Verzeihe ihr

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*Ben*

Der Krieg ist zu Ende. Auf Naboo herrschte ein Frieden, der meine Seele beruhigte. Die Sonne strahlte heute besonders stark und erhitzte mein von schwarzen Locken bedecktes Haupt. Ich vergrub meine Hände im kühlen und feuchten Sand und beobachtete wie die einzelnen Sandkörnchen mir durch die Finger rieselten und wieder zurück in der Menge verschwanden. Meine Augen schweiften über die glitzernde Oberfläche des Sees und blieben bei den beiden hölzernen Kreuzen am gegenüberliegenden Ufer haften. Zwei Gräber und in einem davon lag meine Mutter. Ich schaffte es einfach nicht meinen Körper zu diesem Grab zu schleppen und ihr zu sagen, dass ich ihr verziehen habe. Aber ich habe ihr noch nicht verziehen. Ich wollte es sagen nicht weil ich es muss, sondern weil ich es wirklich tat. Meine Zukunft hätte eine ganz andere sein können, wäre meine Mutter für mich da gewesen. Die Dunkelheit hatte sich in meine Seele geschlichen, da sie mich im Stich ließ. Natürlich gab ich Leia nie die ganze Schuld daran, dass ich zu einem machtgierigen Monster wurde. Teilweise war ich selbst dafür verantwortlich, habe mich einfach zu leicht manipulieren lassen. Snoke hatte meine ungezähmte Macht entdeckt und mich zu seiner Marionette im Spiel des Krieges gemacht. Ich war nur eine einfache Spielfigur, aus der er seinen Nutzen zog. Wie törricht ich doch war; glaubte ich tue das Richtige, kämpfte für etwas wofür es sich zu kämpfen lohnt. Doch die ganze Zeit über war ich unbedeutend für Snoke.

Seufzend ließ ich mich in den Sand fallen und genoss die Abkühlung, die dieser mir bot. In letzter Zeit schweiften oft meine Gedanken zu Snoke und wie meine Zukunft wohl ohne ihn ausgesehen hätte. Ich ließ mich von einer friedlichen Vorstellung einlullen, nur um wieder vor nackte Tatsachen gestellt zu werden. Es war zu spät, die Dunkelheit hatte mich zu dem gemacht, was ich bin ... ein Monster. Rey hatte mich da raus geholt, mich aus der Dunkelheit gezerrt und mein Herz mit Licht erfüllt. Dafür war ich ihr unendlich dankbar. Sie war mein Fels in der Brandung, an den ich mich klammern konnte, wenn meine Seele schmerzte; wenn meine Vergangenheit mich einholte.

Tief in meinem Inneren lauerte die Dunkelheit und in manchen Momenten drohte sie alles zu verschlucken. Sie war ein Teil von mir und das würde immer so sein. Ich konnte sie nicht entfernen ....es ging einfach nicht. Ich konnte sie lediglich einsperren und hoffen, dass das Gefängnis für immer bestehen bleibt. Rey half mir dabei. Ihr starkes und wunderschönes Licht verdrängte die Dunkelheit und schwächte sie. Ich brauchte deshalb Rey so sehr, wie ich Luft zum Atmen brauchte. Ohne sie würde die Dunkelheit ausbrechen und mich in eine dunkle Wolke hüllen, die nichts als Zerstörung und Leid bedeuten würde. Aber die Dunkelheit schlich sich in meine Gedanken, erinnerte mich an Snoke, die Fehler meiner Mutter, den Verrat von Luke und an meine schrecklichen Taten aus der Vergangenheit. Alles spielte sich vor meinem inneren Auge ab und entfachte Zorn in mir. Zorn, der die Dunkelheit stärkte und ihr die Möglichkeit bot auszubrechen. Bis jetzt konnte ich das immer verhindern, doch meine Angst wuchs, dass ich bald nicht mehr dazu in der Lage sein werde. Ich realisierte, dass ich nicht nur meiner Mutter, sondern auch mir verzeihen musste. Das machte das ganze nur noch schwieriger für mich. Wenigstens hatte ich Rey und die atemberaubend schöne Natur Naboo's , welche meinen Kopf befreiten und meine Seele beruhigten.

Plötzlich verdunkelte sich meine Sicht und als ich meine Augen aufschlug blickte ich in das Gesicht von Rey, auf deren Lippen sich ein zaghaftes Lächeln legte. "Da bist du also, Ben", sagte sie, bevor sie sich neben mir im Sand niederließ und die Knie zu sich heran zog. Nachdenklich ließ Rey ihren Blick über den vor ihr liegenden See schweifen, bevor sie sich mir widmete. "Wie geht es dir?", fragte sie mich etwas zögerlich. Das war eine gute Frage. Wie ging es mir? Ich wusste darauf nicht wirklich eine Antwort. Immer noch war ich innerlich zerrissen. Mehr als ein "Na ja" brachte ich nicht hervor. Rey nickte darauf hin leicht und schaute mich etwas betrübt an. Ich wollte ihr am liebsten versichern, dass es mir gut ging...aber es wäre gelogen. Rey machte sich Sorgen um mich, das war mir bewusst. Und so recht wusste ich nicht, ob diese berechtigt waren oder nicht.

Rey's braune Augen waren auf die beiden Gräber am anderen Ufer gerichtet. Ich fühlte mich immer noch schuldig, denn neben meiner Mutter lag Finn, Rey's bester Freund, den ich aus Wut getötet hatte. So oft habe ich mich dafür bei ihr entschuldigt und sie hatte mir mehrmals versichert, dass sie mir verziehen hat. Und trotzdem fühlte ich mich weiterhin so, als wäre ich ihr eine Entschuldigung schuldig. Jedoch schluckte ich die Worte wieder hinunter und schwieg weiterhin. "Du solltest ihr verzeihen, Ben. Sie ist doch schließlich deine Mutter", unterbrach die junge Frau die herrschende Stille. "Ich weiß....", murmelte ich. Es ging nicht. Wie oft hatte ich schon versucht Leia zu verzeihen, nur um zu erkennen, dass ich noch nicht so weit war. "Sie ist tot. Wenn du zu ihren Lebzeiten keine Verzeihung aufbringen konntest, dann tue es wenigstens jetzt. Ich weiß, Leia hat Fehler gemacht. Fehler, die auch mich an ihr zweifeln lassen haben. Aber sie war eine liebevolle und entschlossene Frau, die Angst hatte alles zu verlieren, weswegen sie sich verzweifelt an ihre Prinzipien geklammert hat. Schenk ihr doch jetzt Verzeihung...findest du nicht, sie hätte es wenigstens jetzt verdient?", fuhr Rey fort.

Wie schaffte sie das nur ? Ihre Worte drangen in meinen Kopf und ich wollte ihr einfach alles glauben. Ich konnte gar nicht an Rey zweifeln. Eine Antwort auf das eben Gesagte brachte ich nicht zu Stande, weswegen ich einfach stumm nickte. Ich musste noch lernen zu verzeihen....sowohl meiner Mutter als auch mir selbst. Nur dann würde auch Frieden in meiner Seele herrschen.

Rey rappelte sich auf und klopfte sich den Sand von der Kleidung. "Ich gehe zurück zum Haus. Bleib nicht so lang, ja ?" sagte sie und musterte mich mit besorgter Miene. "Okay, mach ich", versicherte ich ihr und schenkte ihr ein kurzes Lächeln, bevor Rey sich umdrehte und ging. Nachdenklich schaute ich der jungen Frau hinterher. Als sie aus meinem Blickfeld verschwunden war, begutachtete ich das türkis-blaue Wassers des See und ließ meinen Gedanken freien Lauf. Ich beobachtete wie das Wasser ans Ufer schwabte und wieder zurück floss, wobei es jedes mal ein paar Sandkörnchen mitnahm. Das leichte Rauschen befreite meinen Geist. Ich muss endlich verzeihen ....ich muss endlich meinen inneren Frieden finden.



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So Leute , erstes Kapitel der Fortsetzung :D

Wie gefällt es euch ?

Für den Anfang etwas entspannter, aber keine Angst Action wird auf jeden Fall noch kommen ❤😉

Danke für's Lesen! 😇

Über Kommentare und Votes würde ich mich freuen😊💕

Bis dann!👋💕

The light in you 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt