6. Kapitel

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In der nächsten Pause erzählte ich meinen neuen Freundinnen von dem Vorfall.

"Also, ehrlich gesagt!" begann Luisa. "Seid ihr beide nicht freundlich miteinander umgegangen. Aber ich kann auch verstehen, dass Louis dich aufgeregt hat"

Ich nickte zustimmend.

Nach der Schule ging ich bedrückt nach Hause. Hatte ich vielleicht etwas überreagiert? Aber er konnte mich doch auch nicht einfach so anfahren. Das ging nicht. Auch wenn es Louis war.

Zuhause angekommen machte ich mir ein paar Brote und setzte mich an den Schreibtisch, um meine Hausaufgaben zu erledigen. Ich hasste Mathe. Schon wieder fünf Aufgaben mit viele Teilaufgaben.

Ich bekam zunehmend schlechtere Laune. Aber die besserte sich, als mir die Aufgaben doch erstaunlich leicht fielen.

Heute hatte ich endlich einmal wieder etwas Zeit, meinem neuen Hobby nach zu gehen. Dem Zeichnen. Seitdem ich in den großen Ferien eine Kunstakademie besucht hatte, bin ich eigentlich in meiner Freizeit immer am Zeichnen.

Ich zeichnete bis mich meine Eltern schließlich zum Abendessen riefen.

"Lina, du weißt schon, dass du morgen nach der Schule zum Arzt musst?", fragte mich meine Mama.

"Ne, hatte ich ganz vergessen", antwortete ich.

"Er will sich dein Bein anschauen, vielleicht ist ja schon wieder alles in Ordnung", erklärte sie.

"Okay", erwiderte ich.

Nach dem Abendessen lernte ich noch etwas und beschloss danach noch etwas in meinem Buch weiter zu lesen, das ich vor ungefähr zwei Wochen angefangen hatte.

Ich versank direkt in der Welt und nahm nichts mehr um mich herum und wahr. So war es immer, wenn ich laß.

Als ich mich Abends schließlich ins Bett legte und einschlafen wollte, musste ich wieder an Louis denken. Was er wohl gerade machte? Vielleicht dachte er gerade an mich? Hoffentlich konnten wir morgen in der Schule alles klären.

Um halb sieben klingelte mein Wecker. Müde rappelte ich mich auf und ging ins Bad.

Eine Stunde später fuhr mein Vater mich zur Schule, da die Schule auf dem Weg zu seiner Arbeit lag.

Wieder einmal mühte ich mich ab, in den dritten Stock zu kommen. Wieder einmal hatte ich eigentlich keinen Bock dazu. Wieder einmal regte ich mich auf, dass der Aufzug nicht ging.

"Lina", hörte ich plötzlich eine leise Stimme hinter mir, als ich gerade das Klassenzimmer betreten wollte.

Ich drehte mich um und sah Louis. Innerlich freute ich mich, ihn zu sehen, doch ich wollte es nicht zeigen.

"Können wir reden?", fragte er mich schüchtern.

Ich schwieg kurz und nickte dann schließlich.

"Es tut mir leid, dass ich so komisch zu dir war...ich hatte gestern einfach...einfach Angst nach dem Arztbesuch, weil es hätte eine schlimme Krankheit sein können. Aber es hat sich  zum Glück als harmlos herausgestellt", sagte er.

"So ihr beiden, jetzt ab ins Klassenzimmer", unterbrach unser Geographielehrer unsere Unterhaltung.

Wir folgten seinem Befehl umd setzten uns an unsere Plätze.

Musste genau jetzt der Unterricht beginnen, ärgerte ich mich. Jetzt, wo ich gerade endlich einmal wieder vernünftig mit Louis reden konnte. Musste das sein?

Nach dem Gong zur Pause warf ich Louis einen fragenden Blick zu. Er nickte mir zu und so trafen wir uns wenige Minuten später draußen vor dem Schulhaus.

Der WimpernschlagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt