Eine Wolke vor der Sonne

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"Ganz ruhig!" Er sagte es mehr zu sich selbst als zu den anderen. "Wir müssen einfach ruhig bleiben. Wir werden hier schon irgendwie rauskommen." Er wusste wie lächerlich das klingen musste. Sie waren hier eingeschlossen in diesem kleinen Raum und ,den von außen kommenden, schrillen Tönen der Sirene nach, offensichtlich entdeckt worden. Ihre Chance ungesehen und vor allem lebendig zurückzukehren war auf Null gesunken und er redete von ruhig bleiben.
Er hatte keine Ahnung wie er es schaffen sollte sie hier wieder rauszubekommen, geschweige denn was passieren würde, wenn sie es nicht taten. Erneut versuchte er die schwere Tür zu öffnen, rüttelte verzweifelt am kalten Metall des Griffes, doch es war sinnlos.
Die Tür blieb verschlossen.
Er drehte sich zu den anderen um und blickte in die angsterfüllten Gesichter seiner Mitgefangenen.
"Sucht nach irgendwas. Ein Luftschacht, ein Fenster, nur irgendwas um hier rauszukommen."
Schon wieder. Was tat er da eigentlich? Es war offensichtlich, dass es vorbei war, das sie gefasst werden würden,dass...
Plötzliche Schritte von draußen rissen ihn aus seinen Gedanken.
Shit!
Die Schritte kamen näher.
"Hier ist ein Luftschacht!" rief jenand von hinten. "Alle hier rein! Macht schon!" Er wirbelte herum und wollte losrennen. Sich vertecken. Ein letzter Funke Hoffnung.
Doch plötzlich schob sich ein Gedanke in seinen Kopf, wie eine Wolke vor die Sonne.
Einer würde sich opfern müssen. Wenn nicht, wenn die von draußen den Raum als scheinbar leer vorfinden würden, würden sie suchen.

Und finden.

Zu den Schritten wurden Stimmen hörbar.

Shit!

"Komm!", rief eine Stimme aus dem Loch, "Sie werden dich finden!"
Schweren Herzens fasste er einen Entschluss:

Er war schuld daran, dass sie hier festsaßen. Es war seine Schuld.
Er würde ihnen wenigsten die Chance geben hier rauszukommen. Zumindest das war er ihnen schuldig.
Voller Angst wandte er sich wieder der Tür zu.
Sein Puls raste.

Es gab ein lautes Klicken und dann, öffnete sich die Tür.

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