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"Hast du die Weingläser schon?", rief ich meinem Zwillingsbruder zu, während ich in meiner Handtasche nach meinem Handy suchte, um den Caterer zu finden den mein Kunde sich gewünscht hatte. Wir mussten es innerhalb der nächsten zwei Stu... "Hallo?" "Hi Leo, ich brauche dich wirklich ganz spontan aber es ist super wichtig! Ich brauche heute Abend ein perfektes Buffet, du musst uns retten!" "Aber natürlich Miss Carter, wir werden alles wie immer gestalten!" Bevor er noch anfing mich über meinen Kunden auszufragen legte ich auf. Denn jetzt hatte ich keine Zeit mich mit meinem Lieblingskoch zu unterhalten, erst nach der Feier!

Mein Bruder rief unterdessen:"Penny, die Gläser hatte ich doch schon vor Stunden, setzt dich mal hin und enspann dich, wir haben alles außer Tischen, und die treibe ich in der nächsten halben Stunde auf... Die Location ist übrigens per-fekt, aber etwas anderes erwartet man von dir auch nicht!". Dann war er auch schon wieder aus dem Raum gehuscht. Und ich musste jetzt weiter, im Büro wartete noch eine Kundin mit ihrem Freund auf mich, sie waren am Überlegen eine kleine Feier für ihre Verlobung zu geben und suchten noch nach dem perfekten Veranstalter für ihr Event. Und meine Feier war dieser perfekte Veranstalter! Immerhin planten wir alles, also brauchten wir diesen Aufrtag noch, und schon hätten wir mehr Auftrage erreicht, als letzten Monat...

Als ich mein Büro betrat hatte meine Mitarbeiterin Isa bereits begonnen unsere Kunden zu befragen. Er war groß und sportlich, stahlend hörte er sich an was sie ihm erklärte, während seine Frischverlobte neben ihm stand und ein wenig grimmig aussah. Offensichtlich war sie kein Fan von seiner Vorgehensweise. Sie sah ihn böse an uns schnappte:"Sonst willst du nicht einmal auf eine Party gehen und jetzt planst du fast 400 Menschen einzuladen nur weil ich mich bereit erklärt habe deinem Wunsch mit der Hochzeit nachzugehen?". Er lächelte, beugte sich zu ihr, küsste sie auf die Stirn und erklärte dann, zwinkernd in unsere Richtung:"Charles ist manchmal ein wenig grummelig, Hochzeiten sind wohl nicht so ihr Ding, aber die Verlobungsfeier muss umwerfend werden, immerhin liebt sie Partys". Die beiden waren mit sympathisch.

Während der Beratung wurden mir die beiden immer sympathischer, sie wirkten als würden sie sich schon ewig kennen, auch wenn Johannes uns gerade erzählt hatte, dass es noch nicht mal ein Jahr her war, dass er seine Charlie kennengelernt hatte. Er war von Anfang an überzeugt davon gewesen, in ihr einen Schatz gefunden haben, er musste nur noch sie davon überzeugen. Die beiden waren herrlich! Auch wenn Charlie noch nicht davon überzeugt war, ich würde für die beiden die perfekte Feier organisieren...

Nach dem ersten Treffen mit meinen beiden Klienten fiel mir die E-Mail von Johannes auf die vor wenigen Minuten in meinem Postfach gelandet war. Darin schrieb er, dass er neben der Planung der Feier auch noch auf der Suche nach einem kleinen Haus am Strand war, einem Rückzugsort für ihn und seine Verlobte, der Preis sei ihm egal, nur perfekt musste es sein. Der Zeitpunkt an dem ich es fand war ihm auch egal. Im Prinzip schien ihm alles egal zu sein, solange es ruhig und schön war.

Ich mochte diesen Typen, er hatte Aufträge die Geld brachten und verursachte keinen totalen Stress. Es ging mir bei meiner Arbeit nicht nur um die Bezahlung, aber ich und mein Bruder hatten uns kein Unternehmen aufgebaut, um in schlechten Verhältnissen zu wohnen, deswegen war es mir durchaus wichtig neben dem Spaß an meinem Job auch meine Miete bezahlen zu können. Etwas, dass langsam immer leichter ging, denn immerhin wurden wir immer beliebter.

Nach einem schnellen Mittagessen machte ich mich auf die Suche nach Derek, meinem Bruder, der mir eigentlich versprochen hatte, mich zum Mittagessen hier zu treffen. Leider schien er das verpasst zu haben, weswegen ich mich auf die Suche machen musste. Es war gar nicht so schwer, ich fand ihn in einem Möbelhaus-Lager, er war gerade dabei ein Sofa das heute gebraucht wurde auf die Ladefläche seines Pick-Ups zu schieben. Zumindest probierte er es, aber alleine schien er keinen großen Erfolg zu haben, weswegen ich mich dazu entschloss ihm zu helfen. Er grinste mich dankbar an, offenbar war es nicht das erste Teil welches er heute alleine zu unserer Lagerhalle befördern musste. Da ich ohne Auto am Weg war, war es sogar ganz praktisch, dass ich De helfen musste, so kam ich unproblematisch mit ihm zur Halle. Bald müsste das Essen ankommen und auch die Getränke sollten bald ihren Weg zu uns finden.

In drei Stunden musste in der alten Lagerhalle außerhalb der Stadt eine luxuriöse Party-Location entstanden sein. Als ich die Halle betrat, wurde es erst stressig. Alles stand verteilt, noch nicht einmal die Beleuchtung war platziert, geschweige denn die Möbelstücke, die wir unauffällig am Rand platzieren sollten. Hier musste noch so einiges erledigt werden, aber viel Zeit blieb mir dafür nicht mehr.

Da die Zeit knapp wurde rief ich alle Leute an, die ich kannte und die mir helfen konnten. Zum Glück bekam ich zehn freiwillige Helfer die mir und De halfen die Halle zumindest optisch zu perfektionieren, weswegen wir keine zehn Minuten vor dem Eintreffen des DJs fertig wurden. Er sah sich begeistert um und richtete sich dann an mich und Derek:"Sieht super aus, Rico wird es lieben, er sollte gleich da sein!".

Da es nicht gut war wenn der Kunde sah, dass wir recht knapp mit seinem Wunsch fertig geworden waren, war das wohl der Moment zu verschwinden. Immerhin hatte er ziemlich viel Geld in diese Feier investiert, deswegen wollte er sicher nicht, dass seine Party-Planer noch anwesend waren wenn sein Event begann. Vor allem nicht, da die Gästeliste recht kurz und sehr genau war. Er schien viel Wert darauf zu legen, nur gewählte Leute hier zu haben.

Gerade als ich dabei war meinen Mini Cooper vom Parkplatz zu fahren wanken mir die zwei Kunden von heute Vormittag. Johannes und Charlotte. Bevor ich noch unhöflich rüberkam stieg ich aus dem Wagen und ging ihnen entgegen. Charlie strahlte dieses mal und Jo wirkte etwas weniger motiviert, trotzdem gab er mir auch die Hand und lächelte. Charlie fragte:"Kennst du Rico?". Ich schüttelte schnell den Kopf und erklärte ihr:"Nein nein, ich habe das Event nur für ihn geplant und war jetzt noch mal mit meinem Team hier um alles zu überprüfen". Jo sah zu Charlie und schien irgendwie interessiert zu sein. Sie beiden sahen sich an, schienen sich irgendwie auszutauschen, bis Jo dann sagte:"Willst du nicht mit uns auf die Party gehen, Charlie würde sich mit der Verlobung besser fühlen, wenn sie die Person die die Feier plant besser kennen würde!".

Charlie nickte zustimmend, wartete meine Antwort aber gar nicht ab. Stattdessen löste sie sich von ihrem Verlobten, hackte sich bei mir unter und zog mich zu dem Bodyguard. Dieser verlangte ihren Namen und erklärte ihr dann ich würde nicht auf der Liste stehen. Aber anstatt mich loszulassen zückte sie ihr Handy und rief jemanden an. Wenige Sekunden später kam jemand durch die Tür nach draußen und erklärte dem Bodyguard dass es in Ordnung war mich reinzulassen. Dann umarmte er Charlie kurz und sie sagte ihm:"Du bist dumm, du lässt Leute deine Party planen und dann kommen sie nicht einmal hinein". Der Typ, offenbar mein Auftraggeber Rico, sah mich an und schien mich zu erkennen, er nickte mir zu und erklärte Charlotte dann:"Ich hab nur mit ihrem Partner zusammengesessen, Miss Carter arbeitete an anderen Aufträgen wie mir Mister Carter erklärt hat.". Dann drehte er sich zu mir:"Sie sind zu jung um verheiratet zu sein und tragen keinen Ring, außerdem sieht er ihnen ähnlich, vermutlich ist er ihr Bruder". Johannes neben mir stieß ihn an und sagte:"Das war gerade ein wenig unhöflich, wenn du im Unrecht wärst, hättest du gerade eine verheiratete Frau angebaggert". Offenbar waren meine neuen Kunden sehr gut mit dem Kunden meines Bruders befreundet. Rico sah mir in die Augen und sagte dann:"Aber ich hatte recht, dass sieht man an ihren leicht geweiteten Pupillen, deswegen war es nicht unhöflich sondern nur beeindruckend". Johannes schüttelte lachend den Kopf, schnappte sich Charlie und verschwand dann in der Menge. Mich ließ er einfach so zurück...

Rico, Penny and all the other People Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt