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Penny

Egal wie viel unnötiges Geld Rico besß und ausgab, es gab Dinge die er wirklich draufhatte, Frühstück herrichten zum Beispiel. Wie auch immer er das alles hinbekommen hatte, war mir egal, es schmeckte großartig! Rico sah mich wieder so an, offenbar war er nicht dazu fähig einfach zu fragen, doch als er meinen Blick bemerkte, zeigte er sein freundliches Ich-Bin-Sooo-Toll-Lächeln und fragte mich:"Soll ich dir noch etwas holen oder findest du hier alles?". Da es für mich noch zu früh war um übertrieben höflich und freundlich zu sein keifte ich ihn wohl etwas an:"Zum Essen hast du wohl alles gefunden, um dich bestmöglich einzuschleimen, nur solltest du deinen prüfenden Blick in zukunft unauffälliger gestalten, sonst klaue ich irgendwann dein Auto!". Rico sah mich ein wenig schockiert an, dann grinste er kurz, ließ seinen Gesichtsausdruck kurz neutral werden und entschied sich dann für ein Stirnrunzeln. "Bist du sauer auf mich weil ich es nicht lassen kann?", fragte er, klang dabei wirklich überzeugend, aber ich würde mich nicht von ihm reinlegen lassen. Ich antwortete ihm möglichst neutral:"Natürlich nicht, ich habe gar kein recht darauf, sauer auf dich zu sein, immerhin sind wir weder befreundet, noch zusammen, wir sind einfach nur zwei Leute, die sich zufällig mehrmals begegnet sind, was in Zukunft nicht mehr vorkommen wird!". Ricos Blick wurde härter, nicht kühler oder abweisender, nur eine Spur verbissener, aber er antwortete mir trotzdem, wie immer irgendwie charmant:"Also du kannst dir ja wirklich einreden, was du willst Penny, aber es war weder Zufall dass wir uns kennengelernt haben noch werden wir uns in Zukunft seltener begegnen, und wenn ich deine Firma, deine Wohnung oder irgendetwas anderes kaufen muss um das sicherzustellen, dann wird das einfach passieren".

Keine zwei Sekunden später wurde sein Blick so bereuend, dass ich ihm fast glaubte, dass er nichts davon ernst gemeint hatte. Trotzdem stand ich auf und suchte seine Schiebetür, dann nahm ich mein Handy aus der Tasche, stellte mich so aus dem Haus, dass ich die Hausnummer und dien Straßennamen lesen konnte und rief Brady an. Ganz egal, wie die beiden aufeinander regieren würden, dass war gerade das einzig richtige.
Ich war mir als ich zurück ins Haus ging bereits sicher, dass Rico wusste wen ich angerufen hatte und wieso, weswegen ich einfach an ihm vorbeiging als er etwas sagen wollte. Da mein Bruder mich kannte und ich ihn öffnete ich die Seitentasche meiner Sporttasche und nahm die Kopfhörer aus der Hülle, verband sie mit meinem Handy und drehte relativ laut auf. Ich ließ mich auf den Sofa Platz gegenüber von Rico fallen und sah ihm an. Er saß mit bittendem Blick gegenüber von mir im Schneidersitz, seine Arme waren verschränkt, er trug seinen Pullover nicht mehr, ich schon. Ich hatte nicht vor ihm diesen Pullover je zurückzugeben... Rico hüpfte auf einmal auf und lief zur Tür, da er so verräterisch schnell aufgestanden war, folgte ich ihm langsamer. Ich wollte an ihm vorbei sehen wer in der Türe stand, doch der sportliche Riese stand so, dass ich nichts sehen konnte außer seinem Rücken, eswegen ich mich auf die Stimmen verlassen musste. Zum Glück wurde es mir nicht schwer gemacht herauszufinden, mit wem Rico sprach, Bradys Stimme war sehr markant. Sehen konnte ich ihn trotzdem erst, als Rico aus dem Haus trat um sich Brady einige Schritte zu nähern. D a ich den beiden bis jetzt nicht zugehört hatte, lohnte es sich auch nicht, jetzt damit anzufangen, weswegen ich mich einfach in den Wohnbereich zurückzog um meine Tasche zu holen und mir Schuhe anzuziehen.
Als ich wieder zurück zu Rico und Brady ging, war die Haustüre verschlossen und der Wasserhahn im Bad lief. Ich öffnete die Türe und sah mich um, von Brady war nichts zu sehen, sein Auto war auch weg, weswegen ich mich dem Bad näherte. Vorsichtig versuchte ich unentdeckt einen Blick in den Spiegel zu erhaschen. Bevor ich wieder aus dem Raum treten konnte, packte Rico ruckartig meine Hand und zog mich zu sich, wobei die Tasche von meinem Gips rutschte.

Rico drückte mich nicht an sich, umarmte mich nicht, schrie mich nicht an, er hiel einfach mein Handgelenk fest und ließ nicht zu, dass ich mich löste. Ich warf einen kurzen Blick über ihn und stellte fest, dass ihm nichts fehlte, nur auf seiner Faust klebte eine Spur Blut, er war also nicht der, der eine auf die Nase bekommen hatte. Mussten Jungs immer mit Fäusten handeln? Rico erwiderte meinen vermutlich ein wenig besorgten Blick mit einem Grinsen und sagte dann arrogant:"Glaub mir, von kleinen Kindern lass ich mich nicht schlagen". In diesem Momant wirkte er zum Zweiten Mal am selben Tag wie ein arroganter und überheblicher Arsch. Und dabei war es noch nicht einmal halb elf! Wollte ich wirklich mit jemandem Essen gehen, der sich mit Leuten prügelte die mich abholen wollten? Eigentlich nicht, aber irgendwie doch... Natürlich nicht mit allen, aber mit Rico merkwürdiger Weise schon, er war anders, auch wenn er es eigentlich nicht war. Als ich seinen prüfenden Blick bemerkte, hörte ich sofort auf, über ihn nachzudenken und drehte mich von ihm weg, nur leider hinderte mich sein Griff um mein Handgelenk, weswegen ich ihn anschnauzte:"Willst du mir jetzt auch noch die Hand brechen, oder wie?". Sofort war seine Hand verschwunden und ich konnte die Haustüre wieder öffnen. Draußen setzte ich mich neben meine Reisetasche und tat nichts. Vielleicht würde Brady ja noch mal kommen um mich abzuholen? Ziemlich unwarscheinlich, aber wenn er es nicht tat und ich hier blieb, würde ich irgendwann in nächster Zeit anfangen, für Rico zu schwärmen, und das wäre negtiv.
Wie sollte ich es mir je leisten können, mit jemandem wie Rico zusammen zu sein? Er würde Zeit fordern und verlangen dass ich mit ihm in die hübschen Restaurants zu gehen und die noblen Clubs aufzusuchen, er würde von mir erwarten, Dinge zu tun, die ich zwar wollte, die aber nicht zu mir passten. Irgendwann öffnete sich die Türe hinter mir, und ein Glas mit Saft und ein Teller mit Cookies wurden neben mir abgestellt, fünf Minuten später saß Rico mit einem zweiten Glas neben mir und klaute einen Cookie von dem Teller neben mir. Ich hob den Teller hoch und stelle ihn auf meine andere Seite, wer stolz darauf war, andere geschlagen zu haben, verdiente wirklich keinen Cookie!

Einige Minuten später hockte sich Rico vor mich auf den Boden und suchte Augenkontakt, doch ich sah ihn nicht direkt an, sollte er doch mit sich selbst reden...Er sagte weder etwas, noch tat er sonst etwas, er hockte einfach da und sah mich unentwegt an, ohne ein Wort zu verlieren oder eine Forderung zu stellen. Bis es mir irgendwann zu blöd wurde und ich etwas sagte:"Kannst du dir vielleicht jemand anderen zum Anstarren suchen? Das ist nämlich nicht so angenehm!". Rico gab ein Geräusch von sich, das sehr stark an ein unterdrücktes Lachen erinnerte, weswegen ich einen kurzen Blick in sein Gesicht wagte, und entdeckte das er sich wirklich konzentrieren musste um nicht laut loszulachen. Ich warf ihm einen kurzen bösen Blick zu und sah dann wieder zu seinen Füßen, die mittlerweile ganz leicht auf und ab wippten, in der Hocke zu stehen war eben nicht ganz unanstrengend wenn man älter als zehn Jahre alt war.
Rico drückte sich vom Boden ab und setzte sich wieder neben mich, dieses Mal näher, weswegen er das Glas ausleerte und mein Pyjama nass wurde. Da das Wasser kalt war, kreischte ich kurz und hüpfte dann in die Höhe, Rico stand sofort mit mir auf und stützte mich indem er meinen Gips hielt, wobei er ausrutschte, da die Fliesen jetzt rutschig waren, und fast auf dem Boden landete. Halt fand er in dem er auf meine Reisetasche stieg, und diese mit seinem Fuß zum Abdrücken nutzte. Ihr ganzer Inhalt war jetzt mit Sicherheit nass. Rico ließ mich los und sah mich entschuldigend an, dann hob er meine  Tasche am Senkel hoch und betrachtete sie, während man die Wassertropfen auf den Boden platschen hörte. Rico sah sie sich an und fragte:"Die Tasche ist nicht zufällig wassderdicht oder?". Ich starrte ihn böse an:"Es tropft Wasser auf deine Beine, und du fragst sowas auch noch?". Er lächelte nur entschuldigend, ließ die Tasche fallen und erklärte mir:"Dann gehen wir wohl shoppen, ieh derweilen einfach etwas von mir an, such dir oben am besten etwas das dir vielleicht irgendwie passt".
Dann drückte er mich durch die Eingangstüre und schloss hinter sich ab, während ich die Treppen hinauflief. Das würde bestimmt lustig werden...

Rico, Penny and all the other People Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt