Kapitel V - Tortuga

352 15 1
                                    



Nach einigen Wochen hatten wir auch die schönste Insel der Welt erreicht. Na ja...

Tortuga war laut, hässlich und stank. Aber was sollte man von einer Pirateninsel auch sonst erwarten. Meine Freunde und ich blieben anfangs dicht bei Jack, fingen später aber an uns etwas loszulösen. Nur Will blieb verbissen wie eine Zecke bei ihm.

Also wanderte ich mit Bonnie und Marianne durch die Gassen Tortugas.

Die Straßen waren überschwemmt mit Rum, Bier, Erbrochenem, Fäkalien, Müll und Blut.

„Wir kann man hier nur leben? Ist ja widerwärtig!", rief Marianne, als sie gerade über eine Pfütze aus verschiedenen Flüssigkeiten sprang.
„Wir können solche Ort überhaupt existieren ohne dass die Marine Wind davon kriegt?", murmelte Bonnie und stieg über eine halb verweste Leiche.

Ich schaute in die Häuser rechts und links von mir. Auf ein richtiges Wohnhaus kamen zwei Schenken und ein Bordell. Viele Gestalten vielen Ursprungs trieben sich dort umher. Seeleute, Piraten aber auch versiffte Soldaten.

„Ich schätze, dass die Marine auch Männer hierhin geschickt hat. Nur ohne sonderlichen Erfolg."

„Jeder wird also früher oder später Teil dieses Sumpfes...", murmelte Marianne und ich zuckte bei dieser Überlegung. Ich könnte mir das gar nicht vorstellen.

In einen dieser Tavernen besoffen auf dem Boden zu liegen, in Dreck gebadet...

Ich schüttelte den Gedanken schnell hinfort.

„Sollten wir vielleicht mal Will und Jack suchen?", rief Bonnie und wir stimmten zu.

Am besten wir brachten das Alles hier schnell hinter uns.

Jack stand bei einer lächerlich geschminkten Frau und wirkte etwas beschämt.
Er wedelte nämlich mehr als üblich mit seinen Händen und seine Wangen glühten etwas rötlich.

Vielleicht war es aber auch nur der Alkohol.

Will wirkte etwas verloren und irritiert, deshalb sah er uns auch etwas flehend an, als wir sie zu ihm stießen. „Alles ist gut. Du hast wieder normale Menschen bei dir.", grinste ich.

„Normal?" Marianne sah mich mit gespielten Zweifel von der Seite an.

„Wer ist bitte den von uns normal."
Bonnie schnaubte verächtlich. „Ich vermutlich. Und einfach nur, weil ich kein geistesgestörter Irrer bin, sondern jemand mit klaren Gedanken und funktionierendem Gehirn."
„Autsch!" Will sah mich und Marianne mit mitleidigem aber auch belustigten Blick an.

Ich lächelte. Ich war an Bonnies scharfe Zunge gewöhnt und fand ihre gelegentliche Kratzbürstigkeit eher amüsierend als verletzend.

Wir fuhren alle herum, als ein lautes Klatschen ertönte.

Die Frau hatte anscheinend Jack eine runtergehauen und lief mit erhobenen Haupt weg.

„Die... hab ich verdient...", murmelte er, als er vorsichtig seinen Kiefer abtastete.

Der Pirat sah hoch in das wütende Gesicht einer anderen Frau, ebenso übertrieben aufgemacht.

„Hallo!", begrüßte er sie unsicher.

Ich legte meinen Kopf zur Seite. Was hatte es mit diesen Frauen auf sich?
„Ich schätze das sind seine Verflossenen...", flüsterte Marianne, als hätte sie meine Gedanken gelesen.
„War ja klar...", murmelte Bonnie und ich nickte.
Auch diese Frau war nicht sehr gut auf ihn zu sprechen, denn ein zweites Klatschen ertönte und auch sie schritt hinfort.

Das Verlangen der See (Fluch der Karibik FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt