Wir saßen beide auf dem Bett, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, die Beine lang vor uns ausgestreckt. „Was haben die euch gefragt?" fragte Newt dann. „Janson fragte mich immer Dinge über dich." antwortete ich nachdenklich. Da wurde Newt neugierig. Ich spürte seinen Blick auf mir. Er wartete darauf, dass ich weiter redete. „Er wollte wissen, welche deine größte Schwäche ist. Ich konnte ihm darauf nie antworten, bis er es heute selbst beantwortete." erzählte ich. Ich sah Newt an. Seine Reaktion war merkwürdig und sein Gesichtsausdruck war nicht leicht zu deuten. „Er meinte, dass ich deine größte Schwäche wäre." sagte ich langsam. Jetzt schaute Newt mich an, leicht lächelnd und irgendwie wirkte er erleichtert. „Ist wohl auch irgendwie wahr.." murmelte er und sah wieder weg. Ich lächelte kurz. „Aber.." begann ich, „Irgendwie glaube ich, dass das nur die halbe Wahrheit ist." Newt reagierte nicht. „Da ist noch irgendwas und es hat mit dem Labyrinth zu tun, lange bevor ich auftauchte. Ich weiß das." sagte ich hinzufügend. „Woher?" fragte Newt und sah mich nun wieder an. „Ich kann es nicht genau sagen, vielleicht hab ich es gesehen, bevor die mir meine Erinnerungen genommen haben. Aber ich kann spüren, dass du etwas vor mir verheimlichst." antwortete ich. Newt atmete schwer ein und aus. Ich setzte mich etwas auf die Seite, um ihn genau anschauen zu können und wartete darauf, dass er es mir erzählte. „Naja, also im Labyrinth war ich nicht immer Gärtner." begann er. „Sondern?" hackte ich nach. „Ich war Läufer. Anfangs empfand ich das als gar nicht schlimm, aber irgendwann hat mich das Labyrinth einfach verändert." sagte er. „Wie meinst du das?" fragte ich. Newt begann zu erzählen und ich hörte aufmerksam zu: „Ich konnte kaum noch klar denken, ständig andere Wege und diese hohen Mauern.. es hat mich verrückt gemacht. Ich fühlte mich so leer.." Er machte kurz eine Pause, bis er weiter redete: „Dann bin ich auf eine der Mauern geklettert.. ich konnte es einfach nicht mehr ertragen.. überall diese Betonwände.. und dann bin ich gesprungen." Ich nahm seine Hand und er sah mich an. In meinen Augen hatten sich Tränen gebildet. Nur allein die Vorstellung, wenn er jetzt nicht hier neben mir sitzen würde. „Minho fand mich. Ich hatte mir das Bein gebrochen und seitdem hinke ich. Weswegen es auch gar nicht mehr in Frage kam, dass ich weiterhin Läufer sein würde. Das wollte ich auch nicht mehr sein." erzählte er weiter. Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Es erschütterte mich zutiefst. „Ich hatte es nie jemanden erzählt, weil ich Situationen wie diese jetzt vermeiden wollte. Niemand soll sich Sorgen um mich machen, mir geht's gut." sagte er. Ich schaute ihn an. Ich sah in seine braunen Augen. Wenn man genauer hinsah, konnte man sehen, was sich damals abgespielt hatte. Newt war ein sehr ruhiger Junge, sehr in sich gekehrt, versuchte dennoch immer gerecht zu sein. Er würde jedem helfen, der Hilfe benötigte. Er hielt uns alle zusammen. „...wie ein Kleber." flüsterte ich lächelnd. „Wie war das?" fragte er und ich wiederholte: „Wie ein Kleber. Du bist wie ein Kleber, der uns alle zusammenhält." „Kleber? Ja das steht auch auf meinem Nacken. Woher weißt du das?" sagte er ungläubig. Ich verstand nicht, weshalb Newt sich mit dem Rücken zu mir drehte und mir bedeutete, den Kragen von seinem Pulli ein Stück runterzuziehen... und... es war tatsächlich wahr. Proband A-5: „Der Kleber". „Steht bei mir auch sowas?" fragte ich Newt aufgeregt und setzte mich nun mit dem Rücken zu ihm. Er legte mir vorsichtig meine Haare nach vorn, was mir irgendwie eine Gänsehaut bereitete. „Und?" hackte ich nach, da Newt so still war. „Proband A-0: „Die Heilerin"..." las er vor. Ich drehte mich wieder zu ihm, um sein Gesicht sehen zu können. Er sah irgendwie überrascht und nachdenklich aus. „Die Heilerin.." wiederholte ich es murmelnd. „Vielleicht, weil du mit bei den Sanis warst im Labyrinth." meinte Newt. „Hmm, gut möglich." gab ich zu, obwohl ich glaubte, dass da noch eine tiefere Bedeutung dahinter steckte.
..ich saß an meinem Arbeitsplatz, gegenüber von Thomas und beobachtete die Lichtung auf dem Monitor. Thomas und ich waren zur Nachtwache eingeteilt worden. Die Lichter schliefen noch. Alles war ruhig. Das machte es nicht gerade einfacher, wach zu bleiben. Ich tippte auf der Tastatur die verschiedenen Perspektiven durch und stoppte bei einer; die Hütte von Alby und Newt. Einer von beiden schien nicht mehr zu schlafen, denn ich konnte sehen, wie jemand im Zimmer auf und abging. Das ging noch ein paar Minuten so weiter. Gerade als ich weitertippen wollte, kam Newt plötzlich raus und joggte über die Wiese, direkt auf eines der Tore zu. Ich tippte, um ihn wieder im Bild zu haben. Er stand vor dem Tor. Es war 5:58 Uhr, es würde sich also in 2 Minuten öffnen. Was hatte er denn vor, so ganz allein? „Thomas." rief ich und er sah zu mir rüber. „Bild 12." sagte ich und er nickte. Als er Newt erkannte, der soeben ins Labyrinth gelaufen war, fragte er: „Was wird das denn?" „Ich weiß nicht.." antwortete ich. Er ging eine Weile ziellos durch das Labyrinth. Ich musste ständig ein neues Bild eintippen. Er stoppte plötzlich. Kurz stand er einfach nur da, bis er dann am Efeu hochkletterte. Ich richtete mich auf. „Was zur Hölle macht er denn da?" sagte ich nervös. Thomas sah angespannt zu. Newt war bis ganz hoch auf die Mauer geklettert und stand nun schnaufend da oben. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ein paar Minuten regte er sich nicht, sondern starrte einfach nur ins nichts. Und dann sprang er einfach. „Nein!" schrie ich. Ruckartig stand ich auf und stieß dabei meinen Stuhl um. Thomas kam zu mir herüber. „Nein, das darf nicht sein." wimmerte ich und Tränen liefen über meine Wange. Ich wurde total kirre im Kopf. „Pssht, Chloe bitte beruhige dich.." versuchte Thomas mich zu beruhigen. „Er ist gerade gesprungen Thomas! Das kann er unmöglich überlebt haben!" schrie ich schluchzend. Ich versuchte ihn zu finden und tippte wild auf der Tastatur herum, aber Newt tauchte nicht auf. „Chloe, hör auf!" sagte Thomas laut und zerrte mich von dem Computer weg. Ich schrie und strampelte. Ich rief nach Newt und die ganze Zeit sagte jemand, dass ich aufhören soll...
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The Lies Of Our Lives
Fanfiction- Fortsetzung - Einige der Jungen hatten es erfolgreich aus dem Labyrinth geschafft. Sie wurden auf eine Einheit gebracht, die zunächst sicher schien. Newt hatte ein paar kleine Probleme sich einzugewöhnen, weil er sich um Chloe sorgte. Die Jungen s...