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1.4 ☾ Josephine

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Es ist schon wieder windig, als ich mich um vier dem Tor der Kingsman nähere.

Stille ergreift mich. Im Sommer hört man wenigstens ein paar Grillen zirpen. Jetzt ist da nur dieser knisternde Wind.

Ich läute am Tor und Kate macht mir auf.

Zu meiner Ausrüstung gehört ein Pfefferspray und eine Taschenlampe — auch wenn Letzteres eher weniger Sinn ergibt, weil ich ja ein Handy habe.

Im Haus schwirrt Kate noch unruhig umher, weil sie sich noch fertigmachen muss. Sie schafft es also doch noch, sich zu verspäten. Unglaublich.

»Und, bist du genau so aufgeregt wie ich?«, fragt Candice freudig an mich gewandt.

»Ich hab da eher gemischte Gefühle«, gesteht ich ihr.

Candice betrachtet mich jetzt von oben bis unten, ich seh es ganz genau, und schüttelt den Kopf. »Jo, du weißt schon, dass wir durch den Wald laufen müssen?«

»Jaaaa...«, kommt es unsicher von meiner Seite. Ich weiß echt nicht, was sie meint.

»Du bist angezogen, als würden wir einen Wochenendtripp nach New York machen«, bemerkt sie.

Ich sehe an mir herunter und in der Tat lassen meine Lackschuhe und die Seidenbluse daran zweifeln, ob ich es mit dem Ausflug durch den Moshannon-Wood wirklich ernst meine.

»Ich hätte was Anderes anziehen sollen?«, frage ich unentschlossen. In Gedanken durchwühle ich schon längst meinem Kleiderschrank und suche nach geeigneten Teilen. 

»Ja, aber das ist jetzt egal, wenn wir auch noch auf dich warten müssen, erreichen wir das Haus nicht, bevor es dunkel wird. Wenigstens haben deine Schuhe keine Absätze.«

Ich nicke verständnisvoll. Das mit der Dunkelheit ist ein ausschlaggebendes Argument.

In diesem Moment kommt Kate die Treppe runter marschiert.

Ich brauche nur einen Blick, um zu erkennen, dass meine Kleidung im Gegensatz zu Kates noch an Campingkleidung erinnert. Sie trägt Strumpfhosen bis zu den Knien, einen kurzen grauen Rock, dazu einen offenen Wollmantel. Die Kirsche auf dem Sahnehäubchen sind schwarze Highheels mit 15-Zentimeter-Absätzen. Meine Mutter hätte mich umgehend auf die Klosterschule geschickt, wenn ich so hätte gehen wollen.

»In diesem Aufzug willst du los?«, fragt sie Candice stutzig.

»Na klar, wenn ich im Moshannon-Wood sterbe, dann will ich wenigstens nicht in Pennerlumpen gefunden werden. Ich meine, die zeigen mich ja im Fernsehen«, meint Kate ganz selbstverständlich.

Darüber kann ich nur seufzend den Kopf schütteln. Typisch Kate.

Fünf Minuten später startet Kate ihren cremeweißen Mini Cooper mit seinen farblich abgestimmten, weichen Ledersitzen; die Uhr auf dem Armaturenbrett zeigt 16:34. Ich sitze vorn neben Kate und Candice hinten in der Mitte, die Ellbogen an den Sitzen der beiden abgestützt.

»Mann, ich hoffe, es passiert was Aufregendes«, meint Kate in unruhiger Vorfreude. Angespannt stelle ich fest, dass sie für die perfekte Story wohl etwas zu weit gehen würde.

»Und ich bete, dass dieser Eckstein kein Verrückter ist«, erwidere ich mit bebender Stimme.

»Jetzt beruhige dich, Jo«, versucht mich Candice zu besänftigen. »Wenn, hätte er uns gestern aufgelauert. Glaubst du, der wartet uns jeden Tag in diesem Haus ab? Selbst Serienkiller haben Besseres zu tun.«

»Dein Ernst?«, frage ich sie befremdet. »Du wolltest mich doch nicht etwa gerade mit den Worten auflauern, abwarten und Serienkiller beruhigen?!«

Greyforks | Staffel 1 || SerieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt