5. Eine beste Freundin brauch doch jeder

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Als mein Wecker am nächsten Morgen klingelt, wünsche ich mir, dass ich nicht mit Alex bis in die Nacht noch andere Horrorfilme geguckt hätte.

Ich schlage die Bettdecke zurück und nehme mir meine Kleidung für den heutigen Tag, die ich gestern über den Stuhl gelegt habe, und verschwinde damit im Bad.
Nachdem ich geduscht und Zähne geputzt habe, setze ich mich an meinen Schminktisch.

Meine Alltagsmake-up Routine ist immer dieselbe. Deshalb Routine.
Ich trage Concealer auf , um meine Augenringe zu verstecken, fülle meine Augenbrauen etwas auf, dann Blush und zum Schluss etwas Mascara.
Ich bin heute ganz zufrieden mit meinem Make-up, weshalb ich es dabei belasse.

Ich greife nach meiner Tasche und mache mich auf den Weg nach unten.

„Hübsch siehst du aus." sagt Mum, als ich die Treppe runter gehe.
Ich habe eine schwarze, enge Jeans an und einen grauen Pulli, wo ich ein weißes Bralette drunter trage.
„Danke."

Ich beiße in mein Toast, habe aber nicht wirklichen Hunger, weshalb ich einfach nur meinen Kakao austrinke und nach einer Viertelstunde das Haus verlasse.

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If you love me, let me goooooooo

Ich stehe mit meinen Kopfhörern im Ohr an der Bushaltestelle und wippe mit dem Fuß im Takt.
Im Sommer letzten Jahres war ich mit Celine auf einem Konzert von Panic! At the disco gewesen.
Es war unglaublich und dort hatte ich Luca kennen gelernt. Wir hatten uns sofort gut verstanden.

Wir waren für 4 Monate zusammen gewesen, bis ich ihn dabei erwischt hab wie er mit Clarissa, der Schlampe, in ihrem Gartenhäuschen rumgemacht hat.
Und bevor ihr denkt ich bin ein Spanner oder so, der in den Gärten anderer die Blumen näher begutachtet, nein.
Clarissa wohnt im Haus nebenan. Sie ist mit ihrer Familie zur selben Zeit wie ich hierher gezogen, also vor ca. 8 Jahren. Wir hatten uns früher wirklich gut verstanden, weshalb unsere Eltern ein Durchgang von deren Garten zu unserem gelegt haben. Nach ein paar Jahren waren wir keine Freunde mehr und der Durchgang wurde auch nicht mehr von uns genutzt, aber von unseren Eltern.
Dann letztes Jahr war Luca zu Besuch und Clarissa hatte sich eh schon die ganze Zeit an ihn rangemacht. Aber Luca hatte immer nur gesagt, dass sie nicht sein Typ sei und er mit mir die perfekte Frau an seiner Seite habe.
Ja, Pustekuchen.
Nachdem ich in einer Nacht draußen Geräusche gehört habe bin ich rausgegangen und naja da fand ich die beiden dann halt im Gartenhaus von Clarissa vor. In einer sehr .. abstrakten Lage.
Nach diesem Vorfall hatte ich die Schnauze voll von Jungs und auch Clarissa war ab da an meine Erzfeindin geworden.
Ich habe Tage lang geweint und meine Mutter hat Luca rausgeschmissen.

Diese Band und auch das Lied This is Gospel rufen zwar schmerzhafte Erinnerungen hervor, aber trotzdem höre ich es noch gerne.
Ich weiß auch nicht warum, aber vielleicht erinnert es mich daran, dass Zeit keine Wunden heilt, sondern man sie einfach qualvoll überbrücken muss.

Als der Bus kommt und ich einsteige, sitzt Celine schon drin. Ihre langen hellblonden Haare hat sie zu einem Zopf nach hinten gebunden.
Sie trägt eine rosafarbene Lederjacke, weißes T-shirt und eine schwarze Hose mit weißen Sneakers.
Ich bin neidisch auf sie, da sie einfach immer und überall total stylisch aussieht.
Als sie mich sieht, strahlt sie übers ganze Gesicht.
„Haileyyyyyyyyyy"
Ich muss grinsen, als ich sie umarme und mich neben sie setze.
„Hey. Erzähl, wie war dein Wochenende? Tut mir leid ich hab deine SMS erst heute morgen gelesen. Gestern war ich schon im Reich der Träume unterwegs."

Nach dem komischen Vorfall mit dem Typen gestern, an Alex's Tür, hatte ich ihr nur kurz geschrieben, dass ich ihr unbedingt etwas erzählen müsse.
Dazu nutze ich jetzt die Busfahrt auf dem Weg zur Schule.
Ihr Augen leuchten, wie die einer stolzen Mutter.

„Wow. Okay. Oh, bitte lass mich ihn sehen. Ich will wissen, wie deine Sahneschnecke aussieht."
„Ne, bitte nicht nochmal. Weißt du wie peinlich das war?"
„Du hast dich doch gut geschlagen." sie boxt mir in den Arm. Wie kann ein so zierliches Mädchen so zuhauen.
„Naja. Muss trotzdem nicht sein." murmele ich.

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Kaum sind wir in der Schule angekommen, werden wir auch schon wieder auf den Fluren rumgeschubst und weggedrängt.
Naja, was heißt wir, eher ich, da Celine eigentlich alle anhimmeln und sie nie irgendjemand gegen einen Spind schleudern würde.

„Boah, das hab ich echt nicht vermisst." sage ich, als wir endlich bei unseren Schließfächern ankommen.
„Was?" fragt Celine, während sie in den Spiegel guckte, den sie in ihrem Spind verstaut hat.
„Ein Schleudertrauma zu bekommen, wenn man sich durch die Menschenmenge drückt und die auf einen losgehen, als würden sie zuhause nicht zu essen kriegen."
Celine kichert. „Ach Hailey. Genieß doch einfach die Zeit, in der dich sämtliche Jungs angrabbeln."
Hat sie das jetzt gerade echt gesagt? Ich sehe sie von der Seite schräg an. „Dein Ernst? Ich will nicht nach Hause mit lauter blauen Flecken kommen."
„Ach Mensch.. jetzt übertreib nicht. Sei doch froh, dass sie nicht über dich rüber latschen."
Ich sage nichts.
„Und schmoll nicht." Sie boxt mir schon wieder auf den Arm. „Hör zu. Noah hat mir erzählt, dass es ein paar Neue hier auf der Schule gibt. Ich finde wir sollten die heute mal ausfindig machen und vielleicht ist die Sahneschnitte ja dabei." Sie grinst mich an.

Noah ist Celine's Freund. Sie sind schon seit zwei Jahren zusammen, aber es gibt in letzter Zeit immer wieder Stress, wegen verschiedenen Dingen.

„Hör auf, Celi. Ich will den nicht wiedersehen."
„Jaja. Sehen wir uns beim Mittagessen?"
Ich nicke, umarme sie und mache mich auf den Weg zu meinem Klassenraum, in dem ich jetzt Bio habe.

Don't do it again. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt