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Ja, wir kennen uns, aber das ist lange her. Wahrscheinlich erinnerst du dich nicht mehr daran.

Ich kannte ihn also, aber woher? Woher sollte ich ihn denn kennen? Und auch diese Information brachte mich nicht weiter, da, wie er schrieb, das so lange her war, dass ich mich nicht daran erinnerte.

Es musste doch einen Weg geben, um mehr über ihn herauszufinden, weil das was ich bis jetzt in Erfahrung gebracht hatte, brachte mich nicht voran in meiner Mission.

Warum kennen wir uns? Antwortete ich ihm, um durch seine Antwort vieleicht meinem Gedächtnis auf die Sprünge zu hlfen, sodass ich mich vielleicht doch an ihn erinnerte.

Vielleicht solte ich erst einmal herausfinden, warum wir uns kannten. Es bestünde ja die Chance, dass er mir eine richtige Antwort auf meine Frage gab. Ich gehe am besten jeder Spur so weit wie möglich nach, bevor ich einen anderen Weg suche.

Aber dieser Gedanke kam mir nur, weil ich keinen anderen Weg gefunden hatte. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Jeden Versuch, den ich startete, ging nach hinten los oder brachte mich nicht wirklich weiter.

Seit wann war ich bloß so unkreativ? Was würden jetzt wohl die Leute in einer dieser Serien machen? Würden sie um ein Treffen bitten? Oder doch zur Polizei gehen?

Aber die meisten hatten einen klaren Vorteil gegenüber mir: Sie waren so gut wie nie alleine, sie hatten immer entweder eine beste Freundin oder fanden zufällig jemand, der ihnen half, den Mörder zu finden. Ich hatte so jemanden nicht.

Und alleine mit dem Fremden würde ich micht nicht treffen, wenn er überhaupt darauf eingehen würde. Was ziemlich unwahrscheinlich wäre. Aber vielleicht sollte das mein nächster Weg sein, den ich gehe? Ein Risiko eingehen und um ein Treffen bitten?

Darüber sollte ich mir erst Gedanken machen, wenn es soweit ist und ich keine andere Wahl habe.

Und die hatte ich wohl nicht mehr, als ich die neue Nachricht auf meinem Handy entdeckte: Das wirst du erfahren, wenn ich es will.

Anscheinend würde mich diese Information ziemlich weiterbringen und deshalb hielt er sie mir vor. Dann brauchte ich einen neuen Plan. Oder besser gesagt, den den ich mir vor ein paar Minuten gemacht hatte. Aber wollte ich wirklich so ein Risiko eingehen? Auf der einen Seite wollte der fremde Mann mir helfen, also würde er mich wohl kaum verletzen, hoffe ich zumindest. Auf der anderen Seite war er ziemlich unberechenbar und er war vielleicht sogar bereit Menschen zu töten, was ihn sehr gefährlich machte. Und genau deswegen sollte ich eigentlich alles versuchen, um ihn aufzuhalten. Viel in meinem Leben hatte ich sowieso nicht mehr zu verlieren.

Könnten wir uns treffen? Lautete meine Nachricht. Ich schrieb sie schnell mit zitternden Fingern, als wollte ich es hinter mir haben. Was auch stimmte. Ohne groß drüber nachzudenken, was für Konseuenzen meine handeln haben könnte, schickte ich die Nachricht ab. Es dauerte kurz bis sie versendet war, aber kurze Zeit später gab mein Handy einen Ton von sich und ich wusste, jetzt konnte ich es nicht mehr rückgängig machen.

Ich starrte noch einige Minuten auf mein Handy und wartete darauf, dass er mir zurück schrieb, jedoch geschah nichts dergleichen.

Um mich etwas von der Sache abzulenken und da ich eh nichts besseres zu tun hatte, beschloss ich Hausaufgabe zu machen. Anfangs konnte ich mich nicht auf das Geschriebene vor mir konzentrieren, aber nach eine Weile konnte ich mich etwas ablenken von dem ganzen Trubel der letzten Tage.

Ich war so vertieft in meine Aufgaben in Französisch, dass ich erst gar nicht mein vibrierendes Handy neben mir bemerkte. Das Display war hell, was bedeutete, dass ich eine neue Nachricht empfangen hatte. Ich merkte wie sich mein Puls verschnellerte und ich auf einmal verschwommen sah. Da mir auch schon etwas schwarz vor Augen wurde, weil ich so zitterte aus Angst vor der Antwort des Fremden, versuchte ich mich zuerst zu beruhigen, bevor ich die Nachricht las.

Nachdem ich wieder etwas ruhiger war, blickte ich auf den Bildschirm meinen Handys und erwartete schon die Nachricht des Mörders zu lesen, als ich entdeckte, dass da keine war. Die neue Nachricht, die ich empfangen hatte, war nur eine Benachrichtigung eines Spiels, das ich mir mal heruntergeladen hatte, aber nie wirklich gespielt hatte.

Ich hatte mir also vollkommen umsonst Sorgen und Angst gemacht. So eine Macht durfte niemand über mich haben. Ich krieg doch nicht fast eine Panikattacke nur weil mir jemand was geschrieben hat. Das durfte einfach nicht sein. Wenn ich Angst habe, kriege ich das erst recht nicht hin.

Obwohl ich mir vorgenommen hatte keine Angst zu haben, bekam ich welche, als ich sah, dass ich eine neue Nachricht hatte und diesmal wirklich von dem Fremden.

Alone - Alleine gegen den MörderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt