er Harry damit glücklich machte. Zufrieden stapfte er durch den leise fallenden Schnee im Laternenlicht zurück zu seiner Wohnung.
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Zimtkakao (Larry AU)
RomanceIn der ein Besuch in einem unscheinbaren Starbucks Louis' Weihnachtszeit ganz schön durcheinander bringt. Dabei wollte er doch nur einen Zimtkakao....