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Penny

Rico trug mittlerweile die Dritte Tasche und ich war schon viel zu hungrig um weiter zu shoppen, weswegen wir gerade sein Auto suchten, zumindest solange bis mein Handy läutete und ich feststellte das mein Bruder mich anrief. Begeistert hob ich ab, versuchte aber Rico an meinem Gesichtsausdruck nichts über das Gespräch zu verraten. Wenige Minuten später legte ich auf, ohne wirklich etwas gesagt zu haben, denn ich hatte das was ich erfahren wollte bereits erfahren. Mein Bruder hatte mein Auto gefunden! Der Abschleppwagen hatte es auf einen speziellen Parkplatz gebracht und Derek würde es morgen in der früh gegen geld eintauschen, ich wollte noch gar nicht wissen, was mich das kosten würde... "Du grinst so verdächtig", stellte mein Shoppingbegleiter fest und sah mich beunruhigt an.
Ich zuckte nur mit meinen Schultern, er wusste so schon viel zu viel über mich, wieso ihm noch mehr sagen? Ich stieg in sein Auto und versuchte, dabei möglichst cool und unnahbar zu wirken, was ziemlich kindisch war, aber irgendwie brauchte ich das gerade... Rico ließ sich in den Sitz fallen und stellte die Taschen auf den Rücksitz ab, dann beugte er sich zu mir, weswegen ich versuchte nach hinten auszuweichen, doch sein Arm war schneller. Rico drückte mir einen Kuss auf die Wange und hauchte dann:"Warum hast du nur so Angst?".  Es war wieder einer der Momente, in dem ich ihm nicht antwortete, aus Unsicherheit ob er die Antwort darauf nicht schon längst kannte. Rico seufzte und fuhr los, dieses mal wesentlich schneller als bei der herfahrt, und auch nicht zu seinem Haus, sondern zu einem modernen Glasgebäude. Es war wieder einmal einer der Läden die furchtbar exklusiv und teuer aussahen, nur das ich ihn deises mal nicht kannte. Rico offensichtlich schon. Er stieg aus, doch ich blieb einfach sitzten, unsicher ob ich überhaupt aussteigen wollte. Immerhin trug ich ein t-Shirt und Turnschuhe, war ungeschminkt und hatte eine schreckliche Frisur. Rico stand neben mir, doch ich nahm seinen Arm nicht an, weswegen er sich neben mich hockte und fragte:"Zu viel?". Ich nickte. Rico zuckte mit den Schultern und zog mich an meinem gesunden Arm mit sich in die Höhe. Der Arschloch-Modus war zurück! Ich versuchte mich mit meinen Füßen im Boden zu verankern um nicht von ihm mitgeschleift zu werden, und er blieb tatsächlich stehen und drehte sich zu mir:"Penny, ich verstehe dich nicht, du liebst teure Kleidung, gutes Essen und alles was High-End ist, aber du weigerst dich, mit mir in exklusive Restaurants zu gehen?". Da ich ihn nicht ewig anschweigen konnte, sagte ich etwas:"Ich trage ein T-Shirt und Vans, und du erwartest, das ich in ein Lokal gehe, wo ein Glas Wein mehr kostet, als alle meine Kleider zusammen?". Rico nickte:"Ja, genau das erwarte ich, weil es nämlich egal ist, was irgendetwas darin kostet, und weil es noch weniger relevant ist, was du trägst, wenn du da reingehst, es ist einfach egal, weil nämlich jeder da drin weiß, das du es dir, wenn du es dir leisten kannst da drin zu essen, auch leisten kannst rumzulaufen wie du willst". "Weißt du, das mag für dich ja kein Problem sein so zu denken, denn du kannst es dir da ja wirklich leisten, aber ich mir nicht, wieso sollte ich da also reingehen?", fuhr ich ihn an. Rico seufzte, und ballte seine Hände zu Fäuste, dann schüttelte er kurz seinen Kopf, lockerte sich und stieg wieder ins Auto, ich tat es ihm gleich. Bevor ich wirklich angeschnallt war, fuhr er los. Keine zehn Minuten später standen wir vor McDonalds, doch bevor ich aussteigen konnte, war er draußen und hatte die Türe verriegelt.

Da ich nichts tun konnte außer sitzen zu bleiben drehte ich den Radio auf und suchte einen Sender der mir gefiel, doch bis ich das geschafft hatte, wurde die Tür entriegelt und Rico drückte mir eine Salatbox in die Hand. Für sich hatte er offensichtlich nichts mitgenommen, vermutlich hatte es ihn schon genug gekostet, sich selbst unter Kontrolle zu bringen... Ich saß also neben ihm im Auto und aß meinen Salat, während er konsequent nur nach vorne sah. Es war nicht das erste mal in den letzten tagen, dass wir uns gestritten hatten, aber es war das Erste mal, dass ich das Bedürfnis hatte mich zu entschuldigen, denn ich hatte ihn zu schätzen gelernt, auch wenn ich ihn nicht wirklich kannte war ich schon so viel mit ihm zusammen gewesen, dass ich nicht mit ihm streiten wollte. Er war vielleicht nicht der Typ Mensch mit dem ich mich abgab, aber er war mit Sicherheit eine Inspiration, denn was er schon erreicht hatte, war unglaublich. 
Rico sprang fast schon aus dem Auto als wir zum Stehen kamen, und bewies, dass er wirklich ein gutes Herz hatte. Denn auch wenn ich ihm anmerkte, dass er nur zu gerne diskutieren wollte, lief er trotzdem zu meiner Türe und öffnete sie für mich, half mir beim Aussteigen und trug die Einkaufstaschen. Er hielt mir sogar die Haustüre auf, nahm mit den Salat ab, und half mir dabei meine Schuhe auszuziehe, was sich mit einem Gips als schwierig herausgestellt hatte und übergab mir meinen Salat dann wieder. Ich setzte mich auf das Sofa und aß den Rest auf, da Rico aber in der Küche herum arbeitete und ich ihn nicht stören wollte, entschloss ich mich dazu, einfach mal durch das Haus zu  Laufen. Ich musste nicht lange Suchen bis ich einen Raum gefunden hatte, der mir gefiel. Es war ein Bücherzimmer in das ich mich schlussendlich setzte, nachdem ich festgestellt hatte, dass dieses Haus furchtbar unpersönlich und langweilig war, war dieser Raum so etwas wie eine Erleuchtung. Ich fand einen älteren Krimi, der recht interessant klang und setzte mich in einen Ledersessel der in einem Art Glasalkon stand. Es war eine aus dem Haus stehende, verglaste Fläche, die einfach unglaublich war. Von hier aus sah man in den Garten, der dank seiner Pflanzen geheimnissvoll wirkte. Alles was ich von dem Haus und seinem Grundstück gesehen hatte, passte perfekt zu seinem Besitzer, äußerst verschlossen und doch nicht zurückhaltend, irgendwie interessant und beängstigend...

Rico, Penny and all the other People Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt