Fragen über Fragen

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Nachdenklich starrte der alte Mann in sein Denkarium. Sollte es wirklich so kommen? Musste es wirklich so kommen? Und wenn ja, warum? Wer entscheid diese wichtigen Dinge? Könnte er da jemals einen Einfluss drauf nehmen? Darauf was geschah.

All diese Fragen quälten Albus Dumbledore mitten in der Nacht. Seit dem Voldemort letztes Jahr zurückgekehrt war, konnte er sich von diesen Fragen nicht mehr ablenken, an Schlaf war in den meisten Nächten gar nicht zu denken. Er hatte ihn gekannt. Er war sein Schüler gewesen. Er hatte ihn unterrichtet. Tom Riddle. Wie schon damals, als Voldemort am Höhepunkt seiner Macht gewesen war, fragte Dumbledore sich, wie aus einem Weisenjungen mit magischen Fähigkeiten ein so brutaler Mann werden konnte. Der ohne Skrupel unschuldige ermordete und folterte. Tom war sicherlich immer in der Menge aufgefallen, seine magischen Begabungen waren überragend gewesen, und das schon in jungen Jahren. Niemand schien jemals Zweifel daran zu haben, dass aus Tom einmal etwas großes werden würde. Keiner brachte ihm Misstrauen entgegen, auch als seine Interessen immer fragwürdiger wurden. Keiner wollte hören, dass der ach so gute Tom, gar nicht so gut war.

Auch bis Dumbledore anfing, die Dinge in Frage zu stellen, dauerte es einige Zeit. Tom war nie ein völlig gewöhnlicher Schüler gewesen, so viel stand schon immer fest. Aber das er einmal der dunkle Lord werden würde konnte wohl niemand ahnen. Wenn Dumbledore und die anderen Professoren den Slytherin etwas schärfer kontrolliert hätten, wäre es wahrscheinlich nie so weit gekommen. Wenn Dumbledore das Trimagische Turnier besser kontrolliert hätte, und wenn Harry nicht hätte teilnehmen müssen, wäre es dann nicht so weit gekommen? Waren die erschreckenden Ereignisse jüngster Zeit auch seine Schuld? War er mit Schuld am Tod Cedric Diggorys?

Seine Stirn lag in Falten und die blauen Augen hinter den halbmondförmigen Brillengläsern waren starr auf die Flüssigkeit im Denkarium gerichtet. Er war der Schulleiter. Es war seine Aufgabe Hogwarts und alle die dort leben zu beschützen. Und in dieser Aufgabe hatte er nun des öfteren Versagt. Die Angriffe die von dem Basiliken in der Kammer des Schreckens ausgegangen waren, die Dementoren, die selbst das Quidditch spielen gefährlich gemachten hatten, und nun das.
Der Mann mit der langen Nase seufzte laut und tief. Es brachte doch nichts, jetzt all seine Fehler auf zu zählen. Genauso wenig wie es nichts bringen würde, all seine Lobestaten auf zu zählen, und davon gab es viele. Eindeutig mehr als Fehler, das stand fest. Dumbledore machte nicht sehr oft Fehler, aber wenn er welche machte, dann waren sie gravierend. Und meistens nicht wieder gut zu machen.

Nun da Lord Voldemort wieder zurück gekehrt war, befand sich Harry Potter in großer Gefahr. Denn wie es die Prophezeiung voraus gesagt hat, keiner der beiden kann leben, während der andere über lebt. Wie sollte ein 15 jähriger Junge mit einer solchen Last leben? Wer sollte Harry von seinem Schicksal erzählen das so fest mit dem Voldemorts verbunden war? Und noch viel wichtiger, wie konnte er Harry auf diese schwierigen Zeiten, die kommen werden, vorbereiten? Der Junge musste schon so viel erleiden. Wer würde auf Harrys Seite stehen, wenn Voldemort doch so viel mächtiger war? Harry war stark aber würde er jemals stark genug sein? Im Moment war er noch ein Kind, minderjährig. Und würde Dumbledore jemals wieder schlaf finden? Fragen über Fragen, und keine davon konnte er beantworten. Selten gab es Probleme die für ihn so schwer erschienen. Hatte sein brillanter Verstand ihn doch bisher kaum im Stich gelassen.

Auch er, Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore konnte nicht alles wissen. Ob gleich viele Menschen Antworten von ihm erwarteten, in Momenten, in denen er selbst noch nicht einmal Fragen gestellt hatte. Und ob gleich er selbst antworten von sich erwartete. So sehr er auch wollte, geben konnte er noch keine Antworten, auf all diese Fragen, die ihm den Schlaf in dieser, und vielen anderen Nächten, raubten. Das Problem schien aussichtslos, und das hasste Dumbledore mit jeder Faser seines Seins. Wenn er ein Problem lösen wollte, dann tat er das für gewöhnlich auch. Aber leider gibt es zu jeder Regel auch Ausnahmen.

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