8. Kapitel

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"Was ist das?", fragte Louis mit schläfriger Stimme.

"Ein Lachen", antwortete ein anderer Junge ernst.

"Haha, sehr witzig", knurrte Louis.

Daraufhin brachen wir wieder in schallendes Gelächter aus. Wir konnten nicht mehr aufhören. Ich merkte, wie sich das Bett bewegte und kurz darauf Louis Kopf unter dem Bett erschien. Er starrte mich an.

"Was machst du denn hier?", fragte er unwirsch

Mein Lachen erlosch. Ich hatte mir seine Reaktion anders vorgestellt.

"Wir wollten euch erschrecken", erwiderte ich schüchtern.

"Ihr habt doch einen Knall", brüllte er. "Raus hier! Alle! Und dich Lina...will ich nicht mehr sehen".

Erschrocken kroch ich unter dem Bett hervor und verließ schleunigst das Zimmer.

"Hey Lina, warte", hörte ich Luisa rufen.

Doch ich rannte immer weiter. Ich wollte so schnell wie möglich in unser Zimmer. Ich wollte nicht, dass irgendjemand anders außer meinen Freundinnen meinen Gefühksausbruch mitbekamen.
Schwer atmend kam ich in unserem Zimmer an, schmiss mich bäuchlings aufs Bett und drückte mein Gesicht ins Kissen.
Dann konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten.
Währenddessen kamen nun auch meine Freundinnen ins Zimmer und versammelten sich besorgt um mich.

"Willst du reden?", fragte Lia mitfühlend.

Ich schüttelte nur den Kopf und schluchzte weiter.
Die anderen drei legten sich dann auch ins Bett, sagten aber nichts mehr.

Am nächsten Morgen waren die anderen drei bereits wach, als ich aufwachte.

"Wie geht's dir?", erkundigte sich Lara, als sie merkte, dass ich wach war.

"Ich weiß nicht", sagte ich leicht heiser, stand auf und ging ins Bad.

Ich erschrak, als ich mich im Bad im Spiegel sah. Ich war kreidebleich im Gesicht und hatte leicht verquollene Augen. Mir war auch etwas schlecht.
Nachdem ich mich im Bad fertig gemacht hatte, legte ich mich wieder ins Bett und starrte die Decke an.

"Kommst du, wir gehen Frühstücken", sagte Lia.

"Ich bleibe hier", antwortete ich schlapp.

"Aber du musste doch was essen", meinte Lara.

"Mir ist etwas schlecht", erwiderte ich.

"Gute Besserung", wünschte Lia und die anderen nickten zustimmend.

Dann verließen sie das Zimmer. Ich konnte noch eine Zeit lang ihre Schritte hören, doch irgendwann waren sie verklungen und es war still.
Ich musste wieder an Louis denken. Ich konnte es immer noch nicht ganz glauben, was passiert war. Was hatte ihn denn so aufgeregt? Wir wollten sie doch nur erschrecken. Was war denn so schlimm daran? Ich konnte mir sein Verhalten einfach nicht erklären. Ich kam einfach nicht damit klar. Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr Tränen rannten mir die Wangen hinunter.
Ich vermisste ihn ja jetzt schon. Wie sollte ich das nur überleben? Wir hatten uns doch so gut verstanden. Seit der Begegnung im Wald. Naja, wir hatten zwischendurch schon mal die eine oder andere Meinungsunterschiedenheit. Aber sonst hatten wir uns gut verstanden. Er war auch immer für einen Spaß und verrückte Sachen zu haben. Ich verstand einfach nicht, was in ihn gefahren war. So kannte ich ihn gar nicht

So eine schöne Zeit war jetzt vorbei, dachte ich niedergeschlagen. Er hatte mir den ganzen Schulausflug versaut. Ich wollte nicht mehr hier bleiben. Ich wollte nach Hause. Weit weg von Louis. Damit er mich nicht noch einmal verletzen konnte. Dieser Idiot. Aber wie sollte ich das anstellen? Ich konnte doch nicht einfach zu unseren Lehrern hingehen und zu ihnen sagen, dass ich wieder nach Hause wollte. Dass ich mich hier einfach nicht wohl fühlte. Oder vielleicht sollte ich ihnen sogar die ganze Geschichte erzählen? Aber im Grunde war das gar keine so schlechte Idee. Ich würde also heute nach dem Mittagessen zu ihnen gehen und ihnen die ganze Lage schildern. Hoffentlich werden sie es verstehen. Sie müssen einfach. Sie waren ja auch einmal jung und hatten Liebeskummer.

Der WimpernschlagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt