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2.3 ☾ Josephine

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Ich komme gerade von der Redaktion, als ich Kate neben meinem Spind antreffe. Das erscheint mir gerade gelegen, weil ich ihr unbedingt was erzählen muss.

»Hey, Kate!«, winke ich und komme zu ihr gelaufen.

Sie kickt ein paar Unterlagen in ihren Spind und sieht dann mit einem Lächeln zu mir auf. »Hi, Josephine.«

»Weil die Stunden heute Morgen ausgefallen sind, war ich in der Bibliothek und hab was wirklich Interessantes herausgefunden«, berichte ich ihr aufgeregt, mein Atem beschleunigt, weil ich gerade eben zu ihr gelaufen bin.

»Wir haben 'ne Bibliothek?«, fragt Kate irritiert, ohne auf meine vielversprechende Ansage einzugehen. Ihre selbstverständliche Ignoranz verärgert mich schon manchmal etwas.

Als ich ihr nicht antworte, weil ich mit dem Unterdrücken meiner Wut beschäftigt bin, winkt Kate ab und fragt beiläufig »Na egal, heute Abendessen im Nighthawks?«

»Kate, ich mein's ernst, ich glaube, hinter dem Haus steckt weit mehr, als wir glauben«, rede ich dann mit Nachdruck auf sie ein. Und weil sie anscheinend nicht vorhat, mir nur ein Fünkchen Neugierde zu schenken, lasse ich die Neuigkeiten nur so aus mir heraussprudeln. »Der sagenumwobene Mord, von dem hier alle wissen, soll vor dem Kamin im Salon des Erdgeschosses passiert sein. Vor diesem Kamin, den du so seelenruhig gefilmt hast, ich meine, du standst in diesem Moment wahrscheinlich genau an der Stelle, an der Mr. Will Caporale ermordet wurde. Ja, ganz genau, ich habe im Archiv recherchiert wie ein Redakteur der New York Times«, berichte ich stolz und als ich doch so etwas wie ein Tröpfchen Interesse in Kates Augen ausmachen kann, füge ich noch hinzu: »Im Internet findet man nichts darüber, aber das Archiv der guten alten Bibliothek hat doch einiges zu bieten.«

»Und in welchem Buch hast du das gefunden? In Sherlock Holmes und das Geisterhaus vielleicht?«, spottet sie.

Falsch gedacht, sie interessiert sich doch einen Scheiß für meine mühevolle Recherche! »Kate, auch wenn du mich wieder mal nicht ernst nimmst, wir sollten es jemandem sagen!«, versuche ich ihr klarzumachen.

»Spinnst du? Das ist viel zu gefährlich. Sowas gerät viel zu schnell an den Falschen, sprich an den Täter, an Eckstein.« Und dann fügt sie noch mit einem Grinsen hinzu: »Außerdem schießt mein Video vom wackelnden Stuhl im Haus gerade voll durch die Decke. Schon über tausend Views in gerade mal 20 Stunden.«

»Du musst mal wieder nur an dich und dein KatChat denken, typisch«, seufze ich resigniert.

»Und du bist ein verfluchter Angsthase, verdammt!«

»Ach, dann bist du jetzt auch plötzlich dafür, wieder zum Moshannon Manor zu gehen?«, bringe ich ungläubig hervor. Erst hatte ich noch Hoffnung, sie würde den Ausflug bloß nicht bereuen, jetzt ist klar, dass sie da auch noch mal hin will.

»Deine ach so tolle Recherche wird eh ins Nichts führen, dann können wir auch genauso gut, einfach wieder dorthin gehen. Schließlich hat uns dieser wackelnde Schaukelstuhl ja nicht umgebracht oder so.«

Entsetzt schnappe ich nach Luft. »Du bist doch irre!«

»Ganz meine Rede«, vernehme ich plötzlich die markdruchdringende Stimme von Nicole Stark.

»Was hast du hier zu suchen?«, knurrt Kate angewidert.

»Ich lausche bloß euren bezirzenden Gesprächen«, entgegnet sie heuchlerisch und mit einem aufgesetzten Lächeln. »Aber jetzt mal im Ernst, Kate«, fährt sie dann fort und ihr Lächeln verwandelt sich ohne Übergang in schlichte Boshaftigkeit. »Ich glaube, du weißt sehr genau, warum ich hier bin.«

»Keine Ahnung«, wispert Kate mit provokanter Scheinheiligkeit, »aber bitte, klär mich doch auf.«

»Wo. Her«, haucht sie und tritt ganz nahe an Kate heran, »nimmst du dir das Recht, sowas über eine meiner Cheers zu veröffentlichen — Bitch

»Schon mal was von Pressefreiheit gehört?«, gibt Kate taff zurück und macht gebieterisch einen Schrit auf Nicole zu, sodass diese wieder von Kate zurückweicht.

»Tsss...«, macht Nicole. »Was du da machst ist allerhöchstens billige Klatschpresse.«

Ich halte die Luft an, weil ich sehe, wie sich schlagartig etwas in Kates Ausdruck ändert. Ihre Nasenlöcher weiten sich bei jedem ihrer Atemzüge und die Luft um uns herum gefriert gefühlt bis auf den Nullpunkt.

»Na, hat's dir die Sprache verschlagen?«, provoziert sie belustigt. »Tja, bei meinen Cheers bin ich mir wenigstens sicher, dass sie in so einem Fall für mich sprechen würden, aber die Streber-Blondie scheint ja für nichts zu gebrauchen zu sein.«

»Halt dein Maul!«, zischt Kate jetzt plötzlich und die Drohung im Unterton ihrer Stimme ist unverkennbar. »Lass Jo da raus! Sonst habe ich da vielleicht eine Neuigkeit auf Lager, die manche an dieser Highschool sehr interessieren würde.«

»Tja, ich habe keine Leichen im Keller«, gibt Nicole unbeirrbar zurück.

»Und was ist mit deinem Freund, der nicht ganz so treu ist, wie alle denken, hmm? Außerdem hat er sich dabei wohl eine fiese Geschlechtskrankheit zugezogen, die du demnach auch haben müsstest«, entgegnet Kate mit einem höhnischen Grinsen. Sie ist sich ganz klar bewusst, dass sie gerade ihr Full House ausgespielt hat.

Nicoles boshaftes Lächeln weicht bedrohlicher Wut. »Das wagst du nicht!«, zischt sie.

Kate lacht herausfordernd. »Sonst was?«

»Sonst mach ich dich fertig!«, flüstert Nicole dann ganz leise und langsam, aber die die Drohung in ihrer Stimme verleiht ihr eine unheimliche Ausdruckskraft. »Und du weißt, ich habe das Zeug, dich restlos zu zerstören.« Mit diesen Worten schlendert sie den Gang runter und gewährt uns einen Blick auf ihren trainierten Hintern.

»Diese Schickse, ich würde sie umbringen, wenn ich dafür nicht in den Knast wandern würde!«, zischt Kate und starrt reglos geradeaus, als malte sie sich gerade ein Bild von ihrer utopischen Vision.

Nach einem Moment sieht sie wieder zu mir auf und blickt mit ihren durchdringenden braunen Augen in meine. »Nicole ist zur verdammten Diktatorin dieser Schule mutiert. Es wird langsam Zeit, sie ein für alle Mal zu stürzen.«

Dieses Kapitel ist jetzt etwas kürzer geraten. Denke, dass es vielleicht besser ist, mehrere kürzere Kapitel zu machen, da ich das selbst auch angenehmer finde. Was sagt ihr? Ich wünsche euch noch einen schönen Abend,

eure Anna Vanilla ❤︎

Greyforks | Staffel 1 || SerieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt