*Rey*
Meine Augen scannten den dunklen Wald, suchten verzweifelt nach der Gestalt, welche das surrende Schwert hielt, doch fanden nichts als pure Dunkelheit, welche mich zu verschlucken drohte. Meine Ohren jedoch vernahmen das laute Knistern und Knacken der tödlichen Waffe weiterhin, was Panik in mir aufwallen und mein Herz gefährlich schnell schlagen ließ. Aber die Ursache des Geräusches war nirgends zu sehen, weswegen ich mich leise durch das Unterholz bewegte und mich der Richtung, aus der das vertraute Summen kam, näherte. Mich beschlich ein ungutes Gefühl und mein Herz pochte unangenehm in meiner Brust als versuchte es mich vor dem Bevorstehenden zu warnen.
Doch ich ignorierte diese offensichtliche Warnung und zwängte mich durch Büsche bis ich auf eine Lichtung blickte, welche vom Mond erhellt wurde. Sofort erfassten meine Augen den roten Schimmer, welcher mir ein Blick auf Bens Gesicht ermöglichte und mein armes Herz in tausend Stücke sprengte.
Er schien gebrochen; eine verlorene Seele, welche vom inneren Krieg in sich verdorben worden war. Bens Augen fokussierten den knackenden Laser vor sich und strahlten Angst, Verzweiflung aber auch etwas anderes aus, was ich nicht deuten konnte. Seine Hand umklammerte zitternd den Griff, aus dem sich die warbernde rote Klinge gen Himmel streckte.
Stumm beobachtete ich den jungen, gebrochenen Mann, verborgen im Schatten der Bäume und mit Angst mich zu bewegen. Plötzlich drehte Ben die rote Klinge so, dass die Spitze auf seine Brust zeigte, seine Augen begannen zu tränen und schlossen sich verzweifelt, doch seine Mimik entspannte sich. In diesem Moment erkannte ich, dass Ben sich nach Erlösung sehnte und sie nur durch den Tod finden würde. Ich sah wie die surrende Klinge hinab fuhr.
„Nein!“, die Worte hatten unbemerkt mein Mund verlassen und erschrocken blickte ich zu Ben, welcher in seiner Bewegung inne hielt und sich verwirrt umsah. Zögernd trat ich aus meiner Deckung hervor und offenbarte mich ihm. Ben riss die Augen vor Schreck auf, als er meine zierliche Gestalt langsam auf sich zu kommen sah. „Tue es nicht, Ben“, wisperte ich, als ich ihn fast erreicht hatte. Seine Augen musterten mich aus schmalen Schlitzen. Vorsichtig streckte ich meine Hand nach ihm aus und platzierte sie auf der seinen, welche fest den glänzenden Griff umklammerte, sodass seine Knöchel weiß hervortraten.
Beruhigend strich ich ihm über die raue Haut. Seine Augen verfolgten gebannt meine Bewegung, bevor ich meine Finger über den Griff und schließlich zum Knopf wandern ließ und diesen betätigte. Der rote Laser verschwand ächzend in seiner Hülle, fast so als wäre er beleidigt nun doch nicht sich durch Fleisch und Knochen bohren zu können so wie er es früher einmal getan hat.
Ich hob meinen Kopf und sofort verfing sich mein Blick mit Bens. Zu meiner Erleichterung hatten Bens Augen immer noch den so faszinierenden Blauton anstatt diesem beängstigenden orange-gelb wie in meiner Vision. Dies zeigte mir, dass die Vision anders verlaufen konnte, was mir Hoffnung spendete.
Für ein paar Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, blickten wir uns stillschweigend an, bevor ich es nicht mehr aushielt und meine Hand vorsichtig auf seiner Wange platzierte. Ben registrierte meine Berührung völlig perplex und blickte mich mit weit aufgerissenen Augen an, bevor diese sich wieder in schmale Schlitze verwandelten, die mich misstrauisch musterten. Jedoch schwieg Ben weiterhin und schien meine Berührung zu tolerieren.
Ich wollte gerade zu einem Wort ansetzen, als Ben plötzlich meine Hand von seiner Wange fegte und seine nach vorne schnellte und meinen Hals umfasste. Ein erschrockener Laut entfuhr meiner Kehle und ich begann verzweifelt nach Luft zu japsen, als ich spürte wie Ben mich mühelos hoch hob und wenige Zentimeter über dem Boden zappeln ließ. Angst kroch in jede Zelle meines Körpers, mein Herz pochte unangenehm schnell in meiner Brust und ich hörte das Rauschen meines Blutes. „Ben, ich bin es doch, Rey“, krächzte ich verzweifelt, wusste jedoch, dass es zwecklos war. Die rote, knisternde und knackende Klinge sprang erneut aus dem Griff, gewährte mir einen Blick in Bens wutentbranntes Gesicht und war erfreut darauf nun doch noch Fleisch und Knochen zu durchbohren...und zwar meines.
Meine Hände umklammerten verzweifelt das Handgelenk meines Peinigers, um den Druck auf meinen Hals zu vermindern, was jedoch keinen Effekt zeigte. Ich erkannte, dass es so enden musste; die Vision würde sich erfüllen. Mein Herz verdrängte die Panik und ließ Entschlossenheit meinen Körper erfüllen. Wenn es Ben rettete, war ich bereit zu sterben. Wenn es ihm half zu sich selbst zu finden, war ich bereit mein Ende in Kauf zu nehmen und wenn es ihn erlöste, war es gut so.
Ich sah ein letztes Mal in Bens Gesicht, prägte mir jedes Detail ein, denn es war das Letzte, was ich sehen würde, bevor ich meine Augen schloss und jeden verzweifelten Versuch mich zu befreien aufgab. Meinen Griff um Ben's Handgelenk löste ich und ließ meine Arme schlaff neben meinem Körper baumeln, wodurch ich nur noch stärker spürte, wie die Luft aus meinem Körper gepresst wurde. Ich hatte mein Schicksal akzeptiert, spürte die Ohnmacht herannahen, meinte die knochigen Hände des Todes meine Wange streicheln zu spüren, als Zeichen, dass er mich in seinem Reich willkommen hieß, und lauschte dem Knistern und Knacken des tödlichen Lasers, welcher sich mir gefährlich näherte und sich nach meinem Fleisch lechzte. Ich wartete gebannt auf meinen Todesstoss.
Doch dieser kam nicht. Stattdessen verstummte das Surren der Klinge und ich hörte, wie die Waffe stumpf auf dem Gras aufkam. Der Griff um meinen Hals verschwand und mein Körper fiel plump zu Boden. Gierig japste ich nach Luft und sog den Sauerstoff in meine Lunge und konnte spüren, wie jede Zelle meines Körpers diesen wohlwollend aufnahm. Ich fühlte Erleichterung meinen Körper durchströmen, welche mir neue Kraft verlieh und ich mich langsam aufrappelte.
Meine Augen suchten die dunkelblauen von Ben und als sie auf diese trafen, blickte ich in tief traurige Augen, welche mich wehmütig anblickten. „Ben“, flüsterte ich. „Du hättest nicht herkommen dürfen, Rey“, antwortete Ben bedrückt und da es das erste Mal war, dass er heute etwas gesagt hatte, kam mir seine Stimme so seltsam und fremd vor. „Bitte geh und komm nicht wieder. Sieh mich doch an. Ich bin eine tickende Zeitbombe und somit gefährlich für dich. Ich hätte dich eben fast getötet. Es ist zu deiner eigenen Sicherheit, wenn du gehst“, flehte Ben mich an.
Tatsächlich könnte ich die dunkle Macht wahrnehmen, welche um Ben waberte und ihre finsteren Schlingen nach ihm ausstreckte. Doch es war mir egal, denn ich spürte immer noch Bens innere Zerrissenheit und den damit verbundenen Schmerz. Er tat mir leid, weswegen ich den Abstand zwischen uns überbrückte und meine Arme um Bens Oberkörper schlang. Ich vernahm einen überraschten Laut seinerseits. Ich sog seinen vertrauten Duft, welcher sich mit dem des Waldes vermischt hatte, ein. Ben überwand seine Verwirrtheit und legte behutsam seine Arme um mich. Ich kuschelte mich in den Stoff seiner Robe und ließ den Tränen freien Lauf, was Ben ebenfalls tat.
So standen wir da. Eng umschlungen und schluchzend, aber erleichtert sich wiedergefunden zu haben.
„Oh Rey, es tut so mir leid.“
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The light in you 2
FanfictionDer Krieg ist zu Ende. Doch was wenn die Vergangenheit dich einholt ? Wenn die Dunkelheit zurück kommt und du Angst vor dir selbst haben musst ? Was ist wenn du dich zwischen dir und denjenigen, die du liebst entscheiden musst ? Wie weit würdest du...