Schon am nächsten Tag stand Louis wieder vor dem kleinen Starbucks. Kurz vor der Tür hielt er inne und sah durch die beschlagene Glasscheibe. Hinter der Theke wuselte geschäftig ein großer Lockenkopf herum. Unwillkürlich verzogen sich Louis' Lippen zu einem kleinen Lächeln. Mit einem Klingeln der Türglocke trat er schließlich ein. Angenehme Wärme schlug ihm entgegen. Anscheinend waren die Heizungen voll aufgedreht. Kurz sah er sich um und stellte verwundert fest, dass sich keine weiteren Kunden in dem Café befanden. War Harry nicht eben noch so hektisch herumgerannt? Er zuckte die Schultern und ging zum Verkaufstresen. Aus einer Tür, die vermutlich in eine Küche oder Backstube führte lugte Harry mit gehetztem Blick hervor.
„Oh hallo Zimtkakao, Louis kommt gleich", murmelte er zerstreut, bemerkte seinen Patzer jedoch ein paar Sekunden später, woraufhin seine Wangen ein zartes Rosa annahmen.
„Ähm..ich meinte..hallo Louis, Zimtkakao kommt gleich,sorry."
„Louis schmunzelte in seinen Schal. Wie konnte ein junger Mann nur so süß sein?
„Alles okay? Du wirkst echt durch den Wind", wollte er leicht besorgt wissen.
Harry wischte sich kurz mit einem Tuch über die Stirn, das an seiner Schürze hing.
„Ja, ist nur etwas stressig heute. Zayn musste eben kurzfristig weg, weil seine Freundin das Kind bekommt und Tony ist im Urlaub und Lisa muss ihrer Großmutter helfen, weil die sich ein Bein gebrochen hat, also haben wir niemanden auf Abruf und ich hab noch Gebäck im Ofen und die Kaffeemaschine hat rumgesponnen..." Er nahm einen tiefen Atemzug, um sich zu beruhigen. „Ich mach dir natürlich trotzdem deinen Zimtkakao." Mit einem Zwinkern und einem frechen Grinsen wandte er sich um und war fast wieder ganz der Alte.
„Hey...uhm, ich hab während der Schulzeit mal in einem Café gearbeitet. Also, wenn du Hilfe brauchst...?" Gedanklich trat Louis sich selbst vor sein Schienbein. Seit wann hatte er verlernt normale Sätze zu bilden?
„Das wäre echt super", seufzte Harry erleichtert. „Du musst natürlich nicht, wenn du noch was vorhast", fügte er hinzu.
„Passt schon. Einen Lockenkopf in Not lasse ich nicht hängen", grinste Louis zurück.
Als Antwort wurde ihm nur eine Schürze ins Gesicht geworfen. Er lachte und zog sich schnell um.
Der Nachmittag verging wie im Flug. Louis bekam mehr als einen Zimtkakao, allerdings ohne Namen auf dem Becher. Sie alberten herum wie zwei alte Freunde und nach einigen Schimpftiraden Louis' auf die „behinderte scheiß- elektro- Kasse" klappte auch das Bedienen der Kunden wie am Schnürchen. Das Schönste für Louis war, dass er die ganze Zeit Harrys wundervoller Stimme lauschen und den Größeren beim Backen beobachten konnte. Besonders stolz war er, wenn Harry über seine dummen Witze lachte, denn für gewöhnlich fand sie niemand lustig. Und außerdem war er dadurch der Grund für Harrys Lachen und das machte ihn ehrlich glücklich.
Gegen 6 p.m. begann Louis, den vorderen Bereich und den Tresen zu säubern. Als er nach getaner Arbeit in die Backstube kam erwartete ihn ein geradezu entzückender Anblick. Harry stand, immer noch in einer Schürze, konzentriert über den großen Arbeitstisch gebeugt und verzierte die letzten Muffins. Sein Gesicht war mit Mehl verschmiert und an seinen Fingern klebte Zuckerguss. Louis stand gefühlte Stunden dort und beobachtete ihn. Ganz schleichend breitete sich Wärme in ihm aus und die kam ganz bestimmt nicht von den Heizungen.
„So, fertig", strahlte Harry und richtete sich auf.
Sie räumten noch gemeinsam die Backstube auf und hängten ihre Schürzen an die Haken neben dem Spülbecken.
„Danke, dass du mir heute geholfen hast", sagte Harry und lächelte.
Louis lächelte ebenfalls und winkte ab. „Kein Problem, es hat mir Spaß gemacht."
„Warte kurz", meinte Harry und verschwand in die Kühlkammer. Kurz darauf kam er mit einem kleinen Pappkarton wieder.
„Hier." Er überreichte ihn Louis. Dieser bedankte sich etwas überrascht und wollte hinein schauen, doch eine Hand die sich um seine kleinere schlang hielt ihn auf.
„Nicht."
Ihm wurde heiß und kalt zugleich, seine Fingerspitzen kribbelten, ihm stockte der Atem und er blickte in die grünen Augen seines Gegenübers. Der Lockenkopf starrte ebenso versunken zurück.
Was zur Hölle tat er da? Er musste sich zusammen reißen. Louis räusperte sich und senkte seinen Blick schnell auf den Boden. Auch Harry schien sich zu fangen, denn er nahm seine Hand von Louis'.
„Mach es erst zu Hause auf", bat er ihn.
„Okay. Also dann..."
Etwas hilflos standen sie sich gegenüber.
„Bis morgen?", fragte Harry und Louis meinte etwas Hoffnungsvolles in seiner Stimme zu hören, aber das war bestimmt nur Einbildung.
„Natürlich bis morgen, ich brauche doch meinen Zimtkakao."
Er schenkte Harry ein Lächeln, dreht sich um und verließ den Laden.
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Zimtkakao (Larry AU)
RomanceIn der ein Besuch in einem unscheinbaren Starbucks Louis' Weihnachtszeit ganz schön durcheinander bringt. Dabei wollte er doch nur einen Zimtkakao....