Schneewittchen (Märchenadaption)

Fünf

Als Snow aufwachte, war es bereits heller Morgen. Die Leute tummelten sich in ihrer gewohnten Hektik durch die Stadt und achteten gar nicht auf das Mädchen in der Nische.

Ihre erste Nacht draußen war doch gar nicht so schlimm gewesen. Sie packte ihre Sachen zusammen und suchte ein billiges Café, in dem sie sich ein wenig aufwärmen konnte.

Im Café Sunrise wurde sie fündig. Sie bestellte sich einen großen Cappuccino und ließ sich auf eine der weichen Bänke fallen. Sie brauchte einen Plan. Einen Job und ein Wohnmöglichkeit.

Sie hatte schon oft von ein paar Leute gehört, die ein kleines Apartment auch an Minderjährige vermieteten, wenn der Preis stimmte. Aber eher sie sich auch nur ein Zelt leisten konnte, musste sie erst mal eine Weile arbeiten.

Seufzend trank sie aus und machte sich auf der Toilette etwas frisch. Als sie wieder in den Verkaufsraum trat, sah sie den Straßenkünstler vom Vortag, Logan, neben dem Tresen lehnen.

"Was machst du denn hier?", fragte sie verdutzt. Er legte grinsend den Kopf schief und nahm zwei Kaffeebecher entgegen. "Wonach sieht es denn aus?" Sie stemmte die Hände in die Hüften. "Für mich sieht es aus, als würdest du mit gestohlenem Geld Espresso kaufen!"

Er stöhnte. "Kannst du eigentlich auch was anderes als mir auf die Nerven zu gehen?" Sie spürte, wie ihre Wangen vor Wut brannten. "Ich finde es eben nicht richtig, zu stehlen!" Er kniff die Augen zusammen und zum ersten Mal wirkte er nicht wie der lässige Straßenjunge, den sie gestern kennengelernt hatte.

"Komm mal mit. Ich will dir was zeigen.", sagte er mürrisch und verließ das Café. Snow wusste nicht warum. Aber sie folgte ihm.