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1.5 ♛ Kate

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»Verdammte Scheiße, was geht denn hier ab?«, wimmere ich panisch.

»Ja, ganz ehrlich, das ist wie in einem Horrorfilm«, meint nun auch Josephine ängstlich.

»Ach, Quatsch«, winkt Candice ab. »Das war bloß ein totes Tier. Wenn Tiere nicht sterben würden, das wäre Magie, aber Tiere sterben andauernd, so wie auch andauernd Menschen sterben.«

Ich muss schon sagen, Candice' Worte sind jetzt nicht gerade aufmunternd. Für gewöhnlich sind sie das zwar, aber heute hat sie's einfach nicht drauf.

»Und was ist mit der plötzlichen Windstille und dem Empfangsverlust?«, fragt Josephine beinahe schon vorwurfsvoll.

»Vielleicht waren wir gerade in einem windstillen Bereich des Waldes, oder der Wind hat einfach kurz 'ne Pause gemacht. Außerdem ist im Wald für gewöhnlich kein Empfang«, erklärt Candice.

Ja, es ist dunkel und erschreckend und ja, ich habe Angst, aber Candice' Worte leuchten dann doch irgendwie ein. Es gibt bestimmt für alles eine vernünftige Erklärung und wenn wir wieder zu Hause sind, werden wir uns über all das hier totlachen.

Ich darf nur nicht an den Snap von gestern denken, sonst steh ich das hier nicht durch.

Also versuche ich mich auf KatChat zu konzentrieren und auf diese verdammt gute Chance für einen Durchbruch.

»Also, wenn wir schon mal da sind, sollten wir reingehen«, sage ich dann.

»Ohne mich!«, winkt Josephine ab.

»Aber deine Eltern wissen ja, dass du hier bist, in einer halben Stunde werden sie dich ohnehin suchen!«, versuche ich sie zu überreden.

Kurz ist es ruhig.

»Na gut«, entgegnet sie trotzig und überraschend schnell. »Aber nur, weil mich Candice' Argumente überzeugt haben.«

Die Tür knarzt ohrenbetäubend laut, als wir das stille Haus betreten. Das staubige Foyer geht in ein offenes Wohnzimmer über, durch dessen verschmutzte Fenster das schwindende Licht der Dämmerung hereinfällt. Die Holzdielen ächzen unter unseren Schritten. Alles wirkt modrig und alt und viele Fenster sind bereits zerbrochen.

Candice macht ihre Taschenlampe an, deren Kegel unruhig über die grauen Wände tanzt.

Ich öffne Snapchat und beginne schon mal zu filmen. Ich will schließlich nicht umsonst hier gewesen sein.

»Guten Abend, ich bin Kate Kingsman und heute nehme ich euch auf eine ziemlich spannende Tour mit«, beginne ich.

»Kate!«, zischt Josephine warnend. »Lass den Scheiß!«

»Meine liebe Freundin Josephine ist leider ein kleiner Schisser«, scherze ich und trete an den großen offenen Kamin heran.

Alte Fotos befinden sich auf dessen Sims, die ich meinen Zuschauern natürlich nicht vorenthalten will. »Hier soll einmal vor langer Zeit ein Mord geschehen sein. Ist schon ziemlich gruselig, was?«

Josephine macht die ganze Zeit schon unauffällige Zeichen, die mir offensichtlich einen Cut des Clips suggerieren sollen. Aber jetzt, wo ich mit meinen Zuschauern spreche, fühle ich mich auf eine seltsame Art und Weise sicher, also werde ich ganz bestimmt nicht damit aufhören!

»Leute, das solltet ihr euch anhören«, vernehme ich die Stimme von Candice. Sie lauscht angestrengt an einer Tür, die von einer Ecke des Wohnzimmers wegführt.

Bedacht darauf, alles auf Video festzuhalten, eile ich zu ihr und lege meine Ohrmuschel gegen die hölzerne Tür, die mit der Zeit anscheinend spröde und rissig geworden ist. Ich spitze die Ohren und vernehme sogleich einen gedämpften polternden Lärm.

Greyforks | Staffel 1 || SerieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt