16. Kapitel

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Endlich verschwanden die Lehrer und wir waren wieder alleine.

"Wieso muss uns heute eigentlich dauernd jemand beim Knutschen erwischen?", fragte ich Lenny sichtlich peinlich berührt.

"Das wüsste ich auch zu gerne", erwiderte er seufzend. "Aber es gibt schlimmeres"

Das stimmte. Mir war bewusst, worauf er hinaus wollte.

Später ging er dann auf sein Zimmer, um sich für die bevorstehende Party fertig zu machen. Auch ich wollte mir nun etwas passendes anziehen und ging zum Kleiderschrank. Ich zog mein knallrotes Partykleid aus dem Schrank und musterte es.

Es sah noch immer aus wie neu, obwohl ich es bereits ein gutes Jahr besaß.

Doch bevor ich das Kleid anzog, ging ich ins Bad, um mich zu schminken und mir eine schöne Frisur zu machen.

Seit ein paar Jahren machte ich an meinen eigenen Haaren die kompliziertersten Frisuren. Es war zu einem meiner Hobbys geworden. Klingt vielleicht komisch, ist aber wahr.

Eine halbe Stunde vor Partybeginn war ich endlich fertig und zog mir mein wunderschönes Kleid über.

Stolz betrachtete ich mich im Spiegel.

Zufrieden mit meinem Aussehen begab ich mich zu Lennys Zimmer. Dank meinen Absatzschuhen klapperte es ganz schön und ich bemühte mich hochkonzentriert leiser zu gehen.
Es sollte mich vor Partybeginn keiner sehen. Abgesehen von meinem Freund natürlich.

Vor seiner Tür angekommen, klopfte ich zaghaft an und wartete.

"Moment", hörte ich seine Stimme murmeln.

Mein Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen und ich biss mir auf die Lippen, um nicht laut loszuprusten.

Plötzlich wurde dann die Tür vor mir aufgerissen und Lenny starrte mich mit einem ziemlich verwuschelten Haarschopf an.

"Lina?", fragte er erstaunt.

Ich nickte zustimmend.

"Du siehst...wow...du siehst einfach wunderschön aus!", stammelte er.
Ich ging die letzten paar Schritte zu ihm hin und legte meine Hände in seinen Nacken. Zog ihn dann etwas zu mir herunter und legte dann meine Lippen auf seine.

Anscheinend hatte ich ihn mit meinem Aussehen so sehr aus der Bahn geworfen, dass er den Kuss erst später erwiderte.

"Einlass ist um 20.00 Uhr", nahm ich eine tiefe Stimme wahr und löste mich von meinem süßen Freund.

Natürlich gehörte diese Stimme zu meinem Lehrer. War wieder klar! Wie oft wollte er uns denn bitte noch beim Knutschen erwischen?

Doch ehe ich antworten konnte, war er auch schon wieder verschwunden.

"Es schaut so aus, als wärst du noch nicht fertig", stellte ich fest und sah ihn prüfend an.

Er nickte völlig perplex und verschwand gleich wieder im Bad, wo ich ihn vermutlich auch raus geklopft hatte.

Schmunzelnd machte ich es mir auf seinem Bett bequem und schlug die Beine übereinander.

Es vergingen die Minuten, doch mein Freund kam immer noch nicht aus dem Bad und der Minutenzeiger näherte sich immer weiter der zwölf.

Langsam wurde ich nervös, denn ich wollte unbedingt pünktlich zu dieser Party kommen.

"Bist du bald fertig?", rief ich schließlich ungeduldig zum Badezimmer hinüber.

"Ja, gleich", erhöhte seine Stimme zurück und wenige Sekunden später kam er aus dem Bad herausspaziert.

"Du siehst echt gut aus", stellte ich, ehrlich gesagt etwas verwundert, fest.

"Danke, du aber auch", erwiderte er und eine dunkelrote Farbe machte sich auf seinem Gesicht breit und er sah verlegen zu Boden.

Ich hackte mich schließlich bei ihm unter und verließ das Zimmer. Woher ich meinen ganzen Mut auf einmal hatte, war mir rätselhaft. Aber ich hatte natürlich nichts dagegen einzuwenden. Wäre ja noch schöner.

Punkt 20.00 Uhr kamen wir im Partysaal an. Von meinen Freundinnen hingegen war noch nichts zu sehen, doch das kümmerte mich in diesem Moment nicht.

Die Party ging bis in den nächsten Morgen um 2.00 Uhr. Wir aßen eine Menge, tanzten und sangen. Kurz gesagt, wir hatten den Abend einfach genossen und gut gefeiert.

Sehr viele Mitschüler hatten mir ein Kompliment über mein tolles Kleid gemacht und ich hatte dieses mit großer Freude entgegen genommen.

Der Höhepunkt des Abends war das Karaoke Singen von unseren beiden Lehrer. Zuerst präsentierte sich jeder einzeln. Doch dann gaben sie ein romantisches Duo zum besten, was ihnen durchaus gelang.

Die Menge jubelte, als die beiden sich mit leicht geröteten Gesichter verbeugten.

Das Buffet war natürlich auch ein Highlight des Abends. Die Auswahl war einfach gigantisch. Ohne zu übertreiben. Es gab einfach alles, was unser Herz begehrte. Daher schlugen wir uns die Mägen voll, so als hätten wir seit einer Woche nichts zu essen bekommen. Was natürlich nicht stimmte.

Nach Partyende verabschiedete ich mich gähnend von Lenny und tabste dann mit meinen Freundinnen hoch in unser Zimmer. Sie waren genauso fertig wie ich und wollten nur noch schlafen.

Im Zimmer angekommen quälte ich mich aus dem Kleid und aus meinen schwarzen Absatzschuhen, schlüpfte, ohne Zähne zu putzen, in meinen Schlafanzug und legte mich todmüde und völlig erschöpft ins Bett.

Bereits nach wenigen Sekunden war ich eingeschlafen.

Am nächsten Vormittag hieß es packen, denn wir werden nach dem Mittagessen abreisen und sollten schon gepackt haben.

Noch nicht ganz ausgeschlafen sammelte ich meine Sachen zusammen. Meinen Freundinnen ging es genauso wie mir und wir waren froh, als wir nach dem Essen im Bus saßen und endlich die Heimreise antraten.

Der WimpernschlagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt