Chapter 13

1.3K 56 5
                                    


„Wicked? Aber warum haben sie uns denn dann gerettet?" platzte es aus Thomas raus. „Naja, sie haben uns halt nicht wirklich gerettet. Sie tun nur so." meinte ich. „Das stimmt." meldete sich plötzlich Aris zu Wort und alle sahen ihn misstrauisch an. „Angeblich bringen sie immer ein paar von uns sicher zu diesem Paradies, aber das stimmt nicht." fügte er hinzu. „Woher willst du das wissen?" fragte Newt skeptisch. „Sie haben diesen Ort nie verlassen. Ich weiß nicht, was genau mit ihnen passiert, aber sie sind noch hier." erklärte er. „Das ist Blödsinn." schlussfolgerte Minho. „Nein, wartet." sagte ich nachdenklich. „Nenn den Grund, der dich da so sicher sein lässt." bestimmte ich. Aris sah mich nun direkt an. Ich glaubte ihm und das spürte er. Ich lächelte. Seine Mundwinkel zuckten auch kurz nach oben. „Sie haben vor einiger Zeit meine Freundin Rachel angeblich von hier weggebracht. Aber etwas später kam sie mir plötzlich hektisch entgegen, als ich gerade auf mein Zimmer gebracht wurde. Sie war völlig panisch.. sagte, diese Menschen hier wären Lügner.. und dann kamen die Wachmänner und haben sie weggebracht.." erzählte er. „Vielleicht hattest du sie verwechselt?" erwiderte Minho wieder. „Nein!" schrie Aris ihn an und ich zuckte zusammen. „Sie war es, okay?! Und sie sah verdammt nochmal krank aus und.. verändert." sagte er laut. Minho wollte schon wieder etwas dagegen sagen, aber ich schnitt ihm das Wort ab: „Es reicht jetzt Minho!" Er verstummte tatsächlich und sah zu Boden. Ich hob die Brauen. Was war nur mit Minho los? Einige Minuten lang war es still. Niemand sagte etwas oder rührte sich auch nur ein Stück. Thomas brach schließlich das Schweigen. „Warum sollten wir erst hier erzählen?" fragte er. „Weil sie den Gemeinschaftsraum überwachen." antwortete ich. Wieder geschockte Gesichter. „Woher.." begann Thomas, doch ich redete ihm rein. „Sie, Paige persönlich hat es so angeordnet." sagte ich grimmig. „Sie war bei dir?" fragte Newt erstaunt. „Ja.. vorhin.. sie wollte, dass ich mit ihr kooperiere. Ich habe großzügig abgeschlagen." erzählte ich knapp. „Jawoll." meinte Thomas lachend. Mir war weniger zum Lachen zu Mute. Thomas bemerkte es und verstummte wieder. „Das ist nicht lustig.. ganz und gar nicht. Das wird für uns alle noch bittere Konsequenzen haben." murmelte ich. „Was meinst du?" hackte Newt nach. Ich sah ihn an. „Sie werden die Dinge von nun an anders angehen." sagte ich. „So?" fragteThomas und zeigte auf meine blauen Flecken. Ich schluckte schwer und nickte dann.

Später waren wir alle wieder zerstreut über alle drei Zimmer. Newt und ich hatten uns in eine ruhigere Ecke zurückgezogen. Wir saßen eng nebeneinander mit angewinkelten Beinen auf dem Boden, die Köpfe an die Wand gelehnt. „An was denkst du?" fragte Newt plötzlich. Ich sah ihn an und bemerkte, dass er schon das selbe tat. Schnell starrte ich wieder auf den Boden und hoffte, dass ich nicht rot geworden war. Dann dachte ich über seine Frage nach. „An Chuck." antwortete ich schließlich. „Er war doch der Jüngste von uns allen.. der Kleinste.. der Unschuldigste.." murmelte ich. „Ja, ich weiß." stimmte Newt traurig zu. „Wieso haben die das zugelassen?" fragte ich und sprach eher zu mir selbst, als dass ich eine Antwort von Newt erhoffte. „Ich habe keine Ahnung." sagte Newt; „Aber ich frage mich auch die ganze Zeit, warum sie das hier zugelassen haben." fügte er hinzu und nahm meinen Arm. Seine braunen Augen musterten die Flecken von oben bis unten und da war sie auch schon: diese kleine Falte, die entstand, wenn er die Augen zusammenkniff und nachdachte. Das machte er schon immer so. „Chloe, hörst du zu?" hörte ich ihn reden und erwachte aus meiner Träumerei. Ich sah ihn fragend an. „Was ist denn los?" fragte er schmunzelnd. „An was denkst du?" versuchte ich ihn abzulenken und gleich sah er wieder besorgt aus. „Ich verstehe es nur nicht." meinte er nachdenklich. „Was genau?" hackte ich nach. „Naja, sie haben dich extra früher da raus geholt, haben dich hier vor uns versteckt die ganze Zeit über, nur um dir dann weh zu tun? Ich dachte eigentlich du wärst denen so heilig, dass sie dir kein Haar krümen würden.." Ich dachte über seine Worte nach und musste ihm zustimmen. Eigentlich ergab das keinen Sinn.. außer.. „Vielleicht hat sie es nicht gewusst." murmelte ich. „Wie? Wer?" fragte Newt verdattert. Ich sah ihn an. „Vielleicht hat Paige davon nichts gewusst. Sie war nie da, als der Arsch mich so zugerichtet hatte. Er war zwar in ihrem Auftrag bei mir, aber ich glaube nicht, dass sie von seinen Methoden weiß." erklärte ich. Newt war einen Moment lang still, dachte nach. „Was überlegst du?" fragte ich. Er sah mich an. „Jetzt ergibt das einen Sinn." „Was denn?" hackte ich nach und er erklärte: „Aris hatte mich letztens in ein seltsames Labor geführt und da war dieser Janson der mit Paige diskutierte. Sie war erschrocken darüber, dass er einem Mädchen so weh tat." Er hörte kurz auf zu reden. Sein Blick wurde finster. „Sie haben also über dich gesprochen. Janson hat dir so wehgetan." stellte er wütend fest. „Ja, Janson war es." stimmte ich leise hinzu und kräuselte die Lippen. In Newts Augen loderte die Wut auf. „Dieses Arschloch mach ich fertig!" sagte er zornig und wollte aufstehen, doch ich hielt ihn zurück. „Nein bitte, nicht so laut." erinnerte ich ihn leise und sah in die Ecke gegenüber von uns, in der eine kleine Kamera befestigt war. Er lehnte sich zurück und lockerte sich wieder. Ich hockte mich vor Newt und sah ihn eindringlich an. „Wir dürfen ihnen keinen Grund geben uns weh zu tun, hörst du? Sie werden jede Chance nutzen, um uns zu bestrafen." wisperte ich. Newt nickte, ohne von mir abzusehen. Das, was mir noch auf der Zunge lag, brauchte viel Mut, um ausgesprochen zu werden. Ich atmete tief durch und flüsterte: „Ich möchte nicht, dass sie dir weh tun.." Seine Mundwinkel zogen sich nach oben. Ich rutschte wieder neben ihn und ließ meinem Kopf auf seiner Schulter ruhen. „Ich werde alles tun, um zu verhindern, dass dieser Dreckskerl dich noch einmal anfasst." murmelte Newt und drückte mir einen Kuss auf den Kopf. Ich nickte lächelnd und schloss die Augen. Es war das erste mal, dass ich beruhigt die Augen schließen und mich voll und ganz der Müdigkeit hingeben konnte, ohne Angst haben zu müssen, alleine aufzuwachen und nicht zu wissen, was mich als nächstes erwarten würde. Endlich war ich nicht mehr allein. Dieser Gedanke machte mich so glücklich, dass ich nicht merkte, wie ich an Newts Schulter friedlich einschlief..

The Lies Of Our LivesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt