verlockende Neckerei

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Schnell löste sich Mycroft von Gregory und kurbelte das Fenster herunter. Gregory sah, wie Mycroft sich gestresst auf die Lippe biss, was wohl hieß, dass auch ihm die Situation diesmal gar nicht zusagte. Mit Sarah schien er sie ja amüsant gefunden zu haben, aber wohl nicht, wenn der Freund seines Bruders Wind davon bekommt, dachte Gregory etwas wehmütig, hob John zum Gruße seine unverletzte Hand und winkte leicht.
»Haben sie da grade...? Was...?«, sprach der Doktor stockend, beugte sich vor, um besser durch das schmale Fenster des Jaguars sehen zu können.
»Haben sie sich grade wirklich...? Sind sie...?«
»Kein Kommentar, Doktor Watson. Kein Kommentar.«
Mycroft setzte sein wissendes Politikerlächeln auf und versuchte anscheinend, das Ganze diskret zu verleumden.
»Inspektor Lestrade? Moment... Aber Sie...«
Mycroft seuftzte.
»Einsteigen«, zischte er im Befehlston, was John dazu veranlasste, so schnell wie möglich einzusteigen und auf dem Rücksitz Platz zunehmen.
»Okay, kann mir jetzt  mal jemand erklären, was hier los ist? Sie vielleicht?«
Er wandte sich zu Gregory, der sich zu ihm umgedreht hatte. Doch dieser wurde nur rot, setzte ein schiefes Grinsen auf und zuckte mit den Schultern. So leicht war das ganze ja auch nicht zu erklären, dafür hätte er jetzt alles erklären müssen und das wäre schon verfänglich, wenn nicht schon peinlich, gewesen.
»Haben Sie... etwa eine Affäre?«
John hatte sich diesmal zu Mycroft gewandt, der aussah, als würde er John gleich umbringen wollen...
»Keine Affäre«, blaffte er und setzte einen verärgerten Ausdruck auf.
»Okay, können sie mir jetzt mal wirklich sagen, was los ist? Ich kann ja nicht für immer raten.«
»Dann lassen Sie es doch...«
Gregory stubste Mycroft leicht in die Seite und bedeutete ihm so, sich zurück zuhalten. Es war schon ziemlich ungewöhnlich, Mycroft sauer zu sehen.
»Jedenfalls, also das ist schwer zu erklären. Wir... Sind schonmal nicht zusammen, also nicht richtig... Aber keine Affäre.«
»Aber Sie sind...«
»Schwul? Ähhh, eventuell.... Ach, keine Ahnung«, stotterte Gregory verlegen und packte in Gedanken schon mal seine Koffer, um eilig aus der Stadt verschwinden zu können, wenn John sich jemals verplapperte.
»Ihre Ex ist jedenfalls voll davon überzeugt«, steuerte Mycroft trocken bei, der etwas eingeschnappt war, da Gregory sie nicht offiziell als Paar geoutet hatte.
»Aber wenn sie kein Paar sind und keine Affäre haben, warum dann der... Kuss?«
»Das geht Sie ganz diskret gesagt nichts an.«
Wieder dieses Politikergrinsen, langsam nervte es Gregory. Er mochte es nicht, wenn Mycroft so unecht lächelte, sein süffisantes Grinsen machte doch so viel mehr her und war außerdem wirklich viel schöner anzusehen.
»Aber... Weiß Sherlock...?«
»Nein, und das wird er auch nicht.«
Gregory seuftzte. Das würde jetzt noch ewig so weitergehen. John würde weiter verwirrt fragen und Mycroft würde ihn in den unfreundlichsten Tönen anblaffen...
»Hören Sie, Doktor Watson. Ich weiß, dass diese Situation komisch ist, aber sie ist auch ziemlich privat«,  griff er deshalb ein. Auch wenn Mycroft die Wahrheit, die er John gleich erzählen würde, ganz bestimmt nicht gutheißen würde. Vielleicht war es ihm einfach peinlich, wenn jemand herausfand, dass er von sich aus einem Untergebenen Avancen machte, es könnte ja seinen Stolz verletzen, fiel Gregory noch ein.
»Mycroft und ich sind...«
Er räusperte sich kurz und setzte nochmal an, weil es ihm ehrlich gesagt auch schwerfiel, die Wahrheit, also dass er in Mycroft verliebt war, preiszugeben.
»Mycroft und ich sind nur noch  nicht zusammen, weil... weil ich mir nicht sicher bin, nein, warob ich das wirklich will... Ich... Naja und der hier«, er deutete auf Mycroft, »will einfach nicht aufhören, mich zu... küssen und... Der Punkt ist, dass wir zusammen sein werden... Also, ja...«
Er rang weiter nach Worten, wusste aber nicht, was er denn sagen sollte, also schwieg er nur mit roten Wangen und sah auf den Boden.
»Hey, du hast mich ja endlich Mycroft genannt.«
Ein süffisantes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, und er schien wieder besserer Stimmung zu sein.
»Für Sie immer noch Inspektor Lestrade, Mr Holmes.«
»Warum denn jetzt so zickig? Sind Sie sauer, weil ich Sie geküsst hab, oder was? Das kommt aber spät.«
Mycroft rückte auf seinem Sitz etwas näher an ihn heran und Gregory wurde wieder rot.
»Wie kommen Sie denn jetzt darauf? ...Und jetzt, also jetzt rücken Sie mir doch nicht so nah!«
John beobachtete die Farce etwas verstört, aber grinsend. Da hatten sich ganz offensichtlich zwei gefunden, auch wenn das mehr als unglaublich war.
»Ähm, ich bin übrigens auch noch da«, meldete er sich, grade als Mycroft rüber auf Gregorys Sitz rücken wollte. (»Was machen Sie da, hier ist viel zu wenig Platz und, hey!...«)
»Ohhh, stimmt ja, verzeien Sie«, flötete Mycroft, setzte sich auf seinen Sitz zurück und klopfte sich fröhlich imaginieren Staub vom Jackett. Dann klatschte er in die Hände.
»So, wo waren wir noch stehen geblieben?«
Im Hintergrund schüttelte Gregory mit roten Wangen ungläubig den Kopf, was John schmunzeln ließ.
Gregory wusste, dass Mycroft ihn nur hatte necken wollen, und lies diesem absichtlich abblitzen, was ihm schon etwas Spaß machte. Naja, Mycroft sah das ja auch nicht allzu ernst. Nur war es ihm im Nachhinein schon ziemlich peinlich, dass John das alles mitangesehen hatte und nun vermutlich etwas verstört war.
»Sie waren grade dabei, zu erklären, warum sie  noch nicht zusammen sind... Aber das scheint sich ja erledigt zu haben, oder?«, grinste John vielsagend, auch wenn er noch etwas verwirrt war.
»Sie behalten das hier doch für sich, oder? Sonst könnten auf Ihrem Computer noch Daten gefunden werden, die Sie ins Gefängnis bringen... Mhm?«
»Mycroft! Äh, ich meine, Mr Holmes!«
»Haben sie zwei es bald? Also... Ähm, ich hab verstanden... Greg, was haben Sie eigentlich für Pflaster und Verbände... Sie sehen ramponiert aus«, wechselte John schnell das Thema.
»Oh, wissen Sie, ich-«
»Hey, warum darf er Sie Greg nennen?! Ich will auch!«, unterbrach ihn Mycroft und zog eine Schnute.
»Er darf das, weil er mich nicht ständig unerlaubt küsst und meiner Ex erzählt, wir währen zusammen. Jedenfalls, ich bin eine Treppe rauf gefallen, gegen eine Tür gelaufen und über ein Stromkabel gefallen«, erzählte Gregory, während Mycroft versuchte ihn zu küssen, was er geschickt damit abwendete, dass er ihn wiederholt mit einer Hand
von seinem Gesicht wegstieß, aber nicht zu doll natürlich.
»Äh, Moment... Sie sind gegen eine Tür gelaufen?«
»Ohh, ja, eine Kollegin hat mich gegrüßt und ich war so verwirrt, das ich die Tür einfach übersehen hab.«
Verwirrt starrte John sie an, während Mycroft wieder dazu übergegangen war, auf Gregorys Sitz rutschen zu wollen.
»Ich glaube, ich geh dann mal«, sagte er, da ihm diese Verrücktheit dann doch zuviel wurde und sprintete praktisch aus dem Auto.
Sofort hielten Gregory und Mycroft inne.
»Jetzt haben Sie ihn in die Flucht geschlagen! Was, wenn er uns verrät?«
»Dann streiten wir es eben ab.«
»Aber...«
»Soll ich Sie nicht erstmal nach Hause fahren? Dort können wir noch ein bisschen weiter spielen.«
Mycroft grinste süffisant, während Gregory sich in Grund und Boden schämte.
»Ach ja, ich hab vorhin, als wie weg waren, mal Fifty Shades of Grey gegooglt.«
Gregory erstarrte.
»Und?«, fragte er verunsichert.
»Es gibt da einiges, was ich mit Ihnen ausprobieren möchte.«
Oh Nein, dachte Gregory.
Jetzt würde er mit einem Casanova in seiner Wohnung landen, der nun Ahnung von Fifty Shades of Grey hatte. Außerdem hatten siw die Sache mit dem  noch nicht zusammen  bisher nichtmal angesprochen...
Er spürte, das ihm noch einiges bevorstand.
Und irgendwie freute er sich auch schon darauf.

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