Im Briefkasten lag ein Schreiben. Meine Frau entnahm es, schaute drauf und sagte: "Arbeitsamt". Ja, in unserem Sprachgebrauch heißt das noch immer so, auch wenn Raider jetzt Twix...
Ich nahm den Umschlag und riss ihn auf, was durchaus aufregend war, weil wir beide in Lohn und Brot ... was freilich nicht immer so war. Dennoch war mir nicht klar, was, 5 Jahre nach dem letzten Kontakt, den Leuten so wichtig sei, dass sie mir schreiben - und nebenbei regt mich sowas stets auf, doch ließ ich es bleiben, meinem Unmut schon vor der Lektüre seinen Lauf zu lassen.Also lesen wir mal ...
Es war nicht zu fassen, was da stand. Es ging um eine Leistung, die man vor Jahren nicht zahlte, tatsächlich sogar nie. - Kasperköpfe, die!Ich muss hier ein bisschen weiter ausholen, um den Sachverhalt verständlich zu machen. Man müsste eigentlich lachen, doch bleibt das im Halse stecken, weil die immer sofort den Finger recken und drohn, dass man sicher ermitteln werde, im Fall, dass ich mich etwa unkooperativ gebärden sollte. - "Erschleichen von Leistungen!" - wirft man mir vor.
Doch halt! Ich wollte ja berichten, was geschah, vor 5 Jahren. Also ich hatte da, zum Ausbruch aus der Arbeitslosigkeit, mich bereit gefunden, selbständig zu sein. Und fand es fein, dass man mir ein Überbrückungsgeld in Aussicht stellte. Ich hatte recherchiert, es gelte für Leute, die eben den Weg gehn, der auch für mich als sinnvoll anzusehn schien. Ich ging also hin, zum Arbeitsamt und legte dar, wie mein Anliegen, mein Entwicklungsplan war, der, so meinte ich, genau in das Unterstützungskonzept mit der Förderung passte, wenn man akzeptierte, was ich hier als Unternehmen zu etablieren probieren wollte.
Die Idee war einfach, ich wollte gern ein selbständiger IT-Dienstleister werden. Und zwei Freunde, die schon so eine Firma betrieben, hatten angeboten, dass ich nach Belieben mich ihrer GbR anschließen kann. Auch 'nen Platz im Büro boten sie mir an, zumal ich schon länger dort tätig gewesen war, quasi täglich und fast unentgeltlich, sogar. Das heißt, schaut man es sich an, war ich schon längst dritter Mann, nur halt aus Freundschaft, ohne Gehalt.
Die Antwort vom Amt kam ... nicht bald, sondern brauchte so etwa 19 Wochen. - Hätt ich nur den Braten damals gerochen, doch war ich voller Optimismus, hab mich drauf verlassen, dass die Umstände zu den Vorgaben passen.
Zuerst brauchte man ein Expertenurteil. Die IHK bot sowas feil und erklärte dem Amt und mir dann auch prompt, dass mein Konzept "schon in etwa so hinkommt", dass es "tragfähig sei", was den Umsatz angehe, den man hier in der Zukunft entstehen sähe... Das war mir natürlich auch vorher schon klar gewesen, ich bin ja schließlich kein Narr, der mit Frau und vier Kindern ein Hazard-Spiel wagt.
Doch nun, da der Experte sagte, es sei ok, fand auch das Amt die Idee einwandfrei, mich aus der Statistik raus zu bekommen. Ganz ohne Tricks, und man hat den Antrag genommen, um ihn zu bearbeiten, was erstmal heißt: "Geduld, lieber Bittsteller!" - In meinem Fall ging ein Jahr ins Land, eh man dann all die andren Anträge beschieden hatte. Man schrieb einen Brief, ich stand auf der Matte und glaubte daran, dass ich Hilfe erhielte.Doch, wer schon mal auf dem Amt gewesen ist, weiß, dass nur ein pathologischer Optimist wie ich glaubt, er könnte die Matte betreten, im "Kundenbüro", dorthin gebeten ... ohne vorher eine Nummer zu nehmen, sich auf oder neben einen Sitz zu bequemen und zu warten, bis diese Nummer erscheint.
Ich, mit Termin, hab damals gemeint, das ginge auch so und wäre beinah einfach mit "Klopf, klopf" und "Herein" ... Ich Tropf!
"Welche Nummer?", bellte mir eine grüngraue Bestie entgegen. Ich sagte verlegen: "Ich hab nen Termin. Hier, sehn Sie! Da muss ich nicht ziehn - oder?"
"Wer hat Ihnen sowas denn eingeredet. Es kann doch jeder, der nicht blind oder verblödet ist, im Flur draußen lesen, was dort steht: 'Nummer ziehn, am Ausgabegerät!' Also gehn Sie raus und machen genau, worum man Sie bittet!"
Ein bisschen flau war mir schon, als die mich so abgewatscht hat, daher bin ich zurück gelatscht und habe mir eine Nummer genommen. "648", hab ich gelesen und bin nicht unendlich erbaut gewesen, denn am Leuchtschild prangte die "522". Inzwischen war die Terminzeit vorbei und ich gespannt, wie die das fänden.
Gut, ich werde das Vorspiel jetzt hier beenden, ich war irgendwann dran, wie man sich denken kann.