Ist doch egal was die alle denken...

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Ich blieb noch einige Minuten auf der Bank sitzen, ehe ich aufstand und mit schnellen Schritten nach Hause ging.

Der alte Mann hatte Recht. Ich kann man Schicksal selbst in die Hand nehmen. Ich entscheide, wen ich liebe und nicht die andere. Ich entscheide, ob ich glücklich werde oder nicht.

Als ich endlich Zuhause angekommen war schlich ich mich leise in mein Zimmer und legte mich vorsichtig neben Luce.

"Wo warst du?" spührte ich seinen Atem auf meinem Nacken.

"Ich hab Panik bekommen und bin raus gegangen, um den Kopf frei zu bekommen." drehte ich mich vorsichtig zu ihm um und lächelte ihn an.

"Beim nächsten mal weck mich bitte, ok?" verpasste er mir einen Kuss auf meine Nasenspitze und zog mich nöher zu sich.

"Versprochen!" schlang ich meine Arme um ihn und legte meinen Kopf auf seiner Brust ab.

Mein ganzer Körper wurde plötzlich warm und meine Adern wurden mit Blitzen durchzogen. Es war die richtige Entscheidung zurück zu kommen.

"Ich liebe dich!"

"Und ich liebe dich!"

Ich schloss meine Augen und konnte seit langem endlich wieder einschlafen. Seine Atmung hatte irgendwie eine beruhigende Wirkung auf mich.

"Das ist soooooooo süß!" nahm ich die quietschende Stimme meiner kleinen Schwester war.

Luce drehte sich zu ihr um und fing lauthals an zu lachen. Ich konnte einfach nicht anders und stieg mit ein.

"Seid ihr beide ein paar?" sprang Luzi auf mein Bett und sah uns mit klimpernden Wimpern an. Ich liebe meine kleine Schwester über alles. Wie konnte ich nur einen Moment glauben, dass ich das hier alles zurück lassen könnte?

"Ja sind wir!" grinste Luce sie überglücklich an.

"Ihr wisst was das heißt oder?"

"Nein! Was denn?"

"Ihr müsst jetzt für immer zusammen bleiben so wie Mami und Daddy!" zog sie uns beide in eine Umarmung.

"Stimmt! Da hast du recht!" gab ich ijr einen Kuss auf den Haaransatz.
"Das müssen wir dann wohl!"

Meine Eltern hatten das Glück niemand anderes Lieben zu können außer sich, dank dem Orakel. Doch dieses gibt es seit 20 Jahren nicht mehr. Was bedeutet, dass wir alle unsere Partner wieder selber suchen müssen und es deswegen auch sehr viele Trennungen gibt.

Das Orakel wurde abgeschafft, nachdem bekannt wurde, dass immer mehr Leute durch die Unterdrückung ihrer Gefühle Anomalien in ihrem Gefühlsbild bekamen. Um diese zu behandeln wurden verschiedenste Methoden angewendet, doch die meisten führten dazu, dass Monster in diesen Personen entstanden, die alles und jedem Schmerzen bereiten wollen. Das gleiche war meinem Großvater auch passiert.

Somit wurde das Orakel abgeschafft und alle damit verbundenen Praktiken verboten.

Seitdem gibt es aber leider auch wieder eine sehr große Abneigung gegen Schwule. Wir haben dadurch also einen Schritt um mehrere hundert Jahre zurück gemacht.

Und somit ist auch geklärt, warum mein Leben bis dato so unerträglich war.
(Das war eine Bezugnahme auf mein anderes Buch, da diese Geschichte wie eine Fortsetzung funktioniert. Man muss das andere Buch jedoch nicht gelesen haben um dieses hier zu verstehen)

"Ich sag Mami und Daddy Bescheid, dass sie für eine Person mehr decken sollen!" lief Luzi hüpfend aus meinem Zimmer.

"Ich glaube das war unser Stichwort, um aufzustehen!" gab mir Luce einen Kuss und stieg dann aus meinem Bett.

Er drehte sich aber gleich wieder zu mir und sah mich entschuldigend an.

"Ich hab total vergessen, dass du höllische Schmerzen hast. Soll ich dir helfen?" lächelte er mich etwas schief an.

Er kniete sich auf mein Bett und hob mich vorsichtig hoch. Luce trug mich sogar bis runter in die Küche. Er setzte mich ganz vorsichtig auf einem der Essstühle ab und setzte sich gleich neben mich.

Meine Eltern sahen uns nur verliebt an. Wie ich sie doch liebe.

"Danke." flüsterte ich ihm ins Ohr.

"Wofür denn?"

"Dafür, dass du mich davor bewahrt hast den größten Fehler meines Lebens zu machen und meine Familie für immer zu verlieren.... die für immer zu verlieren." verpasste ich ihm einen Kuss auf seinen Mundwinkel und lächelte ihn dann einfach nur an.

"Dafür brauchst du mir nicht danken... es war selbstverständlich!"

"Ihr beiden seid ja so süß!" kam meine Mum jetzt auf uns zu und gab mir einen Kuss auf die Wange.

"Wieso hast du mir denn nicht erzählt, dass ihr beiden ein paar seid?" sah sie mich jetzt etwas verletzt an.

"Wir sind heute erst zusammen gekommen!" küsste ich sie diesmal auf die Wange und lächelte sie an.

Ihre Miene erhellte sich schlagartig und sie setzte wieder ihr übliches Lächeln auf.

Meine Eltern hatten nie etwas gegen meine Sexualität. Sie standen immer hinter mir, genauso wie meine ganzen Onkel und meine Großeltern. Meine ganze Familie unterstütze mich. Ja sie würden sogar jeden einzelnen dieser Bastarde verprügeln, wenn sie nur davon wüssten. Ich konnte es einfach nicht über mein Herz bringen, ihnen zu erzählen, wie schlecht es mir doch ging.

Ich wollte ihnen einfach keine Sorgen bereiten. Sie waren alle so glücklich. Ich hätte das doch nur zerstört.

"Wie kam es dazu?" riss mich meine Mum aus meinen Gedanken.

"Ähm... Ich..." fing Luce plötzlich an zu stottern. Er war ja so süß.

"Mum, Dad. Ihr müsst mir versprechen jetzt ganz ruhig zu bleiben! Er hat mich vor meinem Selbstmord Versuch gerettet..." drehte ich mein Gesicht von ihnen weg.

"Vor deinem was?" riss mich mein Vater in eine Umarmung und meine Mutter stürmte auch auf mich zu.

"Ich... sie waren alle so schrecklich zu mir... ich konnte es einfach nicht mehr ertragen!" gestand ich ihnen endlich, dass bei mir nicht alles in Ordnung war.

"Warum hast du denn nie mit uns gesprochen? Wir... wir hätten dir doch helfen können! Du... du musst uns versprechen, dass du ab jetzt immer zu uns kommst!" nahm meine Mum mein Gesicht in ihre Hände und wischte meine Tränen von den Wangen.

"Du wolltest mich echt verlassen?" hörte ich jetzt meine Schwester hinter mir. Fuck.

"Luzi! Es ist nicht so wie du denkst!" sprintete ich auf sie zu, doch sie rannte so schnell wie möglich aus dem Haus.

Scheiße. Kann ich denn nichts richtig machen.

"Luzi! Bitte komm zurück! Rede mit mir! Ich kann dir alles erklären!" rannte ich ebenfalls aus dem Haus und steuerte sofort auf unseren geheimen Ort zu. Ein altes Häuschen am Ende unserer Straße.

"Geh weg!" konnte ich hibter der vermoderten Tür ihre Stimme erkennen.

"Bitte Luzi! Ich kann dir alles erklären!" klopfte ich wieder gegen die Tür.

Ich wollte gerade wieder gehen, als ich die alte Tür knatzen hörte. Zum Glück...

Love is Love no matter what...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt