Zwölf

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Elias freute sich riesig, dass er nicht mehr allein war. Er kuschelte sich an Snow, als wären sie Bruder und Schwester. Sie legte einen Arm um den Jungen und summte eine ruhige Melodie, bis sie sein leises Schnarchen hören konnte.

Sie selbst blieb allerdings noch eine Weile wach. Warum wusste sie nicht. Sie macht sich Sorgen um Logan. Er hätte doch bei ihnen bleiben können.

Ihre Gedanken wurden von den Geklacker von Schuhen unterbrochen. Eine Gestalt, eine Frau in den Dreißigern, betrat die Gasse. Ihre Kleidung war schick, aber nicht teuer.

"Hallo.", sagte sie mit einer wunderbar sanften Stimme. "Hi.", gab Snow unsicher zurück. Was wollte sie von den beiden?

"Warst du das gerade, die so schön gesungen hat?" Snow nickte. "Ja, freut mich, wenn es Ihnen gefallen hat. Sind Sie deswegen hier?" Die Dame lächelte.

"Nein. Mein Name ist Monica Wrinkle. Ich hab euch beide gerade gesehen und mich gefragt, ob ihr vielleicht ein Dach über dem Kopf braucht." "Wie meinen Sie das?" Immer noch lächelnd zog sie einen Ausweis aus ihrer Tasche und hielt ihn Snow hin.

"Ich arbeite für das Jugendamt und besitze ein kleines Haus in einem Vorort in Brooklyn, in dem ich Straßkinder wie euch beiden die Chance auf ein richtiges Zuhause geben will." "Das hört sich schön an.", meldete sich Elias, der wohl aufgewacht war.

Das tat es wirklich. Aber sie konnten jetzt nicht einfach so abhauen. Und sie konnte Elias auch nicht allein mit ihr lassen. "Können wir uns das bis morgen überlegen?" Monica lächelte verständlich. "Natürlich."

Sie drückte Uhr eine Visitenkarte und etwas Kleingeld für die Telefonzelle in die Hand. Nachdem sie sich mit einem letzten, liebevollen Lächeln verabschiedet hatte, sah Snow zu Elias. "Was meinst du?" Der Junge grinste. "Ein Zuhause hört sich doch gut an." Dann legte er sich wieder hin. Snow hingegen konnte eine halbe Ewigkeit lang nicht mehr die Augen schließen. 

Als Logan am Morgen darauf zu den beiden kam, erklärte sie ihm die Situation. Der schaute sie jedoch nur verdutzt an. "Und?", fragte er unbeholfen. "Und? Was würdest du tun?" Er seufzte. "Das muss jeder Mensch selbst entscheiden. Du kannst diese Entscheidung nicht für Elias treffen und ich kann sie nicht für dich treffen, Schneewittchen." 

Während er Elias einen Kakao und eine Zimtschnecke überreichte, ging Snow zur nächsten Telefonzelle. Sie atmete tief durch, eher sie die Nummer wählte. Nach dem zweiten Klingeln hörte sie Monicas Stimme, die sie begrüßte. "Hallo, Monica. Hier ist Snow, Sie haben Elias und mir gestern ein Angebot gemacht." 

"Natürlich, Schätzchen. Und wie lautet eure Antwort?" 

"Wir nehmen es dankend an."

Schneewittchen (Märchenadaption)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt