Kapitel X - Eine besondere Insel

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Kaltes Meerwasser drang in meine Lungen und weichte meine Kleider ein. Keuchend trat ich an die Wasseroberfläche und breitete meine Arme aus. Ich wandte mich kurz zurück zum Schiff, wo Jack wohl versuchte mit Barbossa zu verhandeln. Aber welchen Deal er ihm auch vorgeschlagen hatte, Barbossa schien nicht damit einverstanden gewesen zu sein, denn auch Jack flog nur wenig später von der Planke.

Ich seufzte und schwamm auf die Insel zu. Es gab keinen Grund sich um Sparow zu sorgen. Ich kannte ihn jetzt schon gut genug, um zu wissen, dass nichts und niemand ihn aufhalten konnte.

Kurz darauf erreichte ich den Strand mit etwas schmerzenden Armen - ich hatte seit Längerem selbst nicht mehr geschwommen - , wo Marianne schon auf einem Felsen mit überschlagen Beinen saß.
Sie grinste mich an. „Besonders schnell bist du jetzt nicht, oder?"

„Nicht jeder kann in allem so perfekt sein wie du!", antwortete ich mürrisch und knöpfte meinen nassen, sandigen Mantel auf.

„Außerdem hattest du Vorsprung.", bemerkte Jack, der sich uns auch überraschend schnell angeschlossen hatten, aber sein Blick lag hinter Marianne auf dem Palmenwald.

„Und was machen wir jetzt, wir sind hier gestrandet!", keuchte Elizabeth, die gerade aus dem Meer an den Strand stolperte und wohl versuchte nicht in Panik zu geraten. Vergeblich.
„Wir kriegen das schon hin...", beruhigte sie Marianne und ich nickte ihr zu.

„Jack hat es schon einmal von dieser Insel geschafft, dass schafft er bestimmt noch mal."


Marianne sah mich etwas skeptisch aus den Augenwinkeln an.
„Und ich denke, dass wir es dann erst recht schaffen werden.", murmelte sie mit einer gewissen Schärfe in ihrer Stimme.
Ich wollte gerade erwidern, dass Jack offensichtlich mehr Erfahrung und Wissen über so eine Lage hatte, rief mir aber ins Gedächtnis zurück, dass ein Streit jetzt aber auch ungelegen kam.

Marianne und ich sagten nichts und eine unangenehme Stille trat ein... Stille?

„Wo ist eigentlich Jack?", fragte Elizabeth und suchte schnell den Strand und die Felsen ab.

„Keine Ahnung.", antwortete Marianne und zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht sucht er etwas Essbares oder ein Versteck?", vermutete ich. „Das wäre im Moment am logischsten."

„Dann macht er vermutlich etwas ganz anderes...", murmelte Marianne.

„Wir müssen ihn also suchen gehen.", beschloss Elizabeth.

Ich zuckte mit den Schultern. „Weit kann er gar nicht sein, die Insel ist ziemlich klein und scheint nur wenig Vegetation zu besitzen."

Marianne nickte mir zu. „Davor sollten wir aber unsere Mäntel und Stiefel zum Trocknen ablegen. Ich habe keine Lust, die ganze Zeit in nassen, sandigen Schuhen zu laufen."
„Da hast du sicherlich recht.", stimmte ich ihr zu und warf meinen Mantel und meine Stiefel auf den nächstbesten Felsen zum Trocknen. Glücklicherweise hatte ich daran gedacht, mir auf Tortuga eine neue, robusterer Hose und ein sauberes Hemd zu kaufen, so dass ich nicht mit meinen alten, kaputten Sachen hier herumstolpern musste.


Jack zu finden hatte nicht sehr lange gedauert. Wir waren gerade mal zwanzig Schritte in dem Palmenwald gegangen, als wir ein Klopfen, Trampeln und Brechen von Ästen gehört hatten.

„Was zur Hölle macht er da?", zischte Marianne und Elizabeth und ich zuckten nur mit den Schultern.
„Vielleicht muss er irgendein magisches Ritual ausführen oder so was.", versuchte ich eine Erklärung zu finden.

Das Verlangen der See (Fluch der Karibik FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt